Die Stimme der Trommel hallte flüsternd durch die Nacht, auf und ab entlang des Flusses. Was hatte Ishmael gesagt?
Eine kleine Anzahl Sklaven kam nacheinander von den Hütten herunter, Frauen mit Babys und Bündeln bepackt, Kochtöpfe über die Schultern geschlungen, die Köpfe in weiße Turbane gehüllt. Neben einer jungen Frau, die sie respektvoll am Arm hielt, ging Margaret Campbell, die ebenfalls einen solchen Turban trug.
Jamie sah sie und trat vor.
»Miss Campbell!«, sagte er scharf. »Margaret.«
Margaret und ihre Begleiterin blieben stehen; die junge Frau schien sich zwischen ihr Mündel und Jamie stellen zu wollen, doch er hielt beide Hände hoch, während er auf sie zuging, um anzuzeigen, dass er nichts Böses vorhatte, und sie trat widerstrebend zurück.
»Margaret«, sagte er. »Margaret, erkennst du mich denn nicht?«
Sie starrte ihn mit leeren Augen an. Ganz langsam berührte er sie und nahm ihr Gesicht in beide Hände.
»Margaret«, sagte er leise und drängend zu ihr. »Margaret, hör mir zu! Erkennst du mich, Margaret?«
Sie blinzelte, einmal, zweimal, dann taute ihr glattes, rundes Gesicht zum Leben auf. Es war nicht die plötzliche Besessenheit der
»Aye, ich erkenn dich, Jamie«, sagte sie schließlich. Ihre Stimme war weich und klar, die Stimme eines jungen Mädchens. Ihre Lippen verzogen sich nach oben, und ihre Augen wurden wieder lebendig, während er ihr Gesicht noch zwischen den Händen hielt.
»Ich hab dich lange nicht mehr gesehen, Jamie«, sagte sie und blickte in seine Augen hinauf. »Hast du vielleicht von Ewan gehört? Geht es ihm gut?«
Einen Moment stand er reglos da, sein Gesicht die ausdruckslose Maske, hinter der er starke Gefühle verbarg.
»Es geht ihm gut«, flüsterte er schließlich. »Sehr gut, Margaret. Er hat mir das hier gegeben, damit ich es aufbewahre, bis ich dich sehe.« Er senkte den Kopf und küsste sie sacht.
Einige der Frauen waren stehen geblieben und sahen schweigend zu. In diesem Moment bewegten sie sich murmelnd und wechselten beklommene Blicke. Als er Margaret Campbell losließ und zurücktrat, umringten sie sie schützend und argwöhnisch und geboten ihm kopfnickend, den Abstand zu wahren.
Margaret schien nichts davon zu merken; ihr Blick hing noch an Jamies Gesicht, und ihre Lippen lächelten.
»Ich dank dir, Jamie!«, rief sie, als ihre Begleiterin ihren Arm nahm und sie fortzudrängen begann. »Sag Ewan, ich werde bald bei ihm sein!« Die kleine Gruppe weißgekleideter Frauen entfernte sich, und sie verschwanden wie Geister in der Dunkelheit vor dem Zuckerrohrfeld.
Jamie bewegte sich impulsiv auf sie zu, doch ich legte ihm die Hand auf den Arm.
»Lass sie gehen«, flüsterte ich und dachte an das, was im Salon des Plantagenhauses auf dem Boden lag. »Jamie, lass Margaret gehen. Du kannst sie nicht aufhalten; bei ihnen wird es ihr bessergehen.«
Er schloss kurz die Augen, dann nickte er.
»Aye, du hast recht.« Er wandte sich ab, dann hielt er plötzlich inne, und ich fuhr herum, um nachzuschauen, was er gesehen hatte. In Rose Hall brannten jetzt Lichter. Fackelschein flackerte oben und unten hinter den Fenstern. Vor unseren Augen breitete sich ein widerspenstiges Leuchten in den Fenstern des Arbeitsraums im ersten Stockwerk aus.
»Höchste Zeit zu gehen«, sagte Jamie. Er nahm meine Hand, und wir machten uns eilig davon, tauchten in die raschelnde Dunkelheit des Zuckerrohrs und flohen, während es ringsum plötzlich nach brennendem Zucker roch.
Kapitel 62
Abandawe
Ihr könnt die Gouverneurspinasse nehmen; sie ist zwar klein, aber seetüchtig.« Grey kramte in seiner Schreibtischschublade. »Ich schreibe den Männern im Hafen eine Order; sie werden sie euch überlassen.«
»Aye, wir werden das Boot brauchen – die
Grey lächelte unglücklich. »Probleme? Ja, so kann man es wohl nennen, wenn vier Plantagen abbrennen und über zweihundert Sklaven verschwinden – weiß der Himmel, wohin! Allerdings bezweifle ich sehr, dass irgendjemand unter diesen Umständen von meinem Umgang Notiz nehmen wird. In ihrer vereinten Angst vor den Sklaven und vor dem Chinesen hat sich die ganze Insel derart in Panik versetzt, dass ein bloßer Schmuggler zur harmlosen Nebensache wird.«
»Es erleichtert mich sehr, als Nebensache zu gelten«, sagte Jamie trocken. »Dennoch, wir werden das Boot stehlen. Und wenn wir erwischt werden, hast du noch nie von mir gehört und mich noch nie zu Gesicht bekommen, aye?«
Grey starrte ihn an, und eine Flut von Emotionen rang in seinem Gesicht um die Oberhand, darunter Belustigung, Angst und Wut.
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
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