Er begriff es ebenfalls; seine Augen hefteten sich über Briannas Scheitel hinweg auf die meinen. Sie waren haselgrün und in diesem Moment voller Zärtlichkeit. Ich lächelte ihn an, etwas zaghaft, und auf einmal war mir mehr als klar, dass er so gut wie nackt war und ihm die Wassertropfen über die hageren Schultern glitten und auf der glatten braunen Haut seiner Brust schimmerten.
Der Geruch nach Angebranntem erreichte uns beide gleichzeitig und riss uns aus unserer Szene häuslicher Glückseligkeit.
»Der Kaffee!« Ohne Umschweife drückte er mir Brianna in die Arme und schoss auf die Küche zu, so dass beide Handtücher in einem Haufen zu meinen Füßen zurückblieben. Mit einem Lächeln über den Anblick seines nackten Hinterns, der überraschend weiß aufleuchtete, als er in die Küche sprintete, folgte ich ihm langsamer und hielt mir Brianna an die Schulter.
Er stand nackt am Spülbecken inmitten einer übelriechenden Dampfwolke, die aus der angebrannten Kaffeekanne aufstieg.
»Tee vielleicht?«, fragte ich und verlagerte Brianna gekonnt auf meine Hüfte, während ich im Schrank kramte. »Orange Pekoe ist leider nicht mehr da; nur Teebeutel.«
Frank verzog das Gesicht; als eingefleischter Engländer hätte er eher Wasser aus der Toilette geschlürft, als Beuteltee zu trinken. Die Beutel hatte uns Mrs. Grossman hinterlassen, die Putzfrau, die einmal in der Woche kam und losen Tee umständlich und widerlich fand.
»Nein, ich besorge mir auf dem Weg zur Universität einen Becher Kaffee. Oh, apropos, du weißt doch noch, dass der Dekan und seine Frau heute zum Abendessen kommen? Mrs. Hinchcliffe hat ein Geschenk für Brianna.«
»Oh, stimmt«, sagte ich ohne große Begeisterung. Ich war den Hinchcliffes bereits begegnet und brannte nicht sonderlich auf eine Wiederholung. Dennoch, ich musste mir Mühe geben. Mit einem innerlichen Seufzer setzte ich das Baby auf die andere Hüfte und suchte in der Schublade nach einem Stift für einen Einkaufszettel.
Brianna wühlte den Kopf in die Vorderseite meines roten Chenillemorgenmantels und stieß gierige kleine Grunzlaute aus.
»Du kannst doch unmöglich schon wieder Hunger haben«, sagte ich zu ihrem Haarschopf. »Es ist keine zwei Stunden her, dass ich dich gestillt habe.« Doch meine Brüste begannen als Reaktion auf ihr Suchen auszulaufen, und ich war schon dabei, mich hinzusetzen und mein Nachthemd zu öffnen.
»Mrs. Hinchcliffe sagt, man sollte ein Baby nicht jedes Mal füttern, wenn es weint«, stellte Frank fest. »Man verwöhnt sie nur, wenn man sich nicht an einen Zeitplan hält.«
Es war nicht das erste Mal, dass ich Mrs. Hinchcliffes Ansichten über Kindererziehung zu hören bekam.
»Nun, dann wird sie eben verwöhnt, klar?«, sagte ich kalt, ohne ihn anzusehen. Das rosa Mündchen saugte sich heftig fest, und Brianna begann mit unbekümmertem Appetit zu trinken. Mir war auch bewusst, dass Mrs. Hinchcliffe es für vulgär und unhygienisch hielt, ein Kind zu stillen. Ich, die ich zahllose Babys im achtzehnten Jahrhundert zufrieden an der Mutterbrust saugen gesehen hatte, teilte ihre Meinung nicht.
Frank seufzte, sagte aber nichts mehr. Einen Moment später legte er den Topflappen hin und steuerte auf die Tür zu.
»Also«, sagte er etwas verlegen. »Wir sehen uns dann gegen sechs, ja? Soll ich irgendetwas mitbringen – damit du nicht aus dem Haus musst?«
Ich lächelte ihn kurz an und sagte: »Nein. Ich komme schon zurecht.«
»Oh, gut.« Er zögerte einen Moment, während ich mir Brianna bequemer auf den Schoß legte, so dass ihr Kopf in meiner Ellenbeuge ruhte und die Rundung ihres Schädels meine Brust spiegelte. Ich blickte von der Kleinen auf und stellte fest, dass er mich gebannt beobachtete, die Augen auf meine halb entblößte Brust geheftet.
Ich ließ die Augen meinerseits an seinem Körper hinunterhuschen. Ich sah seine beginnende Erregung und beugte den Kopf über das Baby, um mein Erröten zu verbergen.
»Wiedersehen«, murmelte ich in Briannas Haarflaum hinein.
Einen Moment stand er still, dann beugte er sich vor und küsste mich flüchtig auf die Wange. Die Wärme seines nackten Körpers war mir so nah, dass ich nervös wurde.
»Wiedersehen, Claire«, sagte er leise. »Bis heute Abend.«
Er kam nicht mehr in die Küche, ehe er aus dem Haus ging, so dass es mir möglich war, Brianna fertig zu stillen und meine Gefühle wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen.
Ich hatte Frank seit meiner Rückkehr noch kein einziges Mal nackt gesehen; er hatte sich immer im Bad oder in unserem begehbaren Kleiderschrank angezogen. Genauso wenig hatte er bis zu dem vorsichtigen Schmatzer heute Morgen versucht, mich zu küssen. Meine Schwangerschaft war das gewesen, was Gynäkologen »Hochrisiko« nannten, und so war es nicht in Frage gekommen, dass Frank mein Bett teilte, selbst wenn mir danach gewesen wäre – und das war es nicht.
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
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