Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Wie sich herausstellte, stießen die Territorialgrenzen des MacKenzie- und des Fraser-Clans am unteren Ende des Loch Ness über eine weite Strecke aneinander. Diese gemeinsame Grenze war auf keiner Karte eingetragen, und sie verlagerte sich im Lauf der Zeit immer wieder, gemeinsam mit den Sitten und den Allianzen ihrer Anrainer. An dieser Grenze lag ganz im Süden des Fraser-Gebietes der kleine Gutshof Broch Tuarach, der Jamies Vater Brian Fraser gehört hatte.

»Das Land ist fruchtbar, die Fischgründe sind gut, und im Wald kann man jagen. Das Anwesen ernährt ungefähr sechzig Katstellen und das kleine Dorf – es heißt Broch Mordha. Dann sind da natürlich das Herrenhaus – es ist modern«, sagte er mit einigem Stolz, »und der alte Rundturm, den wir jetzt als Stall und als Kornspeicher benutzen.« Er seufzte.

»Dougal und Colum waren alles andere als begeistert darüber, dass ihre Schwester einen Fraser geheiratet hat, und sie haben darauf bestanden, dass sie keine Pächterin auf Fraser-Land werden sollte, sondern auf freiem Grundbesitz leben sollte. Also wurde Lallybroch – so nennen die Bewohner das Anwesen – auf meinen Vater überschrieben, doch der Vertrag enthielt eine Klausel, dass das Anwesen nur an die leiblichen Nachkommen meiner Mutter Ellen übergehen durfte. Falls sie kinderlos gestorben wäre, wäre das Land nach dem Tod meines Vaters an Lord Lovat zurückgefallen, ganz gleich, ob Vater noch Kinder von einer anderen Frau bekam. Doch er hat nicht mehr geheiratet, und ich bin der Sohn meiner Mutter Ellen. Also gehört Lallybroch mir, zumindest auf dem Papier.«

»Ich dachte, du hättest mir gestern gesagt, dass du kein Eigentum besitzt.« Ich nippte an dem Wein, den ich ziemlich gut fand; er schien immer besser zu werden, je mehr ich davon trank. Vielleicht sollte ich besser bald aufhören, dachte ich.

Jamie bewegte den Kopf hin und her. »Nun ja, eigentlich gehört es mir. Allerdings nützt mir das im Moment nicht viel, weil ich mich ja dort nicht sehen lassen kann.« Seine Miene war bedauernd. »Da ist schließlich dieses kleine Problem mit dem Kopfgeld, das auf mich ausgesetzt wurde.«

Nach seiner Flucht aus Fort William hatte man ihn auf Dougals Anwesen Beannachd gebracht (was »gesegnet« bedeutet, wie er mir erklärte), damit er sich von seinen Verletzungen und dem Fieber erholen konnte. Von dort war er nach Frankreich gegangen, wo er zwei Jahre in der Nähe der spanischen Grenze in der französischen Armee gekämpft hatte.

»Du warst zwei Jahre in der französischen Armee und hast noch nie mit einer Frau geschlafen?«, unterbrach ich ihn ungläubig. Ich hatte eine ganze Reihe von Franzosen gepflegt, und ich bezweifelte sehr, dass sich die gallische Einstellung gegenüber den Frauen in zweihundert Jahren merklich geändert hatte.

Jamies Mundwinkel zuckte, und er sah mich von der Seite an.

»Wenn du die Huren gesehen hättest, die in der französischen Armee ihre Dienste anbieten, Sassenach, würdest du dich wundern, dass ich mich überhaupt traue, eine Frau nur anzurühren, geschweige denn mit ihr zu schlafen.«

Ich verschluckte mich so heftig an meinem Wein, dass er mir auf den Rücken klopfen musste. Atemlos und puterrot fing ich mich wieder und drängte ihn, weiterzuerzählen.

Vor etwa einem Jahr war er nach Schottland zurückgekehrt und hatte sechs Monate allein oder mit einer Bande von Heimatlosen verbracht, die im Wald von der Hand in den Mund lebten oder sich als Viehdiebe betätigten.

»Und dann hat mich jemand mit einer Axt oder etwas in der Art am Kopf getroffen«, sagte er und zuckte mit den Achseln. »Da muss ich mich auf das verlassen, was mir Dougal über die folgenden zwei Monate erzählt hat, weil ich selbst nicht viel davon mitbekommen habe.«

Dougal war zum Zeitpunkt des Überfalls in der Nähe gewesen. Jamies Freunde hatten ihn herbeigerufen, und irgendwie war es ihm gelungen, seinen Neffen erneut nach Frankreich zu befördern.

»Warum denn Frankreich?«, fragte ich. »Es war doch wohl ein großes Risiko, dich so weit zu transportieren.«

»Das Risiko, mich zu lassen, wo ich war, war noch größer. Es waren überall englische Patrouillen unterwegs – wir waren ja recht fleißig gewesen, die Jungs und ich –, und ich vermute, Dougal wollte nicht, dass man mich besinnungslos in irgendeiner Kate fand.«

»Oder in seinem Haus?«, fragte ich mit einem Anflug von Zynismus.

»Ich gehe davon aus, dass er mich dorthin gebracht hätte«, erwiderte Jamie ungerührt. »Aber erstens hatte er damals einen englischen Besucher. Und zweitens meinte er, dass ich ohnehin so aussah, als ob ich sterben würde, also hat er mich ins Kloster schaffen lassen.«

Die Abtei Ste. Anne de Beaupré an der französischen Küste war die Domäne eines Mannes, der einmal auf den Namen Alexander Fraser gehört hatte und jetzt der Abt dieses Ortes der Studien und des Gebetes war. Einer von Jamies sechs Onkeln auf der Fraser-Seite.

Перейти на страницу:

Похожие книги