Sie hatte zwar nur eine Seite leer getrunken, doch sie war satt. Das erschlaffte, milchgeränderte Mündchen zog sich langsam von der Brustwarze zurück, und das flaumige Köpfchen fiel mir schwer in den Arm. Sie ließ sich weder durch sanftes Rütteln noch mit Worten wecken, um an der anderen Seite zu trinken, also gab ich schließlich auf, legte sie wieder in ihr Bettchen und klopfte ihr sacht den Rücken, bis ein leiser, zufriedener Rülpser aus dem Kissen aufstieg, gefolgt vom schweren Atmen absoluter Sättigung.
»Fertig für die Nacht, wie?« Frank zog die mit gelben Häschen verzierte Babydecke über sie.
»Ja.« Ich lehnte mich in meinem Schaukelstuhl zurück, körperlich und geistig zu erschöpft, um wieder aufzustehen. Frank trat hinter mich; seine Hand ruhte leicht auf meiner Schulter.
»Dann ist er also tot?«, fragte er sanft.
Das habe ich dir doch schon gesagt, lag es mir auf der Zunge. Doch ich hielt inne, schloss den Mund und nickte nur, während ich langsam schaukelte und den Blick auf das dunkle Bettchen und seine winzige Insassin richtete.
Meine rechte Brust war noch so voller Milch, dass es schmerzte. Ganz gleich, wie müde ich war, ich konnte erst schlafen, wenn ich mich darum gekümmert hatte. Mit einem resignierten Seufzer griff ich nach der Milchpumpe, einem umständlichen, lächerlich aussehenden Gummikonstrukt. Es war zwar entwürdigend und unangenehm, sie zu benutzen, doch es war besser, als in einer Stunde unter Schmerzen aufzuwachen, weil ich fast platzte, durchnässt von der auslaufenden Milch.
Ich winkte Frank zu, um ihn aus dem Zimmer zu schicken.
»Geh ruhig. Es dauert nur ein paar Minuten, aber ich muss …«
Statt zu gehen oder zu antworten, nahm er mir die Pumpe aus der Hand und legte sie auf den Tisch. Als bewegte sie sich aus eigener Kraft und ohne seinen Impuls, hob sich seine Hand langsam durch die warme Dunkelheit des Kinderzimmers und legte sich sanft um die geschwollene Rundung meiner Brust.
Sein Kopf neigte sich, und seine Lippen legten sich sacht um meine Brustwarze. Ich stöhnte auf, als ich das halb schmerzende Prickeln der Milch spürte, die durch die kleinen Gänge strömte. Ich legte ihm eine Hand hinter den Kopf und holte ihn näher zu mir heran.
»Fester«, flüsterte ich. Sein Mund war weich, der Druck nur sanft, kein Vergleich mit der unerbittlichen Umklammerung der festen, zahnlosen Babykiefer, die sich festsaugen, als ginge es um Leben und Tod, und alles fordern, so dass die Quelle als Antwort auf ihre Gier zu sprudeln beginnt.
Frank kniete sich vor mich hin, sein Mund ein Bittsteller. Ob sich Gott so fühlte, fragte ich mich, wenn Er die Betenden vor sich sah – wurde auch Er von Zärtlichkeit und Mitleid erfüllt? Der Nebel der Erschöpfung gab mir das Gefühl, als geschähe alles in Zeitlupe, als wären wir unter Wasser. Franks Hände bewegten sich langsam wie Wasserpflanzen, die in der Strömung wanken, und bewegten sich sanft wie Algen über meine Haut, ehe er mich mit der Kraft einer Woge anhob und mich am Ufer des Kinderzimmerteppichs niederlegte. Ich schloss die Augen und ließ mich von der Flut davontragen.
Die Tür des alten Pfarrhauses öffnete sich mit dem Quietschen rostiger Scharniere und verkündete Brianna Ellen Randalls Rückkehr. Von den Mädchenstimmen angezogen, war Roger schon auf den Beinen und auf dem Weg in den Flur.
»Ein Pfund gute Butter – du hast gesagt, danach soll ich fragen, und das habe ich auch getan, aber ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob es auch so etwas wie nicht so gute Butter oder schlechte Butter gibt …« Brianna reichte Fiona ihre Päckchen und lachte und redete gleichzeitig dabei.
»Na ja, wenn du sie von Wicklow hast, dem alten Gauner, dann ist sie wahrscheinlich schlecht, egal, was er sagt«, unterbrach Fiona. »Oh, und du hast den Zimt, großartig! Dann backe ich Zimtscones; möchtest du mitkommen und zusehen?«
»Ja, aber erst möchte ich essen. Ich verhungere gleich!« Brianna stellte sich auf die Zehenspitzen und schnupperte hoffnungsvoll in Richtung der Küche. »Was gibt es denn – Haggis?«
»Haggis! Du liebe Güte, so etwas kann man nur als Sassenach sagen – es gibt doch im Frühjahr keinen Haggis! Den isst man im Herbst, wenn die Schafe geschlachtet werden.«
»Sagst du etwa Sassenach zu mir?« Brianna schien sich über die Bezeichnung zu freuen.
»Natürlich, Dummi. Aber ich mag dich trotzdem.«
Fiona lachte zu Brianna empor, die die kleine Schottin um mehr als einen Kopf überragte. Fiona war neunzehn, bezaubernd hübsch und etwas rundlich; Brianna sah neben ihr wie eine mittelalterliche Schnitzerei aus, streng und markant. Mit ihrer geraden Nase und dem langen Haar, das rotgolden unter der gläsernen Deckenlampe leuchtete, hätte sie einem illustrierten Manuskript entstiegen sein können, lebendig genug, um tausend Jahre unverändert zu überdauern.
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
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