Sie setzten sich hin, doch sie konnte nicht stillsitzen. Nicht stillsitzen und ihn dabei ansehen. Er stand gemeinsam mit ihr auf und ging neben ihr her. Er berührte sie nicht, hielt aber mit ihr Schritt, während der Wind ihm die hellen Haarsträhnen ins Gesicht wehte, sagte kein Wort, hörte aber zu, hörte zu, während sie ihm fast alles erzählte.
»Also habe ich nachgedacht und nachgedacht«, endete sie verzweifelt. »Und es führt nirgendwohin. Versteht Ihr? Mutter und – und Pa, sie sind irgendwo da draußen –« Sie schwenkte den Arm in Richtung der fernen Berge. »Ihnen könnte alles Mögliche zugestoßen sein. Und ich sitze hier, werde dicker und dicker, und es gibt nichts, was ich
Sie blickte zu ihm herunter und fuhr sich mit dem Rücken ihres Handschuhs unter der tropfenden Nase entlang.
»Ich weine nicht«, versicherte sie ihm, obwohl sie es doch tat.
»Natürlich nicht«, sagte er. Er ergriff ihre Hand und legte sie über seinen Arm.
»Ringel, Ringel, Rose«, murmelte er, den Blick auf das bunte Pflaster des Weges gerichtet, während sie den Brunnen umkreisten.
»Ja, Ringel, Ringel, Rose, Butter in die Dose«, pflichtete sie ihm bei. »Und in drei Monaten macht die Dose Peng! Ich muss irgendetwas tun«, schloss sie elend.
»Glaubt es oder nicht, in Eurem Fall
»Nicht meine Ehre«, sagte sie. »Seine. Rogers. Er ist – er ist mir gefolgt. Er hat – alles aufgegeben – und er ist mir hinterhergereist, als ich hierherkam, um meinen Vater zu suchen. Ich wusste, dass er es tun würde, und so war es auch.«
»Wenn er das hier herausfindet«, sie zog eine Grimasse und legte eine Hand um ihren Kugelbauch, »dann wird er mich heiraten; er wird glauben, dass er das muss. Und das kann ich nicht zulassen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich ihn liebe. Ich will nicht, dass er mich aus Pflichtgefühl heiratet. Und ich –« Sie presste ihre Lippen über dem Rest zusammen. »Es geht nicht«, schloss sie bestimmt. »Ich habe mich entschieden, und es geht nicht.«
Lord John zog seinen Umhang fester, als ein frischer Windstoß wie eine Rakete vom Fluss herangestoben kam. Es roch nach Eis und totem Laub, doch es lag ein Hauch von Frische darin; der Frühling war im Anmarsch.
»Ich verstehe«, sagte er. »Tja, ich stimme völlig mit Eurer Tante überein, dass Ihr einen Ehemann braucht. Aber warum ich?« Er zog seine bleiche Augenbraue hoch. »Liegt es an meinem Titel oder meinem Reichtum?«
»Keins von beidem. Es war, weil ich mir sicher war, dass Ihr keine Frauen mögt«, sagte sie und warf ihm einen dieser unverhüllten, blauen Blicke zu.
»Ich
»Ja«, sagte sie, und die kleinen Linien zwischen ihren Augen verschwanden wie durch Zauberei. »Das dachte ich auch. Versteht Ihr, es wäre nicht recht von mir, Mr. MacNeill oder Barton McLachlan oder einen anderen dieser Männer zu heiraten, weil ich damit etwas versprechen würde, was ich ihnen nicht geben könnte. Aber ich will sie sowieso nicht, also gibt es keinen Grund, warum ich Euch nicht heiraten könnte.«
Er unterdrückte ein starkes Bedürfnis, seinen Kopf gegen die Mauer zu donnern.
»Aber sicher gibt es den.«
»Was denn?«
»Um nur den offensichtlichsten zu nennen, würde mir Euer Vater zweifellos den Hals brechen!«
»Warum denn das?«, wollte sie stirnrunzelnd wissen. »Er hat Euch gern; er sagt, Ihr seid einer seiner besten Freunde.«
»Ich habe die Ehre, in seiner Hochachtung zu stehen«, sagte er kurz. »Allerdings würde diese Hochachtung sehr schnell aufhören zu existieren, wenn Jamie Fraser entdecken würde, dass seine Tochter einem abartigen Sodomiten als Gespielin und Zuchtstute dient.«
»Und wie sollte er das herausbekommen?«, wollte sie wissen. »
»Also, es tut mir leid, aber das habt
»Oh, Himmel. Ja, das habe ich.« Abwesend strich er sich eine Haarsträhne aus dem Mund und wischte sich erneut die laufende Nase an seinem Ärmel ab. »Verdammt, warum habe ich kein Taschentuch? Ich habe es gesagt, weil es stimmt. Und was Euren Vater angeht, so ist er sich der Tatsache sehr wohl bewusst.«
»Ja?« Sie schien unverhältnismäßig überrascht zu sein. »Aber ich dachte, er würde niemals –«