»Schsch!«, sagte er entschlossen. »Schsch, alle beide! Ich lasse nicht zu, dass sie euch anrührt. Niemals!« Er presste uns fest an sich; ich spürte sein Herz rapide unter meiner Wange schlagen, spürte Ians knochige Schulter, die sich an die meine drückte, und dann ließ der Druck nach.
»Kommt mit«, sagte Jamie, ruhiger jetzt. »Es ist nur der Wind. Wenn sich das Wetter an der Oberfläche ändert, zieht es in einer Höhle durch die Ritzen. Ich habe das schon öfter gehört. Draußen zieht ein Gewitter herauf. Kommt jetzt.«
Das Gewitter war nur kurz. Als wir blinzelnd an die Oberfläche stolperten, war der Regen schon vorbeigezogen und hatte die Welt wie neugeboren zurückgelassen.
Lawrence saß im Schutz einer tropfenden Palme neben dem Eingang der Höhle. Als er uns sah, sprang er auf, und Erleichterung glättete die Falten in seinem Gesicht.
»Es ist gutgegangen?«, sagte er und blickte von mir zu Jamies blutbefleckter Erscheinung.
Jamie nickte ihm mit einem halben Lächeln zu.
»Es ist gutgegangen«, sagte er. Er drehte sich um und zeigte auf Ian. »Darf ich Euch meinen Neffen vorstellen, Ian Murray? Ian, dies ist Dr. Stern, der uns auf der Suche nach dir eine große Hilfe gewesen ist.«
»Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet, Doktor«, sagte Ian und neigte den Kopf. Er wischte sich mit dem Ärmel über das verschmierte Gesicht und richtete den Blick auf Jamie.
»Ich wusste, dass du kommen würdest, Onkel Jamie«, sagte er mit einem zaghaften Lächeln, »aber du hast dir lange Zeit gelassen, aye?« Das Lächeln wurde breiter, dann brach es, und er begann zu zittern. Er blinzelte krampfhaft und kämpfte gegen die Tränen an.
»So ist es, und es tut mir leid, Ian. Komm her,
Ich beobachtete die beiden einen Moment, ehe ich begriff, dass Lawrence mit mir sprach.
»Geht es Euch gut, Mrs. Fraser?«, fragte er. Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er meinen Arm.
»Ich weiß es wirklich nicht.« Ich fühlte mich vollkommen leer. Erschöpft wie nach einer Geburt, aber ohne das Hochgefühl. Es schien alles nicht ganz real zu sein; Jamie, Ian, Lawrence, sie alle kamen mir wie Spielzeugfiguren vor, die sich in einiger Entfernung bewegten und redeten und Geräusche von sich gaben, die ich nur mit Mühe verstand.
»Ich glaube, wir sollten vielleicht lieber gehen«, sagte Lawrence mit einem Blick auf den Höhleneingang, aus dem wir gerade gekommen waren. Seine Miene war ein wenig beklommen. Nach Mrs. Abernathy fragte er nicht.
»Ich glaube, Ihr habt recht.« Ich hatte das Bild der Höhle noch lebhaft im Kopf – doch es war genauso unwirklich wie der leuchtend grüne Dschungel und die grauen Steine hier im Freien. Ohne abzuwarten, ob die Männer mir folgten, wandte ich mich ab und ging davon.
Das Gefühl, nicht ganz da zu sein, nahm unterwegs noch zu. Ich fühlte mich wie ein Automat, der um einen Eisenkern konstruiert war und durch ein Uhrwerk bewegt wurde. Ich folgte Jamies breitem Rücken durch das Geäst und über Lichtungen, durch Schatten und Sonne, ohne Notiz davon zu nehmen, wohin wir gingen. Schweiß lief mir über die Flanken und in die Augen, aber ich konnte mich kaum dazu aufraffen, ihn abzuwischen. Schließlich machten wir gegen Sonnenuntergang auf einer kleinen Lichtung an einem Bach halt und schlugen unser primitives Lager auf.
Ich hatte bereits festgestellt, dass Lawrence ein ausgesprochen nützlicher Begleiter auf einem Campingausflug war. Nicht nur, dass er genauso geschickt wie Jamie war, wenn es darum ging, einen Unterschlupf zu finden oder zu bauen, sondern er war auch so gut mit der Flora und Fauna der Gegend vertraut, dass er im Dschungel verschwinden und innerhalb einer halben Stunde mit mehreren Händen voll essbarer Wurzeln, Pilze und Früchte zurückkehren konnte, mit denen wir die spartanischen Rationen in unseren Proviantpaketen aufbessern konnten.
Ian bekam den Auftrag, Brennholz zu sammeln, während Lawrence den Wald durchsuchte, und ich ließ mich mit Jamie und einem Töpfchen voll Wasser nieder, um mich um seine Kopfverletzung zu kümmern. Ich wusch ihm das Blut aus Gesicht und Haaren und stellte zu meiner Überraschung fest, dass ihm die Kugel doch nicht die Kopfhaut zerfurcht hatte, wie ich gedacht hatte. Stattdessen war sie ihm just oberhalb des Haaransatzes in die Haut gedrungen und – ganz offensichtlich – in seinem Kopf verschwunden. Ich fand keine Spur einer Austrittswunde. Nervös und zunehmend aufgeregt betastete ich seine Kopfhaut, bis mir ein plötzlicher Ausruf des Patienten verkündete, dass ich das Geschoss gefunden hatte.
Er hatte eine große, empfindliche Schwellung am Hinterkopf. Die Pistolenkugel war unter der Haut an seinem Schädel entlanggefahren und oberhalb seines Hinterhaupts stecken geblieben.
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
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