Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Ist er dunkel oder hellhäutig?«, fragte Jamie plötzlich und erhob sich neben mir im Bett auf seinen Ellbogen. »Ich habe seine Finger gezählt und bin noch nicht einmal auf die Idee gekommen, nachzusehen.«

»Das kann man jetzt noch nicht genau sagen«, antwortete ich schläfrig. Ich hatte seine Zehen gezählt, und ich war auf die Idee gekommen. »Er ist irgendwie rosarot, und er ist immer noch über und über mit Käseschmiere – das ist das weiße Zeug – bedeckt. Es wird wahrscheinlich noch ein paar Tage dauern, bevor seine Haut eine natürliche Farbe annimmt. Er hat ein paar dunkle Haare, aber die sind von der Sorte, die bald nach der Geburt ausfallen.« Ich räkelte mich und genoss den angenehmen Schmerz in Beinen und Rücken; Wehen waren harte Arbeit, auch für die Hebamme. »Es würde nichts beweisen, wenn er hellhäutig wäre, da Brianna es auch ist; er könnte es so oder so sein.«

»Aye … aber wenn er dunkel wäre, dann wüssten wir es mit Bestimmtheit.«

»Vielleicht auch nicht. Dein Vater war dunkel; meiner auch. Er könnte rezessive Gene haben und auch dann noch dunkel werden, wenn –«

»Er könnte was haben?«

Ich versuchte vergeblich, mich zu erinnern, ob Gregor Mendel schon angefangen hatte, mit seinen Erbsenstauden herumzuexperimentieren, gab es aber auf, weil ich zu müde war, um mich zu konzentrieren. Jamie hatte sowieso offenbar noch nicht von ihm gehört.

»Egal, welche Farbe er annimmt, wir würden keine Gewissheit haben«, sagte ich. Ich gähnte herzhaft. »Wir werden es erst erfahren, wenn er alt genug wird, um anzufangen … jemandem ähnlich zu sehen. Und selbst dann …« Ich verstummte. Spielte es eine große Rolle, wer sein Vater gewesen war, wenn er sowieso keinen haben würde?

Jamie schmiegte sich an meinen Rücken und nahm mich in den Arm. Wir schliefen nackt, und die Haare auf seinem Körper strichen über meine Haut. Er küsste mich sanft auf den Nacken und seufzte, und sein Atem kitzelte mich warm am Ohr.

Ich schwebte am Rande des Einschlafens, zu glücklich, um vollständig den Träumen zu verfallen.

Irgendwo in der Nähe hörte ich ein kurzes, unterdrücktes Quäken und Stimmengemurmel.

»Aye, na ja«, weckte mich Jamies Stimme ein paar Sekunden später. Er klang trotzig. »Ich kenne zwar seinen Vater nicht, aber wenigstens bin ich mir sicher, wer sein Großvater ist.«

Ich langte hinter mich und tätschelte sein Bein.

»Ich auch – Opa. Gib Ruhe und schlaf jetzt. ›Ein jeder Tag hat seine eigene Plage.‹«

Er schnaubte, doch die Anspannung wich aus seiner Umarmung, und Sekunden später war er eingeschlafen, eine Hand um meine Brust geschlossen.

Ich lag mit weit geöffneten Augen da und beobachtete die Sterne durch das offene Fenster. Warum hatte ich das gesagt? Es war Franks Lieblingszitat, eines, das er immer benutzte, um Brianna oder mich zu trösten, wenn wir uns Sorgen machten: Ein jeder Tag hat seine eigene Plage.

Die Luft im Zimmer war lebendig; eine Brise bewegte die Vorhänge, und Kühle berührte meine Wange.

»Weißt du?«, flüsterte ich tonlos. »Weißt du, dass sie einen Sohn hat?«

Es kam keine Antwort, doch in der Stille der Nacht kam nach und nach Friede über mich, und schließlich fiel ich über den Rand der Träume.




Kapitel 65

Rückkehr nach Fraser’s Ridge

Jocasta trennte sich nur ungern von ihrem jüngsten Verwandten, doch wir waren schon sehr spät dran mit der Frühjahrsaussaat, und unsere Niederlassung war furchtbar vernachlässigt; wir mussten ohne Verzögerung auf den Berg zurückkehren, und Brianna wollte nichts davon hören, zurückzubleiben. Was auch gut so war, weil man Dynamit benötigt hätte, um Jamie von seinem Enkelsohn zu trennen.

Lord John ging es wieder so gut, dass er reisen konnte; er begleitete uns bis zur Great Buffalo Trail Road, wo er Brianna und das Baby küsste, Jamie und – zu meinem Schrecken – mich umarmte, bevor er sich nordwärts wandte, nach Virginia, zu Willie.

»Ich vertraue darauf, dass Ihr gut auf sie aufpasst«, sagte er leise zu mir und wies kopfnickend auf den Wagen, wo sich zwei leuchtende Köpfe in geteilter Faszination über das Bündel auf Briannas Schoß beugten.

»Das könnt Ihr«, sagte ich und drückte ihm die Hand. »Ich vertraue auch auf Euch.« Er hob meine Hand kurz an seine Lippen, lächelte mich an und ritt fort, ohne sich noch einmal umzublicken.

Eine Woche später rumpelten wir über die grasüberwucherten Wagenspuren auf den Berghang, wo die wilden Erdbeeren wuchsen, grün, weiß und rot, Beständigkeit und Mut, Süße und Bitterkeit im Schatten der Bäume vermischt.

Das Blockhaus war schmutzig und vernachlässigt, die Schuppen leer und mit toten Blättern gefüllt. Der Garten war ein Gewirr aus vertrockneten, alten Stengeln und zufälligen Schösslingen, die Pferdekoppel eine leere Umzäunung. Der Rohbau des neuen Hauses stand als schwarzes Skelett vorwurfsvoll auf dem Bergkamm. Das Ganze sah kaum bewohnbar aus, eine Ruine.

Ich hatte mich noch nie so gefreut, nach Hause zu kommen.

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