Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Ich ignorierte seine Frage für den Moment, weil der Anblick von Rogers Fuß mich ganz in Anspruch nahm. An seinem halben Fuß war das Gewebe geschwollen und rot angelaufen und am äußeren Rand der Sohle schlimm vereitert. Ich drückte mit meinem Finger fest ein Stückchen nach innen und fühlte das widerliche Nachgeben kleiner Eiterbeulen unter der Haut.

»Was hast du da gemacht?«

»Ich habe ihn mir aufgerissen, als ich versuchte zu fliehen. Sie haben es verbunden und irgendetwas draufgetan, aber es hat sich immer wieder entzündet. Mal wird es besser, und dann wird es wieder schlimmer.« Er zuckte mit den Achseln; seine Gedanken waren nicht bei seinem Fuß, so schlimm er auch sein mochte. Er blickte zu Jamie auf. Offensichtlich war er zu einem Entschluss gekommen.

»Also hat Euch Brianna mir nicht entgegengeschickt? Sie hat Euch nicht gebeten, mich – mich loszuwerden?«

»Nein«, sagte Jamie völlig überrascht. Er lächelte kurz, und ein Anflug von Charme überflutete plötzlich sein Gesicht. »Das war meine eigene Idee.«

Roger holte tief Luft und schloss kurz die Augen.

»Gott sei Dank«, sagte er und öffnete sie wieder. »Ich dachte, sie hätte vielleicht – wir hatten uns furchtbar gestritten, kurz bevor ich sie verlassen habe, und ich dachte, vielleicht hat sie Euch deshalb nichts von unserem Handfasting erzählt; vielleicht hat sie beschlossen, dass sie nicht mit mir verheiratet sein will.« Er hatte Schweiß auf der Stirn, vielleicht wegen der Nachricht, vielleicht auch, weil ich an seinem Fuß herumhantierte. Er lächelte ein wenig verlegen. »Mich zu Tode prügeln oder in die Sklaverei verkaufen zu lassen, kam mir allerdings etwas extrem vor, selbst für eine Frau mit ihrem Temperament.«

»Mmpfm.« Jamie war leicht rot angelaufen. »Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut.«

»Ich weiß.« Roger blickte ihn lange an, während er sich anscheinend dazu durchrang, ihm etwas zu erzählen. Er holte tief Luft, dann bückte er sich und nahm meine Hand sanft von seinem Fuß. Er richtete sich wieder auf und sah Jamie direkt an.

»Ich muss Euch was sagen. Worüber wir uns gestritten haben. Hat sie Euch erzählt, was sie hierhergeführt hat – um Euch zu finden?«

»Die Todesnachricht? Aye, das hat sie uns erzählt. Ihr glaubt doch nicht, dass ich Claire sonst erlaubt hätte, mitzukommen?«

»Was?« Verwunderter Argwohn zeigte sich in Rogers Augen.

»Es geht nur eins von beiden. Wenn sie und ich in sechs Jahren in Fraser’s Ridge sterben sollen, dann können uns wohl kaum vorher die Irokesen umbringen, oder?«

Ich starrte ihn an; auf diese Implikation war ich nicht gekommen. Außerordentlich beeindruckend; praktische Unsterblichkeit – für eine Weile. Das hieß, wenn man davon ausging …

»Das heißt, dass man davon ausgeht, dass die Vergangenheit nicht zu ändern ist – dass wir es nicht können, meine ich. Glaubst du das?« Gebannt beugte sich Roger ein wenig vor.

»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Glaubst du es?«

»Ja«, sagte Roger geradeheraus. »Ich glaube, dass man die Vergangenheit nicht ändern kann. Das ist der Grund, warum ich es getan habe.«

»Was getan?«

Er leckte sich über die Lippen, fuhr aber hartnäckig fort.

»Ich habe diese Todesnachricht viel früher als Brianna gefunden. Aber ich dachte, dass es keinen Zweck haben würde, wenn man versuchte, die Dinge zu ändern. Also habe ich – habe ich sie ihr vorenthalten.« Er blickte von mir zu Jamie. »So, jetzt wisst Ihr es. Ich wollte nicht, dass sie kommt; ich habe alles getan, was ich konnte, um sie von Euch fernzuhalten. Ich hielt es für zu gefährlich. Und – ich hatte Angst, sie zu verlieren«, schloss er einfach.

Zu meiner Überraschung sah Jamie Roger mit plötzlicher Anerkennung an.

»Also habt Ihr versucht, sie zu beschützen?«

Roger nickte, und eine gewisse Erleichterung verringerte die Anspannung in seinen Schultern.

»Dann versteht Ihr mich?«

»Aye, das tue ich. Das ist das erste Mal, dass ich etwas höre, was mir eine gute Meinung von Euch gibt, Sir.«

Es war eine Meinung, die ich im Moment nicht teilte.

»Du hast das gefunden – und es ihr nicht gesagt?« Ich konnte spüren, wie mir das Blut in die Wangen stieg.

Roger sah meinen Gesichtsausdruck und wandte den Blick ab.

»Nein. Sie … sie hat es so gesehen wie du, fürchte ich. Sie hat gedacht – na ja, sie hat gesagt, ich hätte sie verraten, und …«

»Das hast du auch. Sie und uns! Von allen – Roger, wie konntest du so etwas tun

»Er hat das Richtige getan«, sagte Jamie. »Schließlich –« Ich unterbrach ihn und fuhr ihn heftig an.

»Das hat er nicht! Er hat es ihr wissentlich vorenthalten und versucht, sie davon abzubringen – begreifst du denn nicht, dass du sie niemals zu Gesicht bekommen hättest, wenn es ihm gelungen wäre?«

»Aye, doch. Und was ihr zugestoßen ist, wäre niemals geschehen.« Seine Augen waren tiefblau und reglos auf die meinen gerichtet. »Ich wünschte, es wäre so gewesen.«

Ich schluckte meinen Schmerz und meine Wut hinunter, bis ich glaubte, wieder sprechen zu können, ohne dabei zu ersticken.

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