»Leise. Aye, vielleicht sollte er von dem Baby erfahren – aber nicht das andere, nicht Bonnet.«
Ich biss mir auf die Lippe und betastete vorsichtig die Schwellung seines Bizeps. Er hatte eine der schlimmsten Prellungen, die ich je gesehen hatte; einen großen, lila-blau melierten Fleck – doch ich war mir ziemlich sicher, dass der Arm nicht gebrochen war.
Was seinen Vorschlag anging, war ich mir nicht so sicher.
Er konnte den Zweifel in meinem Gesicht sehen; er drückte mir fest die Hand.
»Nicht jetzt; nicht hier. Lass uns warten, wenigstens bis wir in Sicherheit sind.«
Ich überlegte einen Augenblick, während ich seinen Hemdsärmel aufriss und ihn zur Herstellung einer groben Schlinge benutzte. Zu erfahren, dass Brianna schwanger war, würde ihn genug schockieren. Vielleicht hatte Jamie recht; es war nicht zu sagen, wie Roger auf die Nachricht von der Vergewaltigung reagieren würde, und wir waren noch lange nicht aus dem Schlimmsten heraus. Besser, wenn er den Kopf klar hatte. Schließlich zuckte ich zögernd mit den Achseln.
»Na gut«, sagte ich laut und stand auf. »Ich glaube nicht, dass er gebrochen ist, aber die Schlinge wird helfen.«
Ich ließ Jamie auf dem Boden sitzen und ging zu Roger. Ich kam mir vor wie ein Pingpongball.
»Wie geht’s dem Fuß?« Ich kniete mich hin, um ihn aus dem unhygienisch aussehenden Lappen auszuwickeln, doch er bremste mich mit einer Hand auf meiner Schulter.
»Brianna. Ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Ist sie –«
»Sie ist schwanger.«
Was für Möglichkeiten er auch immer in seinem Gehirn gewälzt hatte, diese war nicht darunter gewesen. Es ist nicht möglich, pures Erstaunen zu verkennen. Er blinzelte und machte ein Gesicht, als hätte ich ihn mit einer Axt am Kopf getroffen.
»Sicher?«
»Sie ist jetzt im siebten Monat; man kann es ganz gut sehen.« Jamie war so still herangekommen, dass keiner von uns ihn gehört hatte. Seine Worte waren kalt und sein Blick noch kälter, doch Roger war längst über den Punkt hinaus, an dem er solche Subtilitäten bemerkt hätte.
Aufregung erleuchtete seine Augen, und sein erschrockenes Gesicht erwachte unter dem schwarzen Backenbart.
»Schwanger. Mein Gott, wie denn?«
Jamie gab einen verächtlichen Kehllaut von sich. Roger blickte ihn an und wandte dann schnell den Blick ab.
»Also, ich habe nicht gedacht –«
»
Rogers Kopf fuhr bei diesen Worten herum, und er funkelte Jamie an.
»Nichts bleibt ihr überlassen. Ich habe Euch doch gesagt, sie ist meine Frau.«
»Was?«, sagte ich, beim Abwickeln aufgeschreckt.
»Sie haben per Handschlag geheiratet«, sagte Jamie sehr widerstrebend. »Warum konnte sie uns das nur nicht erzählen?«
Ich glaubte, das beantworten zu können – auf mehr als eine Weise. Allerdings konnte ich die zweite Antwort nicht in Rogers Gegenwart erwähnen.
Sie hatte es nicht gesagt, weil sie schwanger war und gedacht hatte, dass es von Bonnet war. Demzufolge hatte sie es wohl für besser gehalten, nichts von ihrem
»Wahrscheinlich, weil sie gedacht hat, du würdest das nicht als echte Heirat ansehen«, sagte ich. »Ich habe ihr von unserer Hochzeit erzählt, von dem Vertrag und davon, wie du darauf bestanden hast, mich in der Kirche vor einem Priester zu heiraten. Sie würde dir nur ungern etwas erzählen, von dem sie glaubte, dass du es nicht gutheißen würdest – sie hat sich so sehr gewünscht, dir Freude zu machen.«
Jamie besaß immerhin so viel Anstand, bei diesen Worten beschämt auszusehen, doch Roger ignorierte unseren Wortwechsel.
»Geht es ihr gut?«, fragte er, indem er sich vorbeugte und meinen Arm ergriff.
»Ja, alles bestens«, versicherte ich ihm und hoffte, dass es immer noch stimmte. »Sie wollte mit uns kommen, aber natürlich konnten wir das nicht zulassen.«
»Sie wollte mitkommen?« Sein Gesicht erhellte sich, Glück und Erleichterung waren deutlich sichtbar, auch unter all den Haaren und dem Schmutz. »Dann hat sie also nicht –« Er hielt abrupt inne und blickte von mir zu Jamie und zurück. »Als ich … Mr. Fraser auf dem Berg begegnet bin, schien er zu glauben, dass sie – äh – gesagt hatte –«
»Ein schreckliches Missverständnis«, warf ich hastig ein. »Sie hatte uns nichts von eurem
»Oh, aye«, sagte er etwas widerstrebend. »Ein Fehler. Ich habe mich bei Mr. Wakefield entschuldigt und ihm gesagt, dass ich mein Bestes tun werde, um es wieder zu richten. Aber jetzt müssen wir über andere Dinge nachdenken. Hast du Ian gesehen, Sassenach?«
»Nein.« Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Ian nicht bei ihnen war, und ich spürte einen Ruck der Furcht in der Magengrube. Jamie machte ein grimmiges Gesicht.
»Wo bist du die ganze Nacht gewesen, Sassenach?«
»Ich war bei – ach, du lieber Himmel!«