»Lasst uns gehen«, unterbrach Jamie, dem der Sinn nicht nach nutzlosem Lamentieren stand. »Die
Wir folgten Jamie an den Lagerhäusern vorbei, die die Docks säumten, und wichen dabei Matrosen, Trägern, Sklaven, Passagieren, Käufern und Verkäufern aller Art aus.
Charleston war ein bedeutender Hafen, und das Geschäft blühte. In einer Saison sah man dort bis zu hundert Schiffe, die aus Europa eintrafen oder dorthin aufbrachen.
Die
Ian war von dieser Aussicht nicht begeistert, aber Jamie war fest entschlossen, seinen auf Abwege geratenen Neffen bei nächster Gelegenheit nach Schottland zurückzubefördern. Es war unter anderem die Nachricht gewesen, dass die
Wir kamen an einem Wirtshaus vorbei, und gerade in diesem Moment trat eine schmuddelige Dienstmagd mit einer Schüssel Küchenabfälle nach draußen. Sie erblickte Jamie und hielt inne, setzte die Schüssel auf ihrer Hüfte ab, sah ihn von der Seite an und lächelte ihn mit einem Schmollmund an. Er ging zielstrebig weiter, ohne ihr auch nur einen Blick zu gönnen. Sie warf den Kopf zurück, schüttete dem Schwein, das neben der Schwelle schlief, die Essensreste hin und rauschte wieder hinein.
Er blieb stehen und hielt sich die Hand über die Augen, um an der Reihe der hoch aufragenden Schiffsmasten entlangzusehen. Ich stellte mich neben ihn. Er zupfte unwillkürlich an der Vorderseite seiner engen Kniehose, und ich ergriff seinen Arm.
»Familienjuwelen noch in Sicherheit?«, murmelte ich.
»Unbequem, aber in Sicherheit«, versicherte er mir. Er rupfte an den Schnüren seines Hosenschlitzes und zog eine Grimasse. »Hätte sie mir aber doch besser in den Hintern gesteckt, glaube ich.«
»Lieber du als ich«, sagte ich lächelnd. »Da riskiere ich es doch lieber, ausgeraubt zu werden.«
Bei den Familienjuwelen handelte es sich tatsächlich um Edelsteine. Ein Hurrikan hatte uns an die Küste von Georgia getrieben, wo wir durchnässt, zerlumpt und mittellos gestrandet waren – bis auf eine Handvoll großer, wertvoller Edelsteine.
Ich hoffte, dass der Kapitän der
Theoretisch enthielten Jamies und meine Taschen ein beträchtliches Vermögen. Praktisch nutzten uns die Steine nicht mehr als Strandkiesel. Edelsteine waren zwar eine gute Lösung, wenn man Reichtum transportieren wollte, doch war es ein Problem, sie wieder zu Geld zu machen.
Die meisten Geschäfte in den südlichen Kolonien liefen über Tauschhandel ab, und der Rest funktionierte entweder über Interimsscheine oder Wechsel, die auf einen reichen Kaufmann oder Bankier ausgestellt waren. Und reiche Bankiers waren in Georgia nicht gerade dicht gesät, schon gar nicht solche, die daran interessiert waren, ihr verfügbares Kapital in Edelsteinen anzulegen. Der wohlhabende Reisfarmer in Savannah, der uns aufgenommen hatte, hatte uns versichert, er selbst könne keine zwei Pfund Sterling in bar zusammenkratzen – wahrscheinlich existierten in der ganzen Kolonie keine zehn Pfund in Gold oder Silber.
Und natürlich hatte sich auch in den endlosen Marschlandschaften und Kiefernwäldern, durch die wir auf unserem Weg nach Norden gekommen waren, keine Gelegenheit ergeben, einen der Steine zu verkaufen. Charleston war die erste Stadt an unserem Weg, die groß genug war, um Kaufleute und Bankiers zu beherbergen, die uns vielleicht helfen konnten, einen Teil unserer eingefrorenen Vermögenswerte zu liquidieren.
Wobei es eigentlich unwahrscheinlich war, dass in Charleston im Sommer irgendetwas lange gefroren blieb, dachte ich. Der Schweiß lief mir in Rinnsalen den Hals herunter, und das Leinenhemd unter meinem Mieder lag durchnässt und zerknittert auf meiner Haut. Selbst so nah am Hafen wehte zu dieser Tageszeit kein Wind, und die Gerüche von heißem Teer, totem Fisch und schwitzenden Arbeitern waren nahezu überwältigend.