Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Nein, das kannst du nicht. Du weißt ja gar nicht, was ich fühle.« Sie sprach ohne Erregung, aber mit völliger Überzeugung. Er starrte sie einen Moment lang an, dann stand er auf und ging die Karaffe holen.

Sie sah zu, wie die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas aufwirbelte, und wartete, bis er es ergriff, bevor sie fortfuhr.

»Ich will ihm nicht beim Sterben zusehen«, sagte sie.

»Gott sei’s gedankt«, murmelte er und nahm einen Schluck Brandy.

»Ich will mit ihm sprechen.«

Die Flüssigkeit nahm den falschen Weg, und er verschluckte sich und spuckte den Brandy über die Rüschen seines Hemdes.

»Vielleicht solltest du dich hinsetzen«, sagte sie und blinzelte ihn an. »Du siehst nicht besonders gut aus.«

»Ich kann mir gar nicht vorstellen, wieso nicht.« Doch er setzte sich und griff nach einem Tuch, um sich das Gesicht abzuwischen.

»Nein, ich weiß, was du sagen willst«, sagte sie fest, »also gib dir keine Mühe. Kannst du es arrangieren, dass ich ihn sehen kann, bevor sie ihn nach Wilmington bringen? Und bevor du sagst, nein, mit Sicherheit nicht, frag dich, was ich tun werde, wenn du das sagst.«

Lord John schloss den Mund, den er schon geöffnet hatte, um »Nein, mit Sicherheit nicht« zu sagen, und betrachtete sie einen Augenblick schweigend.

»Ich nehme nicht an, dass du vorhast, mir erneut zu drohen, oder?«, fragte er im Konversationston. »Denn wenn es so ist …«

»Natürlich nicht.« Sie besaß so viel Anstand, bei diesen Worten leicht zu erröten.

»Also, dann muss ich gestehen, dass mir nicht ganz klar ist, wie du –«

»Ich werde meiner Tante erzählen, dass Stephen Bonnet der Vater meines Babys ist. Und ich erzähle es Farquard Campbell. Und Gerald Forbes. Und Richter Alderdyce. Und dann gehe ich zum Hauptquartier der Garnison – da muss er ja wohl sein – und erzähle es Sergeant Murchison. Wenn er mich nicht hineinlässt, bitte ich Mr. Campbell um eine schriftliche Verfügung, damit er mir Zutritt verschafft. Ich habe ein Recht darauf, ihn zu sehen.«

Er sah sie scharf an, doch er konnte sehen, dass es keine leere Drohung war. Sie saß so solide und unbeweglich wie eine Marmorstatue da – und genauso empfänglich für seine Überredungskünste.

»Du schreckst nicht davor zurück, einen monströsen Skandal heraufzubeschwören?« Es war eine rhetorische Frage; er versuchte nur, einen Augenblick zum Nachdenken zu gewinnen.

»Nein«, sagte sie ruhig. »Was habe ich zu verlieren?« Sie zog die Augenbrauen in einem halb humorvollen Zucken hoch.

»Ich nehme an, du müsstest unsere Verlobung auflösen. Aber wenn der ganze Bezirk weiß, wer der Vater ist, dann hätte das wohl denselben abschreckenden Effekt auf Männer, die mich heiraten wollen, wie unsere Verlobung.«

»Dein Ruf –«, begann er, obwohl er wusste, dass es hoffnungslos war.

»Ist sowieso nicht besonders. Obwohl, was das angeht, warum sollte es eigentlich schlimmer sein, wenn ich schwanger bin, weil mich ein Pirat vergewaltigt hat, als weil ich liederlich gewesen bin, wie mein Vater das so charmant formuliert hat?« Es lag ein leichter Unterton von Bitterkeit in ihrer Stimme, der ihn davon abhielt, noch mehr zu sagen.

»Wie auch immer, Tante Jocasta wird mich wohl nicht hinauswerfen, nur weil ich einen Skandal auslöse. Ich werde nicht verhungern und das Baby auch nicht. Und ich kann nicht sagen, dass es mich kümmert, ob die Damen MacNeill mich besuchen oder nicht.«

Er hob sein Glas und trank noch einen Schluck, diesmal vorsichtig, während er ein Auge auf sie hatte, um weiteren Schreckmomenten vorzubeugen. Er hätte gern gewusst, was zwischen ihr und ihrem Vater vorgefallen war – war aber nicht mutig genug, um sie zu fragen. Stattdessen stellte er das Glas hin und fragte: »Warum?«

»Warum?«

»Warum glaubst du, dass du mit Bonnet sprechen musst? Du sagst, ich weiß nicht, was du fühlst, was unleugbar wahr ist.« Er ließ einen Hauch von Ironie in seiner Stimme mitklingen. »Doch was es auch immer ist, es muss sehr dringlich sein, wenn es dich dazu bringt, solch drastische Schritte in Erwägung zu ziehen.«

Ein Lächeln keimte langsam auf ihren Lippen auf und breitete sich bis zu ihren Augen aus.

»Ich mag es wirklich, wie du dich ausdrückst«, sagte sie.

»Ich bin außerordentlich geschmeichelt. Wenn du es allerdings erwägen könntest, meine Frage zu beantworten …«

Sie seufzte so tief, dass die Kerzenflamme flackerte. Sie stand schwerfällig auf und fingerte an ihrem Rocksaum herum. Offensichtlich hatte sie eine Tasche hineingenäht, denn sie zog ein kleines Blatt Papier heraus, das zusammengefaltet und vom vielen Anfassen zerfleddert war.

»Lies das«, sagte sie und gab es ihm. Sie wandte sich ab und ging zum anderen Ende des Zimmers, wo ihre Farben und ihre Staffelei in einer Ecke am Kamin standen.

Beim Anblick der schwarzen Lettern durchfuhr ihn ein kleiner, vertrauter Ruck. Er hatte Jamie Frasers Handschrift erst einmal gesehen, doch einmal war genug; es war eine einmalige Schrift.

Tochter –

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