»Mir gefällt alles an dir«, sagte er heiser. »Du bist wunderschön im Kerzenlicht. Deine Augen sind wie Sherry in Kristall, und deine Haut schimmert wie Elfenbein. Eine Kerzenscheinhexe bist du. Vielleicht sollte ich elektrische Lampen für immer abschaffen.«
»Dann wäre es aber schwer, im Bett zu lesen«, wandte ich ein, und mein Herzschlag beschleunigte sich.
»Mir fallen weitaus bessere Beschäftigungen fürs Bett ein«, murmelte er.
»Ach ja?«, fragte ich wissbegierig. Ich erhob mich, drehte mich um und legte ihm die Arme um den Hals. »Zum Beispiel?«
Als wir einige Zeit später hinter geschlossenen Läden dicht aneinandergekuschelt dalagen, hob ich den Kopf und sagte: »Warum hast du mich das vorhin gefragt? Ob ich mit Schotten zu tun hatte, meine ich. Du musst doch wissen, dass es so war; es landen schließlich alle möglichen Männer in den Lazaretten.«
Er bewegte sich und fuhr mir sanft mit der Hand über den Rücken.
»Mmm. Oh, eigentlich nichts. Nur, als ich den Kerl da draußen gesehen habe, dachte ich, es wäre womöglich jemand, den du gepflegt hattest … hat vielleicht gehört, dass du hier wohnst, und wollte dich sehen … etwas in der Art.«
»Wenn das so war«, wandte ich pragmatisch ein, »warum ist er dann nicht hereingekommen und hat nach mir gefragt?«
»Na ja.« Franks Ton war betont beiläufig. »Es kann ja sein, dass er mir nicht über den Weg laufen wollte.«
Ich stützte mich auf meinen Ellbogen und starrte ihn an. Wir hatten eine Kerze brennen lassen, und ich konnte ihn gut sehen. Er hatte den Kopf abgewandt, und sein Blick war ach so harmlos auf die Farblithografie von Bonnie Prince Charlie gerichtet, mit der Mrs. Baird unsere Wand dekoriert hatte.
Ich fasste ihn beim Kinn und drehte seinen Kopf zu mir um. Seine Augen weiteten sich in gespielter Überraschung.
»Willst du damit andeuten«, wollte ich wissen, »dass der Mann, den du draußen gesehen hast, eine, eine Art …« Ich zögerte und suchte nach dem richtigen Wort.
»Verhältnis?«, schlug er hilfsbereit vor.
»… romantische Verbindung meinerseits war?«, beendete ich den Satz.
»Nein, nein, natürlich nicht«, sagte er eine Spur zu hastig. Er nahm meine Hände aus seinem Gesicht und versuchte, mich zu küssen, doch jetzt war es an mir, den Kopf abzuwenden. Stattdessen drückte er mich aber auf das Bett, so dass ich wieder neben ihm lag.
»Es ist nur …«, begann er. »Nun ja, weißt du, Claire, es
Ich unterbrach seinen stotternden Wortschwall, indem ich mich losriss und wie eine explodierende Rakete aus dem Bett schoss.
»Glaubst du etwa, ich bin dir untreu gewesen?«, fragte ich und sah ihn herausfordernd an. »Ja? Denn wenn das so ist, kannst du dieses Zimmer auf der Stelle verlassen. Am besten auch gleich das Haus! Wie kannst du es wagen, so etwas überhaupt nur anzudeuten?« Ich kochte vor Wut, und Frank setzte sich auf und streckte die Hand aus, um mich zu beruhigen.
»Fass mich nicht an!«, fuhr ich ihn an. »Sag mir einfach – glaubst du wirklich, basierend auf der Tatsache, dass ein Fremder zufällig zu meinem Fenster hochgeschaut hat, dass ich eine flammende Affäre mit einem meiner Patienten hatte?«
Frank stieg aus dem Bett, kam zu mir und schlang die Arme um mich. Ich blieb stocksteif stehen wie Lots Gemahlin, doch er ließ sich nicht entmutigen und liebkoste mein Haar und massierte mir die Schultern so, wie er wusste, dass ich es gern hatte.
»Nein, ich glaube nichts dergleichen«, antwortete er entschlossen. Er zog mich dichter an sich, und ich entspannte mich ein wenig, wenn ich auch nicht so weit ging, die Arme um ihn zu legen.
Nach einer langen Weile flüsterte er mir ins Haar: »Nein, ich weiß, dass du so etwas nie tun würdest. Ich wollte nur sagen, selbst wenn … Claire, es würde nichts ändern. Ich liebe dich so. Nichts, was du je tust, könnte meiner Liebe ein Ende setzen.« Er nahm mein Gesicht in seine Hände – er war nur zehn Zentimeter größer als ich und konnte mir problemlos direkt in die Augen sehen – und sagte leise: »Verzeihst du mir?« Sein Atem mit dem leichten Hauch von Glenfiddich wehte warm über mein Gesicht, und seine vollen, einladenden Lippen waren verstörend nah.
Draußen verkündete ein weiterer Blitz das plötzliche Hereinbrechen des Gewitters, und strömender Regen trommelte auf die Dachschindeln.
Ich legte ihm langsam die Arme um die Taille.
»›Die Art der Gnade weiß von keinem Zwang‹«, zitierte ich. »›Sie fällt vom Himmel wie der sanfte Tau …‹«
Frank lachte und hob dann den Blick; die ineinanderlaufenden Flecken an der Decke verhießen nichts Gutes für eine Nacht im Trockenen.