Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Was … tat?«, fragte sie. Langsam änderte sie ihre Position auf der Bank, doch es sah nicht so aus, als ob sie sich ihm zuwandte, sondern vielmehr so, als ob sie in ihren Kleidern dahintrieb wie eine Wolke, die im Wind die Form ändert.

»Ich war der Befehlshaber im Gefängnis von Ardsmuir; hat er Euch das erzählt? Nein, das habe ich mir gedacht.« Er machte eine ungeduldige Handbewegung, um sich das helle Haar zurückzustreichen, das ihm ins Gesicht peitschte.

»Er war ein Offizier, ein Gentleman. Der einzige Offizier dort. Er war der Sprecher der gefangenen Jakobiten. Wir haben in meinem Quartier zusammen zu Abend gegessen. Wir haben Schach gespielt, uns über Bücher unterhalten. Wir … sind Freunde geworden. Und … auch wieder nicht.«

Er verstummte.

Sie wich vor ihm zurück, und Abscheu lag in ihrem Blick.

»Ihr meint – Ihr habt ihn auspeitschen lassen, weil er nicht –«

»Nein, verdammt, das habe ich nicht!« Er schnappte nach dem Taschentuch und schrubbte wütend über seine Nase. Er schleuderte es zwischen ihnen auf die Sitzbank und funkelte sie an. »Wie könnt Ihr es wagen, eine solche Vermutung zu äußern!«

»Aber Ihr habt doch selbst gesagt, dass Ihr es getan habt!«

»Er hat es getan.«

»Man kann sich nicht selber auspeitschen.«

Er setzte zu einer Antwort an und prustete dann. Immer noch wütend, zog er eine Augenbraue hoch, bekam seine Gefühle jedoch wieder unter Kontrolle.

»Was man nicht alles kann. Nach allem, was Ihr mir erzählt habt, tut Ihr genau das seit Monaten.«

»Wir sprechen aber nicht über mich.«

»Natürlich tun wir das!«

»Nein, tun wir nicht!« Sie beugte sich zu ihm herüber, die dichten Brauen zusammengezogen. »Was zum Teufel meint Ihr damit, er hat es getan?«

Der Wind blies ihm ins Gesicht. Seine Augen brannten und tränten davon, und er wandte den Blick ab.

»Was mache ich hier eigentlich?«, murmelte er vor sich hin. »Ich muss wahnsinnig sein, mit Euch eine solche Unterredung zu führen!«

»Es ist mir egal, ob Ihr wahnsinnig seid oder nicht«, sagte sie und packte ihn beim Ärmel. »Ihr sagt mir jetzt, was geschehen ist!«

Er presste die Lippen fest zusammen, und für einen Augenblick dachte sie, er würde es nicht tun. Doch er hatte schon zu viel gesagt, um jetzt noch aufzuhören, und er wusste es. Seine Schultern hoben und senkten sich unter seinem Umhang und fielen zusammen, als er sich in sein Schicksal ergab.

»Wir waren Freunde. Dann … hat er meine Gefühle für ihn entdeckt. Er beschloss, unsere Freundschaft zu beenden. Doch das reichte ihm nicht; er wünschte eine endgültige Trennung. Also führte er absichtlich eine Gelegenheit herbei, die so drastisch war, dass sie unsere Beziehung unwiderruflich verändern und jede Chance einer Freundschaft zwischen uns unterbinden musste. Also hat er gelogen. Während einer Durchsuchung der Gefangenenquartiere behauptete er in aller Öffentlichkeit, ein Stück Tartanstoff, das man gefunden hatte, gehöre ihm. Der Besitz derartiger Dinge war damals gegen das Gesetz – in Schottland ist es immer noch so.«

Er holte tief Luft und atmete wieder aus. Er vermied es, sie anzusehen, sondern konzentrierte seinen Blick auf den Fransenrand der kahlen Bäume am anderen Flussufer, die sich nackt vor dem blassen Frühlingshimmel abzeichneten.

»Ich war der Gouverneur, und es war meine Aufgabe, dieses Gesetz durchzusetzen. Ich war gezwungen, ihn auspeitschen zu lassen. Und er wusste verdammt genau, dass ich das sein würde.«

Er legte den Kopf zurück und lehnte ihn an die gemeißelte Steinlehne der Bank. Seine Augen waren zum Schutz vor dem Wind geschlossen.

»Ich konnte ihm verzeihen, dass er mich nicht begehrte«, sagte er voll stiller Bitterkeit. »Aber ich konnte ihm nicht verzeihen, dass er mich zwang, ihn so zu missbrauchen. Mich nicht nur zwang, ihm Schmerzen zuzufügen, sondern auch, ihn zu degradieren. Er konnte sich nicht einfach nur weigern, mein Gefühl anzuerkennen; er musste es vernichten. Es war zu viel.«

Auf der Oberfläche der Flut kochte Treibgut an ihnen vorbei; vom Sturm geknickte Zweige und Äste, eine zerbrochene Planke von der Außenhülle eines Bootes, das irgendwo flussaufwärts Schiffbruch erlitten hatte.

Sie bedeckte seine Hand, die auf seinem Knie ruhte, mit der ihren. Sie war etwas größer als seine und warm, weil sie in ihrem schützenden Umhang gesteckt hatte.

»Er hat einen Grund gehabt. Es hat nicht an Euch gelegen. Doch das muss er Euch selbst erzählen, wenn er es will. Doch Ihr habt ihm verziehen«, sagte sie leise. »Warum?«

Jetzt richtete er sich auf und zuckte mit den Achseln, schob ihre Hand aber nicht fort.

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