Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Du und Ian, ihr bringt MacKenzie zu Brianna zurück.« Er sah Roger an, sein Gesicht war unergründlich. »Schließlich«, sagte er leise, »seid ihr zwei diejenigen, die sie braucht.«

Roger öffnete sofort den Mund, um zu widersprechen, doch ich platzte ihm dazwischen.

»Möge der Herr mich vor sturen Schotten bewahren!«, sagte ich. Ich funkelte sie beide an. »Sie haben sich noch nicht entschieden. Das ist nur das, was der Rat der Frauen sagt. Also hat es keinen Sinn, darüber zu diskutieren, bevor wir es nicht mit Sicherheit wissen. Und was Dinge angeht, die wir nicht mit Sicherheit wissen«, sagte ich in der Hoffnung, sie abzulenken, »wo ist Ian?«

Jamie starrte mich an.

»Ich weiß es nicht«, sagte er, und ich sah, wie eine Welle seinen Hals durchlief, als er schluckte. »Aber ich bete zu Gott, dass er unbehelligt bei diesem Mädchen im Bett ist.«

Niemand kam. Die Nacht verstrich ruhig, obwohl keiner von uns gut schlief. Aus purer Erschöpfung döste ich immer wieder ein und erwachte jedes Mal, wenn draußen ein Geräusch erklang. Meine Träume waren ein lebhaftes, verrücktes Flickwerk aus Blut und Feuer und Wasser.

Es wurde Mittag, bevor wir Stimmen näher kommen hörten. Mein Herz tat einen Satz, als ich eine davon erkannte, und Jamie war auf den Beinen, bevor sich die Türklappe hob.

»Ian? Bist du’s?«

»Aye, Onkel Jamie. Ich bin’s.«

Seine Stimme klang seltsam; atemlos und unsicher. Er trat in das Licht, das durch den Rauchabzug fiel, und ich schnappte nach Luft, denn ich fühlte mich, als hätte mich jemand in den Magen geboxt.

Man hatte ihm das Haar von den Seiten seines Schädels gezupft; der Rest stand in einem dichten Kamm von seiner Kopfhaut ab, und ein langer Schwanz hing ihm über den Rücken. Ein Ohr war frisch durchstochen worden und trug einen silbernen Ohrring.

Sein Gesicht hatte man tätowiert. Doppelte Halbmondlinien aus schwarzen Pünktchen, die meisten immer noch blutverkrustet, liefen ihm über beide Wangenknochen und trafen sich auf seinem Nasenbein.

»Ich – kann nicht lange bleiben, Onkel Jamie«, sagte Ian. Unter den tätowierten Linien sah er blass aus, doch er stand aufrecht. »Ich habe gesagt, sie müssen mich herkommen lassen, damit ich mich verabschiede.«

Jamies Lippen waren weiß geworden.

»Himmel, Ian«, flüsterte er.

»Heute Abend ist die Zeremonie der Namensgebung«, sagte Ian und versuchte, uns nicht anzusehen. »Sie sagen, danach bin ich ein Indianer und darf nur noch die Sprache der Kahnyen’kehaka sprechen; ich darf kein Englisch oder Gälisch mehr sprechen.« Er lächelte verlegen. »Und ich wusste, dass du nicht viel Mohawk sprichst.«

»Ian, das kannst du nicht tun!«

»Ich habe es schon getan, Onkel Jamie«, sagte Ian leise. Dann sah er mich an.

»Tante Claire. Kannst du meiner Mutter sagen, dass ich sie nicht vergessen werde? Mein Pa weiß es auch so, glaube ich.«

»Oh, Ian!« Ich drückte ihn fest, und er legte sanft die Arme um mich.

»Ihr könnt morgen aufbrechen«, sagte er zu Jamie. »Sie werden euch nicht aufhalten.«

Ich ließ ihn los, und er ging zu der Stelle, wo Roger stand und ein verblüfftes Gesicht machte. Ian bot ihm die Hand an.

»Es tut mir leid, was wir Euch angetan haben«, sagte er leise. »Passt Ihr gut auf meine Cousine und das Kleine auf?«

Roger ergriff seine Hand und schüttelte sie. Er räusperte sich und fand seine Stimme wieder.

»Ja«, sagte er. »Das verspreche ich.«

Dann wandte sich Ian Jamie zu.

»Nein, Ian«, sagte er. »Gott, nein, Junge. Lass es doch mich sein!«

Ian lächelte, obwohl seine Augen voller Tränen waren. »Du hast einmal zu mir gesagt, mein Leben sei nicht dazu da, verschwendet zu werden«, sagte er. »Und das wird es auch nicht.« Er streckte die Arme aus. »Dich vergesse ich auch nicht, Onkel Jamie.«

Kurz vor Sonnenuntergang brachten sie Ian zum Flussufer. Er zog sich aus und trat in das eiskalte Wasser, begleitet von drei Frauen, die ihn untertauchten, ihn knufften und ihn lachend mit Sand abschrubbten. Rollo lief am Ufer auf und ab und bellte wie wahnsinnig, dann sprang er in den Fluss und schloss sich dem an, was er offenbar für Spaß und Spiel hielt, wobei er Ian fast ertränkte.

Sämtliche Zuschauer, die das Ufer säumten, fanden es urkomisch – bis auf die drei Weißen.

Als das weiße Blut symbolisch aus Ians Körper gewaschen worden war, trockneten ihn ein paar Frauen ab, zogen ihm frische Kleider an und brachten ihn zur Zeremonie der Namensgebung in das Langhaus des Rates.

Alles drängte sich im Innenraum; das ganze Dorf war anwesend. Jamie, Roger und ich standen schweigend in der Ecke und sahen zu, wie der Sachem über ihm sprach und sang, wie Trommeln schlugen, wie die Pfeife angezündet wurde und von Hand zu Hand ging. Das Mädchen, das er Emily nannte, stand neben ihm, und ihre Augen leuchteten, als sie ihn ansah. Ich sah, wie er ihren Blick erwiderte, und das Leuchten, das dabei auch seine Augen erfüllte, trug etwas dazu bei, die Trauer in meinem Herzen zu lindern.

Sie nannten ihn Wolfsbruder. Sein Bruder, der Wolf, saß hechelnd zu Jamies Füßen und beobachtete die Vorgänge interessiert.

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