Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Auf der Suche nach Ablenkung – welcher Art auch immer – von seinen Ängsten rutschte er wieder hin und her und führte eine Inventur des schattigen Innenraums des Langhauses durch. Mehr oder weniger kahl wie der Küchenschrank eines Inselbewohners von Skye. Ein Wasserkrug, ein zerbrochenes Bettgestell und ein paar zerzauste Felle, die zerwühlt auf dem Erdboden lagen.

MacKenzie saß vornübergebeugt am Feuer, ohne sich um die zunehmende Kälte zu kümmern. Er hatte die Arme um die Knie geschlungen und den Kopf in Gedanken gesenkt. Er war so hochgewachsen wie die MacKenzies aus Leoch – und warum auch nicht?, dachte er plötzlich. Der Mann stammte von Dougal ab, wenn auch ein paar Generationen dazwischenlagen.

Er fand diesen Gedanken verstörend und seltsam beruhigend zugleich. Er hatte schon öfter Männer getötet, wenn es sein musste, und im Allgemeinen ließen ihre Geister ihn nachts ohne großes Knochengeklapper schlafen. Doch Dougals Tod hatte er mehr als einmal durchlebt, um dann schweißnass aufzuwachen, den Klang jener letzten, stummen Worte von ihm in den Ohren; Worte, die aus Blut geformt waren.

Er hatte nicht die geringste Wahl gehabt; es galt zu töten oder getötet zu werden, und es war so oder so knapp genug gewesen. Und doch … Dougal MacKenzie war sein Ziehvater gewesen, und wenn er ehrlich war, hatte ein Teil von ihm den Mann geliebt.

Ja, es war ein Trost zu wissen, dass ein kleines Stück von Dougal geblieben war. Der andere Erbteil dieses MacKenzie war ein bisschen beunruhigender. Die Augen des Mannes waren das Erste gewesen, was er beim Aufwachen gesehen hatte, leuchtend grün und gebannt, und einen Augenblick lang hatte sich sein Inneres zusammengeballt, weil er an Geillis Duncan dachte.

Wollte er wirklich seine Tochter mit dem Sprössling einer Hexe verbunden sehen? Er betrachtete den Mann unauffällig. Vielleicht war es gar nicht so schlimm, wenn Briannas Kind nicht von diesem Mann abstammte.

»Brianna«, sagte MacKenzie und hob plötzlich den Kopf von seinen Knien. »Wo ist sie?«

Jamie fuhr zusammen, und eine glühende Messerklinge versengte ihm den Arm und ließ ihm den Schweiß ausbrechen.

»Wo?«, sagte er. »Auf River Run, bei ihrer Tante. Sie ist in Sicherheit.« Sein Herzschlag donnerte ihm in den Ohren. Himmel, konnte der Mann Gedanken lesen? Oder hatte er das Zweite Gesicht?

Die grünen Augen waren ruhig, dunkel im gedämpften Licht.

»Warum habt Ihr Claire mitgebracht und nicht Brianna? Warum ist sie nicht mit Euch gekommen?«

Jamie erwiderte den kühlen Blick des Mannes. Sie würden ja sehen, ob hier jemand Gedanken las oder nicht. Wenn nicht, dann war die Wahrheit das Allerletzte, was er MacKenzie jetzt zu erzählen gedachte; Zeit genug war dafür, wenn – falls – sie gefahrlos unterwegs waren.

»Ich hätte Claire auch dagelassen, wenn ich geglaubt hätte, dass das ging. Sie ist ein hartnäckiges, kleines Biest. Ich hätte sie nur am Mitkommen hindern können, wenn ich sie an Händen und Füßen gefesselt hätte.«

Etwas Dunkles flackerte in MacKenzies Augen auf – Zweifel, oder Schmerz?

»Ich hätte nicht gedacht, dass Brianna die Sorte Mädchen ist, die allzu viel auf die Worte ihres Vaters gibt«, sagte er. Seine Stimme hatte einen Unterton – ja, Schmerz, und eine Art Eifersucht.

Jamie entspannte sich etwas. Keine Gedankenleserei.

»Ach ja? Tja, vielleicht kennt Ihr sie ja doch nicht so gut«, sagte er. Freundlich genug, doch mit einem höhnischen Unterton, der eine gewisse Sorte Mann dazu bringen würde, ihm an die Kehle zu gehen.

MacKenzie war nicht von dieser Sorte. Er setzte sich gerade hin und holte tief Luft.

»Ich kenne sie gut«, sagte er. »Sie ist meine Frau.«

Jamie setzte sich ebenfalls gerade hin und biss die Zähne mit einem schmerzerfüllten Zischen zusammen.

»Das ist nicht wahr.«

Jetzt zogen sich MacKenzies schwarze Brauen zusammen.

»Wir sind durch Handfasting getraut, sie und ich. Hat sie Euch das nicht erzählt?«

Das hatte sie nicht – doch er hatte ihr auch kaum eine Gelegenheit gegeben, es ihm zu erzählen. Zu wütend über die Vorstellung, dass sie bereit war, mit einem Mann ins Bett zu gehen, zu tief getroffen, weil er glaubte, sie hätte ihn zum Narren gemacht, stolz wie Luzifer und mit Höllenqualen dafür gestraft, dass er sie sich perfekt wünschte und feststellte, dass sie nur genauso menschlich war wie er selbst.

»Wann?«, fragte Jamie.

»Anfang September, in Wilmington. Als ich – kurz bevor ich mich von ihr getrennt habe.« Das Eingeständnis kam unfreiwillig, und durch den schwarzen Schleier seiner eigenen Schuld hindurch sah er, wie sich auch in MacKenzies Gesicht die Schuld widerspiegelte. Genauso verdient wie seine eigene, dachte er wütend. Wenn der Feigling sie nicht alleingelassen hätte …

»Das hat sie mir nicht erzählt.«

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