Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Am Ende der Zeremonie fiel ein kurzes Schweigen über die Menge, und in diesem Moment trat Jamie aus der Ecke. Alle Köpfe drehten sich, als er zu Ian hinüberging, und ich sah, wie sich mehr als ein Krieger missbilligend anspannte.

Er löste die Brosche von seinem Plaid, gürtete es auf und legte seinem Neffen den blutbefleckten, leuchtend roten Tartan über die Schulter.

»Cuimhnich«, sagte er leise und trat zurück. Erinnere dich.

Wir waren alle drei sehr still, als wir am nächsten Morgen dem schmalen Pfad folgten, der vom Dorf fortführte. Mit weißem Gesicht hatte sich Ian formell von uns verabschiedet, während er bei seiner neuen Familie stand. Doch ich war nicht so tapfer gewesen, und als Ian meine Tränen sah, biss er sich auf die Lippe, um seine eigenen Gefühle in Schach zu halten. Jamie hatte ihn umarmt, ihn auf den Mund geküsst und sich ohne ein Wort abgewandt.

Jamie schlug in dieser Nacht das Lager mit seiner üblichen Effizienz auf, doch es war zu spüren, dass seine Gedanken anderswo weilten. Kein Wunder; meine eigenen waren zerrissen zwischen der Sorge um Ian hinter uns und der Sorge um Brianna vor uns, und für unsere gegenwärtigen Umstände hatte ich nur sehr wenig Aufmerksamkeit übrig.

Roger lud eine Ladung Holz neben dem Feuer ab und setzte sich neben mich.

»Ich habe nachgedacht«, sagte er leise. »Über Brianna.«

»Ja? Ich auch.« Ich war so müde, dass ich dachte, ich würde kopfüber in die Flammen purzeln, bevor ich das Wasser zum Kochen gebracht hatte.

»Du hast gesagt, es gibt noch einen Kreis – eine Öffnung, was auch immer es ist – auf den Westindischen Inseln.«

»Ja.« Ich dachte kurz daran, ihm von Geillis Duncan und der Höhle Abandawe zu erzählen, verwarf es dann aber. Ich hatte nicht die Energie dazu. Ein andermal. Dann fuhr ich aus dem Nebel meiner Gedanken auf und erfasste, was er gerade gesagt hatte.

»Noch einer? Hier?« Ich sah mich wild um, als erwartete ich, einen Menhir zu erblicken, der drohend hinter mir stand.

»Nicht hier«, sagte er. »Aber irgendwo zwischen hier und Fraser’s Ridge.«

»Oh.« Ich versuchte, meine zerstreuten Gedanken zu sammeln. »Ja, ich weiß, dass es einen gibt, aber –« Dann fiel der Groschen, und ich packte ihn am Arm. »Du meinst, du weißt, wo es ist?«

»Du hast davon gewusst?« Er starrte mich erstaunt an.

»Ja, ich – hier, sieh mal …« Ich wühlte in meinem Beutel und brachte den Opal zum Vorschein. Er ergriff ihn hastig, bevor ich eine Erklärung loswerden konnte.

»Oh! Es ist dasselbe; genau dieses Symbol – ist in den Felsen in dem Kreis gemeißelt. Wo zum Teufel hast du den her?«

»Das ist eine lange Geschichte«, sagte ich. »Ich erzähle sie dir später. Aber jetzt – weißt du, wo der Kreis ist? Du hast ihn tatsächlich gesehen?«

Unsere Aufregung hatte Jamie herbeigelockt, der sich zu uns gesellte, um zu sehen, was los war.

»Ein Kreis?«

»Ein Zeitkreis, eine Öffnung, ein – ein –«

»Ich bin da gewesen«, unterbrach Roger meine gestotterten Erklärungen. »Ich habe ihn zufällig gefunden, während ich versucht habe zu fliehen.«

»Könntest du ihn wiederfinden? Wie weit ist er von River Run entfernt?« Mein Gehirn stellte hektische Berechnungen an. Etwas mehr als sieben Monate. Wenn der Rückweg sechs Wochen dauerte, würde Brianna mitten im neunten Monat sein. War es möglich, sie dann noch rechtzeitig in die Berge zu bringen? Und wenn – was würde riskanter sein, durch die Zeitpassage zu reisen, während sie im Begriff stand, ein Kind zu bekommen, oder für immer in der Vergangenheit zu bleiben?

Roger fingerte in seinem Hosenbund herum und brachte ein Stück Garn zum Vorschein, schmutzig und verknotet. »Hier«, sagte er und ergriff einen Doppelknoten. »Es war acht Tage, nachdem sie mich mitgenommen haben. Acht Tage von Fraser’s Ridge entfernt.«

»Und mindestens eine Woche von River Run nach Fraser’s Ridge.« Ich gestattete mir wieder zu atmen, unsicher, ob ich Enttäuschung oder Erleichterung fühlte. »Wir würden es niemals schaffen.«

»Aber das Wetter schlägt um«, sagte Jamie. Er wies kopfnickend auf eine große Blaufichte mit nassen, tropfenden Nadeln. »Als wir gekommen sind, war dieser Baum völlig vereist.« Er sah mich an. »Vielleicht kommen wir leichter voran; vielleicht sind wir schneller – oder auch nicht.«

»Oder auch nicht.« Ich schüttelte knapp den Kopf. »Du weißt genauso gut wie ich, dass der Frühling Schlamm bedeutet. Und man kann sich im Schlamm viel schlechter fortbewegen als im Schnee.« Ich spürte, wie mein Herz sich zu verlangsamen begann und sich fügte. »Nein, es ist zu spät, zu riskant. Sie muss hierbleiben.«

Jamie sah Roger über das Feuer hinweg an.

»Er nicht«, sagte er.

Roger sah ihn aufgeschreckt an.

»Oh –«, begann er, dann biss er die Zähne zusammen und fing von vorne an. »Oh, doch. Ihr glaubt doch nicht, dass ich sie alleinlassen würde? Und mein Kind?«

Ich öffnete den Mund und spürte, wie sich Jamie neben mir warnend versteifte.

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