Mit zitternder Hand begann er das unvertraute Kreuzzeichen. »Im Namen des Vaters«, flüsterte er, und dann verließen ihn die Worte. »Bitte«, flüsterte er stattdessen. »Bitte gib, dass er nicht recht gehabt hat.«
Er kroch zittrig zu Frasers Körper hinüber und hoffte, dass der Mann noch lebte. Er lebte noch; Blut floss aus einer Wunde an Frasers Schläfe, und als er seine Finger unter das Kinn des Mannes schob, konnte er einen regelmäßigen Pulsschlag spüren.
In einem der Gefäße unter dem zertrümmerten Bettgestell war Wasser; glücklicherweise hatte er es nicht verschüttet. Er tauchte ein Ende des Plaids hinein und benutzte es, um Fraser das Gesicht abzuwischen. Nach ein paar Minuten dieser Behandlung begannen die Augenlider des Mannes zu flattern.
Fraser hustete, würgte heftig, drehte den Kopf zur Seite und übergab sich. Dann riss er die Augen weit auf, und bevor Roger etwas sagen oder sich bewegen konnte, hatte Fraser sich auf ein Knie hochgerollt, die Hand an dem
Blaue Augen funkelten ihn an, und Roger hob in instinktiver Abwehr den Arm. Dann blinzelte Fraser, schüttelte den Kopf, stöhnte und setzte sich schwer auf den Erdboden.
»Oh, Ihr seid es«, sagte er. Er schloss die Augen und stöhnte noch einmal. Dann fuhr sein Kopf hoch, die Augen blau und durchdringend, doch diesmal voll Sorge, nicht voll Wut.
»Claire!«, rief er aus. »Meine Frau, wo ist sie?«
Roger spürte, wie ihm der Kinnladen herunterfiel.
»Claire? Ihr habt sie
Fraser warf ihm einen Blick extremer Abneigung zu, verschwendete aber keine Worte an ihn. Er nahm das Messer aus dem Strumpf in die Hand und blickte zur Tür. Der Vorhang war heruntergelassen; es war niemand zu sehen. Der Lärm draußen war erstorben, obwohl das Raunen der Stimmen immer noch zu hören war. Dann und wann stach eine von ihnen heraus, rufend oder mahnend erhoben.
»Da steht ein Wächter«, sagte Roger.
Fraser sah ihn an und erhob sich so geschmeidig wie ein Panther. Ihm lief immer noch Blut über die eine Gesichtshälfte, doch das schien ihn nicht zu stören. Geräuschlos presste er sich flach an der Wand entlang, glitt zum Rand des Türvorhangs und drückte ihn mit der Spitze des winzigen Dolches zur Seite.
Was auch immer er sah, es ließ ihn eine Grimasse schneiden. Er ließ die Tür zurückfallen, kam zurück und setzte sich hin, während er das Messer wieder in den Strumpf steckte.
»Ein gutes Dutzend von ihnen direkt vor der Tür. Ist das Wasser?« Er streckte die Hand aus, und Roger schöpfte schweigend ein Kürbisschälchen voll davon und reichte es ihm. Er trank in tiefen Zügen, spritzte sich Wasser ins Gesicht und goss sich dann den Rest über den Kopf.
Fraser wischte sich mit der Hand über sein zerschlagenes Gesicht, öffnete dann die blutunterlaufenen Augen und sah Roger an.
»Wakefield, ja?«
»Im Augenblick benutze ich meinen eigenen Namen, MacKenzie.«
Fraser schnaubte kurz und humorlos.
»Das ist mir zu Ohren gekommen.« Er hatte einen breiten, ausdrucksvollen Mund – wie Brianna. Seine Lippen pressten sich kurz zusammen und entspannten sich dann.
»Ich habe Euch Schlimmes zugefügt, MacKenzie, wie Ihr wisst. Ich bin gekommen, um es wiedergutzumachen, soweit es geht, doch es kann passieren, dass ich keine Gelegenheit dazu bekomme.« Er wies mit einer kurzen Geste zur Tür. »Fürs Erste habt Ihr meine Entschuldigung. Falls Ihr später Genugtuung von mir verlangt – werde ich mich Eurem Willen fügen. Doch ich würde Euch bitten, damit zu warten, bis wir das hier sicher hinter uns haben.«
Roger starrte ihn einen Moment an. Genugtuung für die letzten Monate der Qual und Unsicherheit schien ein nicht minder abwegiger Gedanke zu sein als Sicherheit. Er nickte.
»Abgemacht«, sagte er.
Sie saßen einige Augenblicke schweigend da. Das Feuer in der Hütte wurde kleiner, doch das Brennholz war draußen; die Wächter behielten alles im Auge, was möglicherweise als Waffe benutzt werden konnte.
»Was ist passiert?«, fragte Roger schließlich. Er wies mit dem Kopf auf die Tür. »Da draußen?«
Fraser holte tief Luft und atmete seufzend aus. Zum ersten Mal bemerkte Roger, dass er den Ellbogen seines rechten Arms auf die linke Handfläche stützte und den Arm eng an seinen Körper gedrückt hielt.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, sagte er.
»Sie haben den Priester verbrannt? Er ist tot?« Nach allem, was er gesehen hatte, konnte es keinen Zweifel daran geben, doch Roger fühlte das Bedürfnis, trotzdem zu fragen.
»Er war Priester?« Die dichten, rötlichen Brauen hoben sich überrascht und senkten sich dann wieder. »Aye, er ist tot. Und nicht nur er.« Ein unwillkürlicher Schauer durchlief den hünenhaften Körperbau des Highlanders.
Fraser hatte nicht gewusst, was sie vorhatten, als die Trommeln zu dröhnen begannen und jedermann hinausging und sie sich um das große Feuer versammelten. Es wurde viel geredet, doch seine Kenntnisse der Mohawksprache reichten nicht aus, und sein Neffe, der sie sprach, war nicht aufzufinden.