Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

River Run


April 1770

Sie haben Stephen Bonnet festgenommen.«

Brianna ließ die Kiste mit dem Spiel auf den Boden fallen. Spielsteine aus Elfenbein explodierten in alle Richtungen und rollten unter die Möbelstücke. Sprachlos stand sie da und starrte Lord John an, der sein Brandyglas abstellte und hastig an ihre Seite kam.

»Geht es dir gut? Musst du dich hinsetzen? Ich entschuldige mich vielmals. Ich hätte es nicht –«

»Doch, das hättest du. Nein, nicht das Sofa, dann komme ich nie wieder hoch.« Sie winkte ab, als er ihr die Hand anbot, und ging langsam zu einem einfachen Holzstuhl an der Fensterseite. Als sie sicher saß, blickte sie ihn lange und ruhig an.

»Wo?«, sagte sie. »Wie?«

Er vertat keine Zeit mit der Frage, ob er Wein oder angebrannte Federn kommen lassen sollte; offenbar würde sie nicht in Ohnmacht fallen.

Er zog einen Stuhl zu ihr herüber, überlegte es sich dann aber anders und ging zur Tür des Salons. Er blickte in den dunklen Flur hinaus; tatsächlich, eins der Dienstmädchen döste in der Biegung der Treppe auf einem Hocker vor sich hin für den Fall, dass sie irgendwelche Wünsche hatten. Bei seinem Schritt fuhr der Kopf der Frau hoch, und ihre Augen leuchteten weiß im Halbdunkel.

»Geh zu Bett«, sagte er. »Wir werden heute Abend nichts mehr brauchen.«

Die Sklavin nickte und schlurfte davon. Ihre zusammengesackten Schultern verrieten ihre Erleichterung, sie musste seit der Dämmerung wach sein, und jetzt war es beinahe Mitternacht. Auch er war nach dem langen Ritt von Edenton furchtbar müde, doch seine Nachrichten konnten nicht warten. Er war am frühen Abend angekommen, hatte aber erst jetzt eine Gelegenheit gefunden, sich zu entschuldigen und Brianna allein zu sehen.

Er schloss die Türflügel und stellte eine Fußstütze davor, um jeder Unterbrechung vorzubeugen.

»Er ist hier in Cross Creek gefangen genommen worden«, sagte er ohne Umschweife, während er sich neben sie setzte. »Ich kann nicht sagen, wie. Die Anklage lautete auf Schmuggel. Doch natürlich kamen noch andere hinzu, nachdem erst einmal seine Identität feststand.«

»Was für Schmuggel?«

»Tee und Brandy. Zumindest diesmal.« Er rieb sich seinen steifen Nacken und versuchte, die Folgen der vielen Stunden im Sattel zu lindern. »Ich habe in Edenton davon gehört; offenbar ist der Mann berüchtigt. Seine Reputation reicht von Charleston bis Jamestown.«

Er sah sie genau an; sie war bleich, aber nicht leichenblass.

»Er ist schon abgeurteilt«, sagte er ruhig. »Er wird nächste Woche in Wilmington hängen. Ich dachte, du würdest das vielleicht gerne wissen.«

Sie holte tief Luft und atmete langsam aus, sagte aber nichts. Verstohlen betrachtete er sie noch genauer. Er wollte sie nicht anstarren, doch ihr Umfang erstaunte sie. Bei Gott, sie war immens! In den zwei Monaten seit ihrer Verlobung war sie mindestens doppelt so dick geworden.

Eine Seite ihres enormen Abdomens beulte sich plötzlich aus, und er erschrak. Er zweifelte mit einem Mal daran, ob es klug war, es ihr zu erzählen; wenn der Schreck über die Nachricht ihre Niederkunft vorzeitig auslöste, würde er sich das niemals verzeihen. Jamie würde ihm auch nicht verzeihen.

Sie starrte ins Leere und zog konzentriert die Stirn kraus. Trächtige Stuten sahen manchmal bei der Geburt so aus; völlig absorbiert von ihrem Innenleben. Es war ein Fehler gewesen, die Sklavin gehen zu lassen. Er zog seine Füße an, um sich zu erheben und Beistand zu holen, doch seine Bewegung holte sie aus ihrer Trance.

»Danke«, sagte sie. Das Stirnrunzeln war immer noch da, doch ihre Augen hatten den abwesenden Blick verloren; sie waren mit einer enervierenden, blauen Direktheit auf ihn gerichtet – umso enervierender, weil sie ihm so vertraut war.

»Wann hängen sie ihn?« Sie beugte sich ein wenig vor, eine Hand gegen ihre Seite gepresst. Wie als Reaktion auf den Druck überlief eine erneute Welle ihren Bauch.

Er lehnte sich zurück und betrachtete beklommen ihren Bauch.

»Freitag in einer Woche.«

»Ist er jetzt in Wilmington?«

Ein wenig beruhigt durch ihr besonnenes Verhalten, griff er nach seinem Glas. Er trank einen Schluck und schüttelte den Kopf, während er spürte, wie sich die Wärme des Alkohols wohltuend in seiner Brust ausbreitete.

»Nein. Er ist immer noch hier; es war kein Prozess nötig, da er schon verurteilt war.«

»Also bringen sie ihn zur Exekution nach Wilmington? Wann?«

»Ich habe keine Ahnung.« Der abwesende Blick war zurückgekehrt; diesmal nahm er ihn mit bösen Vorahnungen zur Kenntnis – es war nicht mütterliche Konzentration, sondern Kalkulation.

»Ich will ihn sehen.«

Mit großem Bedacht schluckte er seinen restlichen Brandy hinunter.

»Nein«, sagte er entschlossen und stellte das Glas hin. »Selbst wenn dein Zustand es dir erlauben würde, nach Wilmington zu reisen – was er gewiss nicht tut«, fügte er mit einem Seitenblick auf das gefährliche Aussehen ihres Bauches hinzu, »könnte es die schlimmste Wirkung auf dein Kind haben, wenn du einer Exekution beiwohnst. Ich kann es dir vollständig nachfühlen, meine Liebe, aber –«

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