In der Mitte der Lichtung vor den Hütten brannte ein kleines Freudenfeuer. Das Krokodil war bereits abgehäutet; die rohe Haut war vor einer der Hütten in einen Rahmen gespannt und warf einen kopflosen Schatten auf die Holzwand. Rings um das Feuer waren angespitzte Stöcke in den Boden gerammt, an denen brutzelnde Fleischstücke steckten und einen appetitlichen Duft verbreiteten, bei dem sich mir dennoch der Magen umdrehte.
Vielleicht drei Dutzend Menschen, Männer, Frauen und Kinder, hatten sich am Feuer gesammelt und unterhielten sich lachend. Ein Mann saß über eine schäbige Gitarre gebeugt und sang leise vor sich hin.
Ein anderer Mann erblickte uns, als wir uns näherten, und sagte etwas, das wie »Hau!« klang. Gerede und Gelächter verstummten, und respektvolles Schweigen senkte sich über die Menge.
Ishmael schritt langsam auf die Gestalten am Feuer zu, und der Krokodilkopf grinste entzückt. Der Feuerschein brach sich auf Gesichtern und Körpern, die an polierten Gagat und geschmolzenes Karamell erinnerten, alle mit tiefschwarzen Augen, die unser Näherkommen beobachteten.
Am Feuer stand eine kleine Bank auf einer Art Plattform aus aufeinandergestapelten Planken. Dies war offensichtlich der Ehrenplatz, denn Miss Campbell steuerte direkt darauf zu und wies mich mit einer höflichen Geste an, mich neben sie zu setzen.
Ich konnte die Blicke spüren, die auf mir ruhten, die Mienen, deren Ausdruck von Feindseligkeit bis hin zu wachsamer Neugier reichte, doch der Großteil der Aufmerksamkeit galt Miss Campbell. Während ich mich verstohlen im Kreis der Gesichter umsah, fiel mir ihre Fremdheit auf. Dies waren die Gesichter Afrikas; sie waren ungewohnt und ganz anders als Joes Gesicht, das nur noch schwach von seinen Vorfahren geprägt war, verwässert durch jahrhundertelange Vermischung mit Europäerblut. Auch wenn er schwarz war, war Joe Abernathy
Der Sänger hatte seine Gitarre beiseitegelegt und eine kleine Trommel hervorgeholt, die er sich zwischen die Knie stellte. Sie war mit dem Fell eines gescheckten Tiers bespannt, einer Ziege vielleicht. Er begann sie leise mit den Handflächen zu schlagen, ein halb stockender Rhythmus wie der Schlag eines Herzens.
Ich warf einen Blick auf Miss Campbell, die seelenruhig neben mir saß, die Hände sorgfältig auf dem Schoß gefaltet. Sie hatte die Augen geradewegs in die Flammen gerichtet und trug ein kleines verträumtes Lächeln auf den Lippen.
Die wogende Menge der Sklaven teilte sich, und zwei kleine Mädchen, die einen großen Korb zwischen sich trugen, kamen hervor. Der Griff des Korbs war mit weißen Rosen umschlungen, und der Deckel zuckte auf und ab, weil sich im Inneren etwas bewegte.
Die Mädchen stellten Ishmael den Korb vor die Füße und warfen ehrfürchtige Blicke auf seinen grotesken Kopfputz. Er legte ihnen die Hände auf die Köpfe, murmelte ein paar Worte, dann entließ er sie, und seine erhobenen Handflächen blitzten unerwartet rötlich gelb auf wie Schmetterlinge, die aus dem verknoteten Haar der Mädchen aufstiegen.
Bis jetzt hatten sich die Zuschauer ruhig und respektvoll verhalten. Daran änderte sich auch jetzt nichts, doch sie drängten sich näher heran und reckten die Hälse, um zu sehen, was als Nächstes geschehen würde. Der leise Schlag der Trommel wurde schneller. Eine der Frauen hatte eine Steingutflasche in der Hand; sie trat einen Schritt vor, reichte sie Ishmael und verschmolz wieder mit der Menge.
Ishmael schüttete etwas Alkohol aus der Flasche auf den Boden, indem er sich vorsichtig im Kreis um den Korb herum bewegte. Der Korb, der zwischenzeitlich zur Ruhe gekommen war, wackelte hin und her, aufgestört vielleicht durch die Bewegung, vielleicht durch den durchdringenden Geruch des Alkohols.
Ein Mann trat mit einem Stock vor, der in Lumpen gewickelt war. Diesen hielt er in das Feuer, bis die Lumpen leuchtend rot in Flammen aufgingen. Auf Ishmaels Wort hin hielt er diese Fackel auf den alkoholgetränkten Boden. Ein kollektives »Ah!« stieg auf, als sich ein Flammenring erhob, blau brannte und sofort wieder erlosch, so schnell, wie er gekommen war. Aus dem Korb erscholl ein lautes »Kikerikiii!«.
Miss Campbell regte sich an meiner Seite und betrachtete den Korb voll Argwohn.
Als sei das Krähen ein Signal gewesen – vielleicht war es das auch –, begann eine Flöte zu spielen, und das Summen der Menge schwoll an.
Ishmael kam auf unsere improvisierte Plattform zu und hatte ein rotes Kopftuch in der Hand. Dies band er Margaret um das Handgelenk und legte ihr die Hand dann wieder sanft in den Schoß.
»Oh, da ist ja mein Taschentuch!«, rief sie aus. Sie hob ganz ungeniert die Hand und wischte sich die Nase ab.
Außer mir schien niemand davon Notiz zu nehmen. Alle Augen waren auf Ishmael gerichtet, der vor der Menge stand und Worte sprach, deren Sprache ich nicht erkannte. Der Hahn in dem Korb krähte erneut, und die weißen Rosen des Griffs zitterten heftig bei seinen Bewegungen.
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
Фантастика / Приключения / Современная русская и зарубежная проза / Научная Фантастика / Социально-психологическая фантастика / Социально-философская фантастика / Современная проза