Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Roger saß da und starrte den mit Leder verhängten Eingang an. Er betete – und lauschte. Er wusste, was eine Trommel bewirken konnte; hatte es selbst schon bewirkt – Ehrfurcht und Wut geweckt, indem er auf ein gespanntes Lederstück schlug und damit an die dunklen und verborgenen Instinkte des Zuhörers appellierte. Doch sich darüber im Klaren zu sein, was vor sich ging, machte es nicht weniger furchterregend.

Er hätte nicht sagen können, wie lange er dasaß und den Trommeln lauschte. Er hörte auch andere Geräusche – Stimmen, Schritte, den Lärm einer großen Menschenansammlung – und versuchte bewusst, nicht auf Alexandres Stimme zu horchen.

Plötzlich verstummten die Trommeln. Sie begannen erneut, nicht mehr als ein paar zögerliche Schläge, dann endeten sie vollständig. Es erklangen Rufe und dann eine Kakophonie von Schreien. Roger schreckte hoch und humpelte zur Tür. Doch der Wächter war immer noch da; er steckte seinen Kopf durch den Vorhang und gestikulierte drohend, eine Hand an seiner Keule.

Roger blieb stehen, konnte aber nicht zum Feuer zurückkehren. Er stand im Halbdunkel da. Schweiß lief ihm über die Rippen, und er lauschte auf die Geräusche im Freien.

Es hörte sich an, als wären alle Teufel der Hölle losgelassen worden. Was in Gottes Namen ging da draußen vor sich? Ein heftiger Kampf offensichtlich. Aber wer und warum?

Nach der ersten Salve von Schreien hatte das Stimmengewirr nachgelassen, doch es erklangen immer noch einzelne, schrille Heuler und Wehlaute von allen Seiten der zentralen Lichtung. Und er hörte Schläge; Stöhnen und andere Geräusche, die auf einen brutalen Kampf hindeuteten. Etwas knallte gegen die Wand des Langhauses; die Wand erzitterte, und ein Rindenpaneel brach in der Mitte durch.

Roger blickte zur Türklappe; nein, der Wächter beobachtete ihn nicht. Er schoss zu dem Paneel hinüber und riss mit den Fingern daran. Es nützte nichts, die Holzfasern zerbröckelten unter seinen Nägeln, und er fand keinen Halt. Verzweifelt presste er sein Auge an das Loch, das er gemacht hatte, und versuchte zu sehen, was draußen vor sich ging.

Von der zentralen Lichtung war nur ein schmaler Streifen zu sehen. Er konnte das Langhaus gegenüber erblicken, dazwischen einen Streifen aufgewühlter Erde und über allem den flackernden Schein eines enormen Feuers. Rote und gelbe Schatten kämpften mit schwarzen und bevölkerten die Luft mit feurigen Dämonen.

Einige der Dämonen waren echt; zwei dunkle Gestalten torkelten vorbei und wieder aus dem Blickfeld, in brutaler Umarmung verkeilt. Weitere Gestalten bewegten sich durch sein Blickfeld und rannten zum Feuer.

Dann erstarrte er und presste sein Gesicht gegen das Holz. Er hätte schwören können, unter den unverständlichen Mohawkschreien jemanden auf Gälisch brüllen gehört zu haben.

Es stimmte.

»Caisteal Dhuni!«, rief jemand ganz in der Nähe, und es folgte ein haarsträubender Schrei. Schotten – Weiße! Er musste zu ihnen! Roger bearbeitete das zersplitterte Holz verzweifelt mit den Fäusten und versuchte, sich mit roher Gewalt durch das Paneel zu arbeiten. Die gälische Stimme dröhnte erneut los.

»Caisteal Dhuni!« Nein, halt – Gott, es war eine andere Stimme! Und die erste antwortete. »Do mi! Do mi!« Zu mir! Zu mir! Und dann erhob sich eine erneute Flut von Mohawkschreien und ertränkte die Stimmen – Frauen, es waren Frauen, die jetzt kreischten, und ihre Stimmen waren noch lauter als die der Männer.

Roger warf sich mit der Schulter voran gegen das Paneel; es riss und zersplitterte weiter, gab aber nicht nach. Er versuchte es wieder und ein drittes Mal, aber ohne Ergebnis. Es gab nichts in dem Lagerhaus, das er als Waffe hätte benutzen können, nichts. Verzweifelt packte er die Verschnürung eines Bettverschlages und riss mit Händen und Zähnen daran. Er zog so lange, bis er einen Teil des Gestells gelöst hatte.

Er ergriff das Holz, hievte es hoch; rüttelte daran und hievte erneut, bis er es mit einem berstenden Krachen in der Hand hatte. Keuchend stand er da und umfasste einen zwei Meter langen Pfahl, dessen eines Ende zersplittert und angespitzt war. Er schob sich das stumpfe Ende unter den Arm und stürmte auf den Eingang los, das spitze Ende wie einen Speer auf die Lederklappe gerichtet.

Er schoss hinaus in Dunkelheit und Flammenmeer, kalte Luft und Rauch, in den Lärm, der ihm das Blut versengte. Er sah eine Gestalt vor sich und stürzte sich darauf. Der Mann tänzelte zur Seite und hob eine Keule. Roger konnte nicht bremsen, konnte nicht wenden, sondern warf sich flach hin, und die Keule landete wenige Zentimeter neben seinem Kopf.

Er wälzte sich auf die Seite und schwenkte wild seinen Pfosten. Er knallte gegen den Kopf des Indianers, und der Mann stolperte, ging zu Boden und brach über Roger zusammen.

Whisky. Der Mann roch nach Whisky. Ohne sich weitere Gedanken darüber zu machen, wand sich Roger unter dem zuckenden Körper hervor und stolperte auf seine Füße, den Pfosten immer noch in der Hand.

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