Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Ich kriege … meinen Kopf … ja nicht mal in die Nähe meiner Knie!«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Dann ließ der Krampf nach; sie holte tief Luft, und ihre Gesichtsfarbe kehrte zurück.

Jamie blickte uns nacheinander an und runzelte besorgt die Stirn. Er ging zögernd einen Schritt auf die Tür zu.

»Ich denke, dann gehe ich wohl besser, wenn ihr –«

»Lass mich nicht allein!«

»Aber es ist – ich meine, du hast deine Mutter, und –«

»Lass mich nicht allein!«, wiederholte sie. Aufgeregt beugte sie sich zu ihm hinüber und ergriff seinen Arm, den sie schüttelte, um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen. »Das darfst du nicht!«

»Du hast gesagt, ich würde nicht sterben.« Sie sah ihm konzentriert ins Gesicht. »Wenn du hierbleibst, dann wird alles gut. Dann sterbe ich nicht.« Sie sprach mit solcher Intensität, dass ich spürte, wie auch mein Inneres von einem plötzlichen Krampf der Furcht ergriffen wurde, so stark wie der Schmerz einer Wehe.

Sie war groß, kräftig und gesund. Sie sollte eigentlich keine großen Probleme bei der Geburt haben. Doch ich war auch nicht klein und ebenfalls gesund – und vor fünfundzwanzig Jahren hatte ich im sechsten Monat eine Totgeburt gehabt und war dabei fast selbst gestorben. Ich würde sie wohl vor dem Kindbettfieber schützen können, doch es gab kein Mittel gegen plötzliche Blutungen. Das Einzige, was ich unter solchen Umständen tun konnte, war zu versuchen, ihr Kind mit einem Kaiserschnitt zu retten. Ich hielt meinen Blick entschlossen von der Truhe fern, in der die sterile Klinge bereitlag, für den Fall des Falles.

»Du wirst nicht sterben, Brianna«, sagte ich. Ich sprach so beruhigend, wie ich konnte, doch sie musste die Angst unter der professionellen Fassade gespürt haben. Ihr Gesicht verzog sich; sie ergriff meine Hand und klammerte sich so fest daran, dass die Knochen knackten. Sie schloss die Augen und atmete durch die Nase, schrie aber nicht auf.

Dann öffnete sie sie und sah mich direkt an. Ihre Pupillen waren geweitet, so dass sie durch mich hindurchzublicken schien in eine Zukunft, die nur sie allein sehen konnte.

»Aber wenn …«, sagte sie und legte eine Hand auf ihren Kugelbauch. Ihr Mund arbeitete, doch was auch immer sie zu sagen vorgehabt hatte, konnte sich keinen Weg hinausbahnen.

Jetzt kämpfte sie sich auf die Beine, stützte sich schwer auf Jamie, das Gesicht an seiner Schulter vergraben, und wiederholte: »Pa, lass mich nicht allein, bitte.«

»Ich lass dich nicht allein, a leannan. Hab keine Angst, ich bleib bei dir.« Er legte einen Arm um sie und sah mich hilflos über ihren Kopf hinweg an.

»Führ sie herum«, sagte ich zu Jamie, weil ich sah, wie unruhig sie war. »Wie ein Pferd mit einer Kolik«, fügte ich hinzu, als er mich verständnislos ansah.

Das brachte sie zum Lachen. Mit der Vorsicht eines Mannes, der sich einer scharfen Bombe nähert, legte er einen Arm um ihre Taille und zog sie langsam durch das Zimmer. Da sie beide so groß waren, hörte es sich wirklich an, als führte jemand ein Pferd herum.

»In Ordnung?«, hörte ich ihn bei einer Runde besorgt fragen.

»Ich sag’s dir, wenn’s nicht so ist«, versicherte sie ihm.

Es war warm für Mitte Mai; ich machte die Fenster weit auf, und die Düfte von Phlox und Akelei strömten herein, vermischt mit der kühlen, feuchten Luft vom Fluss.

Das Haus war von einer erwartungsvollen Stimmung erfüllt: Vorfreude, mit einem Hauch von Furcht unterlegt. Jocasta ging unten auf der Terrasse auf und ab, zu nervös zum Stillsitzen. Betty steckte alle paar Minuten den Kopf herein, um zu fragen, ob wir etwas brauchten; Phaedre kam mit einem Krug frischer Buttermilch aus der Vorratskammer herauf, für den Fall des Falles. Brianna, deren Blick nach innen gerichtet war, schüttelte nur den Kopf; ich selbst trank ein Glas, während ich im Geiste die Vorbereitungen durchging.

Tatsache war, dass es nicht besonders viel gab, das man bei einer normalen Geburt tun musste, und nicht besonders viel, das man tun konnte, wenn sie anders verlief. Das Bett war abgezogen und mit alten Bettdecken belegt, um die Matratze zu schützen; ich hatte einen Haufen sauberer Tücher zur Hand und eine Kanne heißes Wasser, das etwa jede halbe Stunde aus dem Kupferkessel in der Küche erneuert wurde. Kühles Wasser zum Trinken und zum Abwischen der Stirn; ein kleines Fläschchen mit Öl zur Massage, mein Nähwerkzeug, für den Fall des Falles – und darüber hinaus lag alles bei Brianna.

Nachdem sie fast eine Stunde herumgelaufen war, blieb sie plötzlich mitten im Zimmer stehen, packte Jamies Arm und atmete durch die Nase wie ein Pferd am Ende eines langen Rennens.

»Ich will mich hinlegen«, sagte sie.

Phaedre und ich zogen ihr das Kleid aus und beförderten sie im Hemd heil auf das Bett. Ich legte meine Hände auf die riesige Kugel ihres Bauches und staunte über die schiere Unmöglichkeit dessen, was sich bereits getan hatte und was noch kommen würde.

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