Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Trotz ihrer Proteste hatte Jamie darauf bestanden, Mr. und Mrs. Olivier einen unserer Edelsteine als Dank für ihre Gastfreundschaft zu schenken, denn sie waren so großzügig gewesen, uns aufzunehmen, als wir quasi vor ihrer Haustür Schiffbruch erlitten. Dafür hatten sie uns mit einem Wagen, zwei Pferden, frischer Reisekleidung, Proviant für den Weg nach Norden und einem kleinen Geldbetrag ausgestattet.

Davon hatte ich noch sechs Schillinge und drei Pennies in meiner Tasche, die unsere gesamte Barschaft darstellten.

»Da lang, Onkel Jamie«, sagte Ian. Er drehte sich um und gestikulierte seinem Onkel lebhaft zu. »Ich hab was, was ich dir zeigen muss.«

»Was denn?«, fragte Jamie, während er sich seinen Weg durch eine Kette schwitzender Sklaven bahnte, die gerade staubige Blöcke aus getrocknetem Indigo auf ein vor Anker liegendes Frachtschiff verluden. »Und wie bist du daran gekommen, was immer es ist? Du hast doch kein Geld, oder?«

»Nein, ich hab beim Würfeln gewonnen«, kam Ians Stimme angeweht, während sein Körper von einer Wagenladung Mais verdeckt wurde.

»Beim Würfeln! Ian, um Himmels willen, du kannst dich doch nicht auf Glücksspiele einlassen, wenn du keinen Penny besitzt.« Jamie hielt meinen Arm fest und schob sich durch die Menschenmenge, um seinen Neffen einzuholen.

»Das machst du doch auch dauernd, Onkel Jamie«, wandte der Junge ein und blieb stehen, um auf uns zu warten. »Du hast es in jedem Wirtshaus und jedem Gasthof getan, in dem wir Rast gemacht haben.«

»Mein Gott, Ian, ich habe Karten gespielt, nicht Würfel. Und ich weiß, was ich tue.«

»Ich auch«, sagte Ian und setzte eine überlegene Miene auf. »Ich hab gewonnen, oder?«

Jamie verdrehte die Augen und flehte um Geduld.

»Himmel, Ian, bin ich vielleicht froh, dass du heimfährst, bevor dir jemand den Schädel einschlägt. Versprich mir, dass du nicht mit den Matrosen spielst, aye? Auf dem Schiff kannst du ihnen nicht entkommen.«

Ian hörte ihm nicht zu. Er war an einem halb zerfallenen Pfosten angekommen, um den ein fester Strick gebunden war. Er blieb stehen, wandte sich uns zu und deutete auf etwas zu seinen Füßen.

»Na? Es ist ein Hund.«

Ich trat schnell hinter Jamie und griff nach seinem Arm.

»Ian«, sagte ich. »Das ist kein Hund. Es ist ein Wolf. Es ist ein verdammt großer Wolf, und ich finde, du solltest weggehen, bevor er dich in den Hintern beißt.«

Der Wolf stellte nachlässig ein Ohr in meine Richtung auf, befand mich für uninteressant und legte das Ohr wieder an. Vor Hitze hechelnd, saß er da und hielt seine großen, gelben Augen mit einer Intensität auf Ian gerichtet, die jeder, der noch nie einem Wolf begegnet war, für Hingabe gehalten hätte. Ich war schon einmal einem Wolf begegnet.

»Diese Viecher sind gefährlich«, sagte ich. »Sie beißen schneller, als du denkst.«

Jamie ignorierte das und bückte sich, um das Tier in Augenschein zu nehmen.

»Es ist kein richtiger Wolf, oder?« Er klang interessiert und hielt dem sogenannten Hund eine Faust hin, um ihn an seinen Knöcheln schnuppern zu lassen. Ich schloss die Augen und machte mich auf die bevorstehende Amputation seiner Hand gefasst. Da die Schreie ausblieben, öffnete ich sie wieder und sah, dass er auf dem Boden hockte und dem Tier in die Nasenlöcher schaute.

»Das ist ein Prachtkerl, Ian«, sagte er und kraulte das Vieh vertraulich unter dem Kinn. Die gelben Augen verengten sich leicht, vielleicht, weil das Tier die Aufmerksamkeit genoss, vielleicht aber auch – was ich für wahrscheinlicher hielt –, weil es sich schon darauf freute, Jamie die Nase abzubeißen. »Ist aber größer als ein Wolf; hat einen breiteren Kopf und Brustkorb und etwas längere Beine.«

»Seine Mutter war eine Irische Wolfshündin.« Ian kauerte neben Jamie und erklärte begeistert, während er den enormen graubraunen Rücken streichelte. »Sie hat sich in den Wald davongemacht, als sie läufig war, und als sie trächtig zurückkam –«

»Oh, aye, ich verstehe.« Jetzt turtelte Jamie auf Gälisch mit dem Monster, hob seine riesige Pfote hoch und spielte mit seinen behaarten Zehen. Die gebogenen schwarzen Krallen waren gut fünf Zentimeter lang. Das Vieh schloss halb die Augen, und der leichte Luftzug zerzauste ihm die dichten Nackenhaare.

Ich sah zu Duncan hinüber, der die Augenbrauen hochzog, fast unmerklich mit den Achseln zuckte und seufzte. Duncan machte sich nichts aus Hunden.

»Jamie –«, sagte ich.

»Balach boidheach«, sagte Jamie zu dem Wolf. »Ja, bist du denn mein Hübscher?«

»Was würde er fressen?«, fragte ich, etwas lauter als notwendig.

Jamie hörte auf, das Tier zu liebkosen.

»Oh«, sagte er. Er betrachtete das gelbäugige Vieh mit beträchtlichem Bedauern. »Tja.« Er erhob sich und schüttelte widerstrebend den Kopf.

»Ich fürchte, deine Tante hat recht, Ian. Womit sollen wir ihn füttern?«

»Ach, das ist kein Problem, Onkel Jamie«, versicherte Ian ihm. »Er jagt für sich selbst.«

»Hier?« Ich ließ meinen Blick über die Lagerhäuser und die stuckverzierte Ladenzeile dahinter schweifen. »Was jagt er denn, Kleinkinder?«

Ian sah ein bisschen beleidigt aus.

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