Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Wenn das ein Beispiel für deine Gnade ist«, sagte er, »möchte ich es nicht erleben, wenn du Rache übst.« Wie als Antwort auf seine Feststellung brach der Donner wie eine Mörserattacke los, und wir lachten beide, und der Bann war gebrochen.

Erst als ich später seiner regelmäßigen tiefen Atmung neben mir lauschte, kamen mir die Fragen. Wie ich gesagt hatte, gab es nicht den geringsten Hinweis darauf, dass ich ihm untreu gewesen war. So weit zu mir. Aber wie er gesagt hatte, waren sechs Jahre wahrhaftig eine lange Zeit …




Kapitel 2

Druidensteine

Mr. Crook holte mich wie besprochen am nächsten Morgen pünktlich um sieben ab.

»Damit wir den Tau auf den Butterblumen noch erwischen, nicht wahr?«, sagte er, und die Ritterlichkeit zwinkerte ihm aus den betagten Augen. Er hatte ein Motorrad dabei, das circa aus demselben Jahrgang stammte wie er selbst und das uns aufs Land transportieren sollte. Wir schnallten die Pflanzenpressen an den Seiten der enormen Maschine fest wie Fender an einem Schleppdampfer. Es war eine gemütliche Tour durch die stille Landschaft, die im Kontrast noch stiller erschien, als das donnernde Dröhnen von Mr. Crooks Motorrad plötzlich abgedrosselt wurde. Wie sich herausstellte, kannte sich der alte Mann in der Tat mit den Pflanzen der Gegend aus. Er wusste nicht nur, wo sie zu finden waren, sondern auch, welchen medizinischen Nutzen sie hatten und wie man sie zubereitete. Ich wünschte, ich hätte ein Notizbuch mitgebracht, um mir alles aufzuschreiben, doch ich lauschte der brüchigen alten Stimme gebannt und gab mir Mühe, mir das Gehörte einzuprägen, während ich unsere Fundstücke in den schweren Pflanzenpressen verstaute.

Wir hielten am Fuß eines seltsamen Hügels mit einer flachen Kuppe an, um uns unseren Lunchpaketen zu widmen. Er war so grün wie die meisten seiner Nachbarn, mit den gleichen Felsvorsprüngen und Spalten, aber etwas war anders: Auf der einen Seite führte ein ausgetretener Pfad bergauf und verschwand hinter einer Granitklippe.

»Was ist denn dort oben?«, fragte ich und deutete mit einem Schinkensandwich auf den Pfad. »Kommt mir zum Picknicken etwas umständlich vor.«

»Ah.« Mr. Crook richtete den Blick auf den Hügel. »Das ist Craigh na Dun. Ich wollte es Ihnen nach dem Essen zeigen.«

»Ach ja? Gibt es da etwas Besonderes?«

»Oh, aye«, antwortete er, weigerte sich aber, das Thema weiter auszuführen und sagte nur, dass ich »es« schon sehen würde.

Ich hatte zwar leichte Bedenken, was seine Fähigkeit betraf, so einen steilen Weg zu erklimmen, doch diese verflogen, als ich wenig später in seinem Kielwasser bergauf keuchte. Schließlich streckte mir Mr. Crook seine knorrige Hand entgegen und zog mich über die Kante des Hügels.

»Da ist es.« Er schwenkte mit einer Art Besitzergeste die Hand.

»Oh, das ist ein Steinkreis!«, röchelte ich entzückt. »Stonehenge in klein!«

Aufgrund des Krieges war es mehrere Jahre her, dass ich zuletzt auf der Ebene von Salisbury gewesen war, aber Frank und ich waren kurz nach unserer Hochzeit in Stonehenge gewesen. Genau wie die anderen Touristen, die beeindruckt zwischen den riesigen Menhiren umherwanderten, hatten wir mit offenen Mündern vor dem Altarstein gestanden (›… wo die Druidenpriester der Vorzeit ihre grauenvollen Menschenopfer vollzogen‹, wie der sonore Cockney-Führer einer Busladung italienischer Touristen verkündete, die den ziemlich gewöhnlich aussehenden Steinblock pflichtschuldigst fotografierten).

Mit derselben Leidenschaft für Genauigkeit, die Frank dazu trieb, seine Krawatten auf dem Kleiderbügel so zu arrangieren, dass die Enden exakt auf gleicher Höhe hingen, waren wir sogar um den ganzen Kreis herumgewandert, hatten gemessen, wie viele Schritte zwischen den Z-Löchern und den Y-Löchern lagen, und die Stürze auf dem Sarsenkreis gezählt, dem äußeren Ring der monströsen Menhire.

Drei Stunden später wussten wir, wie viele Y- und Z-Löcher es gab (neunundfünfzig, falls es Sie interessiert, mich nämlich nicht), hatten aber auch keine größere Ahnung vom Zweck des Bauwerks als die Dutzende von professionellen und Laien-Archäologen, die in den letzten fünfhundert Jahren auf der Fundstelle herumgekrochen waren.

Natürlich mangelte es nicht an Theorien. Das Leben unter Akademikern hatte mich gelehrt, dass eine gut formulierte Theorie normalerweise besser ist als eine schlecht formulierte Tatsache, zumindest wenn es um das berufliche Weiterkommen geht.

Ein Tempel. Ein Gräberfeld. Ein astronomisches Observatorium. Eine Exekutionsstätte (daher die unglückliche Bezeichnung für den »Metzelstein«, der auf der einen Seite halb in seiner eigenen Grube versunken liegt). Ein Marktplatz. Diese Vorstellung gefiel mir, denn ich hatte sofort plastisch vor Augen, wie megalithische Hausfrauen mit Körben auf dem Arm zwischen den Steinen umherschlenderten und kritische Blicke auf die Glasur der jüngsten Lieferung von Tonbechern warfen, während sie skeptisch den Versprechungen der Steinzeitbäcker und der Knochenschaufel- und Bernsteinperlenhändler lauschten.

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