So miteinander verbunden, bewegten wir uns langsam abwärts, tiefer in die Dunkelheit. Lawrence wäre gern mitgekommen, doch Jamie hatte es nicht zugelassen. Wir hatten ihn am Eingang der Höhle zurückgelassen, wo er warten sollte. Falls wir nicht zurückkehrten, sollte er zum Strand zurückgehen, zum Stelldichein mit Innes und den anderen Schotten.
Falls wir nicht zurückkehrten …
Er muss gespürt haben, wie ich fester zufasste, denn er blieb stehen und zog mich zu sich.
»Claire«, sagte er leise. »Ich muss etwas sagen.«
Ich wusste es schon, und ich tastete nach seinem Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen, doch meine Hand streifte im Dunklen sein Gesicht. Er packte mein Handgelenk und hielt es fest.
»Wenn es zur Entscheidung kommt zwischen ihr und einem von uns – dann muss ich es sein. Das weißt du, aye?«
Ich wusste es. Wenn Geilie noch da war und einer von uns sein Leben aufs Spiel setzen musste, um sie aufzuhalten, dann musste es Jamie sein. Denn wenn Jamie tot war, würde ich übrig bleiben – und ich konnte ihr durch den Stein folgen; er konnte es nicht.
»Ich weiß«, flüsterte ich schließlich. Genauso wusste ich, was er nicht aussprach, auch wenn er es ebenfalls wusste – dass ich, falls Geilie schon gegangen war, ebenfalls gehen musste.
»Dann küss mich, Claire«, flüsterte er schließlich. »Und sei dir gewiss, dass du mir mehr bedeutest als das Leben, und dass ich nichts bedauere.«
Ich konnte nicht antworten, doch ich küsste ihn, erst seine Hand mit ihren warmen, gekrümmten Fingern, das kräftige Handgelenk eines Schwertkämpfers und dann seinen Mund, Zuflucht, Versprechen und Pein zugleich, und er schmeckte nach dem Salz der Tränen.
Dann ließ ich los und wandte mich dem linken Tunnel zu. Innerhalb von zehn Schritten sah ich das Licht.
Es war nicht mehr als ein schwacher Schimmer auf der Felsoberfläche, doch es reichte aus, um mir mein Sehvermögen zurückzugeben. Plötzlich konnte ich meine Hände und Füße sehen, wenn auch nur schwach. Ich atmete beinahe schluchzend auf vor Erleichterung und Angst. Ich fühlte mich wie ein Geist, der Gestalt annimmt, während ich auf das Licht zuging und auf den leisen Glockenton, der vor mir erklang.
Das Licht nahm zu, dann verdunkelte es sich wieder, weil sich Jamie vor mich schob und mir sein Rücken die Sicht versperrte. Dann bückte er sich und trat durch einen niedrigen Durchgang. Ich folgte ihm, und als ich mich aufrichtete, war es hell.
Die Kammer war so groß, dass die Wände, die am weitesten von der Fackel entfernt waren, noch im kalten, schwarzen Schlaf der Höhle schlummerten. Doch die Wand, die vor uns lag, war erwacht. Sie flackerte und glitzerte, weil eingebettete Mineralteilchen die Flammen einer Kiefernfackel reflektierten, die in einer Felsspalte steckte.
»Da seid ihr also, ja?« Geillis kniete auf dem Boden und hatte den Blick auf einen glitzernden Strom aus weißem Pulver geheftet, der ihr aus der Faust rieselte und eine Linie auf den dunklen Boden zeichnete.
Ich hörte Jamies kleinen Laut, halb Erleichterung, halb Grauen, als er Ian sah. Der Junge lag auf der Seite in der Mitte des Pentagramms, die Hände auf dem Rücken gefesselt und mit einem weißen Stoffstreifen geknebelt. Neben ihm lag eine Axt aus einem glänzenden schwarzen Stein wie Obsidian, deren scharfe Kante von kleinen Unebenheiten durchbrochen war. Der Griff war mit bunten Perlen verziert, die zu einem afrikanischen Muster aus Zickzackstreifen verwebt waren.
»Komm nicht näher, Fuchs.« Geilie richtete sich in die Hocke auf und zeigte Jamie die Zähne, doch es war alles andere als ein Lächeln. Sie hielt eine Pistole in der Hand; die zweite steckte geladen und gespannt in dem Ledergürtel, den sie an der Taille trug.
Ohne den Blick von Jamie abzuwenden, griff sie in den Beutel an ihrem Gürtel und holte eine weitere Handvoll Diamantenstaub heraus. Ich konnte die Schweißperlen sehen, die ihr auf der breiten weißen Stirn standen; sie musste das Glockendröhnen der Zeitpassage genauso spüren wie ich. Mir war übel, und unter den Kleidern lief mir der Schweiß in Rinnsalen über den Körper.
Das Muster war beinahe fertig. Während sie sorgfältig mit der Pistole auf Jamie zielte, ließ sie die feine, glänzende Linie auf den Boden rieseln, bis das Pentagramm vollendet war. Die Steine lagen schon im Inneren bereit – sie glitzerten bunt am Boden auf, verbunden durch eine glänzende Spur aus Quecksilber.
»Nun denn.« Mit einem erleichterten Seufzer richtete sie sich erneut in der Hocke auf und strich sich mit einer Hand das dichte blonde Haar aus dem Gesicht. »Gerettet. Der Diamantenstaub schützt vor dem Geräusch«, erklärte sie mir. »Furchtbar, nicht wahr?«
Sie tätschelte Ian, der gefesselt und geknebelt vor ihr auf dem Boden lag und die Augen über dem Knebel vor Angst weit aufgerissen hatte. »Aber, aber,
»Nimm die Finger von ihm, du alte Hexe!« Jamie trat impulsiv einen Schritt auf sie zu, die Hand an seinem Dolch, dann blieb er stehen, denn sie hob den Pistolenlauf ein paar Zentimeter höher.
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
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