Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Die Weißen waren nicht eingeladen worden, doch niemand machte irgendwelche Anstalten, sie fernzuhalten. Und so war es gekommen, dass Claire und er als neugierige Beobachter am Rand der Menge gestanden hatten, als der Sachem und der Rat herauskamen und der alte Mann zu sprechen begann. Es hatte noch ein Mann gesprochen, der sehr wütend war.

»Dann haben sie den Mann herausgebracht, so nackt wie eine Kaulquappe, ihn an einen Pfahl gebunden und sich über ihn hergemacht.« Er hielt inne, Schatten in den Augen, und sah Roger an.

»Ich sag Euch, Mann, ich habe schon gesehen, wie französische Henker einen Mann am Leben erhalten, der wünschte, er wäre tot. Es war nicht schlimmer als das hier – aber auch nicht viel besser.« Fraser trank noch einmal, durstig, und senkte den Becher.

»Ich habe versucht, Claire wegzuziehen – nach allem, was ich wusste, konnten sie uns doch nur als Nächste angreifen.« Doch die Menge drängte sich so dicht um sie herum, dass jede Bewegung unmöglich war; sie hatten keine andere Wahl, als weiter zuzusehen.

Rogers Mund fühlte sich trocken an, und er griff nach dem Becher. Er wollte nicht danach fragen, doch er spürte ein perverses Bedürfnis, es zu wissen – sei es um Alexandres oder um seiner selbst willen.

»Hat er – irgendwann geschrien?«

Fraser warf ihm erneut einen überraschten Blick zu, dann überlief so etwas wie Begreifen sein Gesicht.

»Nein«, sagte er langsam. »Er ist sehr anständig gestorben – in ihrem Licht betrachtet. Dann habt Ihr den Mann gekannt?«

Roger nickte wortlos. Es war schwer zu glauben, dass Alexandre fort war, selbst als er das hörte. Und wo war er jetzt? Er konnte doch wohl nicht recht gehabt haben. Mir wird nicht vergeben. Gewiss nicht. Kein gerechter Gott –

Roger schüttelte heftig den Kopf und verdrängte den Gedanken. Es war offensichtlich, dass Fraser nur mit halber Aufmerksamkeit bei seiner Geschichte war, so furchtbar sie auch sein mochte. Er blickte fortwährend zur Tür, einen Ausdruck ängstlicher Erwartung im Gesicht. Erwartete er Rettung?

»Wie viele Männer habt Ihr mitgebracht?«

Die blauen Augen blitzten überrascht auf.

»Meinen Neffen Ian.«

»Das ist alles?« Roger versuchte, sich seinen verblüfften Unglauben nicht anhören zu lassen, doch es gelang ihm eindeutig nicht.

»Hattet Ihr das 78ste Highlandregiment erwartet?«, fragte Fraser sarkastisch. Er stand auf und schwankte leicht, den Arm an seine Seite gepresst. »Ich habe Whisky mitgebracht.«

»Whisky? Hatte der etwas mit dem Kampf zu tun?« Roger erinnerte sich an den Geruch des Mannes, der über ihn hergefallen war, und wies kopfnickend zur Wand des Langhauses.

»Schon möglich.«

Fraser ging zu der Wand mit dem zersplitterten Paneel, presste ein Auge gegen die Öffnung und starrte eine Zeitlang auf die Lichtung hinaus, bevor er an das dahinschwindende Feuer zurückkehrte. Draußen war es still geworden.

Der kräftige Highlander sah mehr als schlecht aus. Sein Gesicht war weiß und unter den getrockneten Blutstreifen mit einem Schweißfilm überzogen. Roger goss ihm schweigend noch mehr Wasser ein; es wurde schweigend entgegengenommen. Er wusste nur zu gut, was mit Fraser nicht stimmte, und es waren nicht die Nachwirkungen der Wunde.

»Wann habt Ihr sie zuletzt gesehen?«

»Als der Kampf ausbrach.« Fraser konnte nicht stillsitzen; er stellte den Becher ab und stand wieder auf. Er durchstreifte das Innere des Langhauses wie ein ruheloser Bär, dann blieb er stehen und sah Roger an.

»Wisst Ihr irgendetwas über das, was da geschehen ist?«

»Ich könnte es erraten.« Er machte Fraser mit der Geschichte des Priesters vertraut und fand einen kleinen Trost darin, sie zu erzählen.

»Sie würden ihr nichts antun«, sagte er und versuchte damit, genauso sich selbst zu beruhigen wie Fraser. »Sie hatte doch nichts damit zu tun.«

Fraser schnaubte verächtlich.

»Aye, das hatte sie wohl.« Ohne Vorwarnung schlug er mit einem dumpfen Pochen der Wut seine Faust auf den Boden. »Verdammtes Weibsbild.«

»Ihr geschieht schon nichts«, wiederholte Roger hartnäckig. Er konnte es nicht ertragen, etwas anderes zu glauben, doch er wusste, was Fraser genauso gut wusste – wenn Claire Fraser lebte, unverletzt und frei war, dann hätte nichts sie von ihrem Mann fernhalten können. Und was den unbekannten Neffen anging …

»Ich habe Euren Neffen gehört – im Kampf. Ich habe gehört, wie er Euch gerufen hat. Er hörte sich an, als fehlte ihm nichts.« Schon als er diese Information lieferte, wusste er, was für eine schwache Beruhigung sie war. Doch Fraser nickte, den Kopf auf die Knie gebeugt.

»Er ist ein guter Junge, Ian«, murmelte er. »Und er hat Freunde unter den Mohawk. Gebe Gott, dass sie ihn beschützen.«

Rogers Neugier kehrte zurück, als der Schock des Abends nachzulassen begann.

»Eure Frau«, sagte er. »Was hat sie getan? Wie konnte sie denn in all das verwickelt werden?«

Fraser seufzte. Er rubbelte sich mit der unverletzten Hand über sein Gesicht, dann durch sein Haar und rieb, bis die losen, roten Locken in Knoten und Schlingen abstanden.

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