»Dein Sohn –«, begann Percy, und plötzlich ging Grey auf ihn los. Er packte Percy so fest an der Schulter, dass der Mann leise aufkeuchte und erstarrte. Grey beugte sich über ihn und sah Wainwright – nein,
»Als ich dich das letzte Mal gesehen habe«, sagte Grey sehr leise, »war ich ganz kurz davor, dir eine Kugel in den Kopf zu jagen. Sorge jetzt nicht dafür, dass ich meine Zurückhaltung bedaure.«
Er ließ los und erhob sich.
»Halt dich fern von meinem Sohn – halt dich fern von mir. Und wenn du einen gut gemeinten Rat annehmen möchtest – fahr zurück nach Frankreich. Und zwar schnell.«
Er machte auf dem Absatz kehrt, verließ das Zimmer und schloss die Tür fest hinter sich. Er war schon die halbe Straße entlanggegangen, als er begriff, dass er Percy in seinem eigenen Zimmer zurückgelassen hatte.
»Ach, zum Kuckuck«, knurrte er und stapfte davon, um Sergeant Cutter um Quartier für die Nacht zu bitten. Am Morgen würde er dafür sorgen, dass Frasers Familie und William wohlbehalten aus Wilmington verschwanden.
Kapitel 2
Und manchmal sind sie’s nicht
Wir leben noch«, wiederholte Brianna MacKenzie mit bebender Stimme. Sie blickte zu Roger auf, das Blatt mit beiden Händen an die Brust gepresst. Tränen strömten ihr über das Gesicht, doch ihre blauen Augen leuchteten überglücklich. »Sie leben!«
»Lass mich sehen.« Sein Herz hämmerte so heftig in seiner Brust, dass er seine eigenen Worte kaum hören konnte. Er streckte eine Hand aus, und sie überließ ihm widerstrebend das Blatt, um sich im nächsten Moment an ihn zu drücken und sich an seinen Arm zu klammern, während er las, weil sie das antike Blatt Papier einfach nicht aus den Augen lassen konnte.
Es fühlte sich angenehm rau unter seinen Fingern an, handgemachtes Papier, zwischen dessen Fasern die Geister von Blättern und Blüten eingepresst waren. Vom Alter vergilbt, aber immer noch fest und überraschend flexibel. Bree hatte es selbst geschöpft – zweihundert Jahre zuvor.
Roger wurde bewusst, dass seine Hände zitterten, und das Blatt bebte so sehr, dass die krakelige, schwerfällige Handschrift, deren Tinte verblasst war, schwierig zu lesen war.
Es verschwamm ihm vor den Augen, und er wischte sich mit dem Handrücken darüber, während er sich gleichzeitig sagte, dass es ohnehin keine Rolle spielte, denn inzwischen waren sie mit Sicherheit tot, Jamie Fraser und seine Frau Claire – doch er freute sich so sehr über diese Worte auf der Seite, dass es so war, als stünden die beiden lächelnd vor ihm.
Es waren tatsächlich beide, wie er herausfand. Der Brief begann zwar in Jamies Handschrift – und Tonfall –, doch auf der zweiten Seite ging es in Claires klarer Schrägschrift weiter.
»Mein Gott, ich kann sie
»Ich auch.« Brianna liefen immer noch die Tränen über das Gesicht, doch es war ein Schauer zwischen Sonnenstrahlen; lachend und schluchzend wischte sie sie ab. »Lies weiter. Warum sind sie in unserer Hütte? Was ist mit dem Haupthaus passiert?«
Roger fuhr mit dem Finger über die Zeilen, um die Stelle wiederzufinden, und las weiter.
»O Himmel!«, sagte er.