»Er und Dougal mögen sich zwar nicht besonders«, erklärte Jamie, »aber Dougal sah ein, dass man hier nicht viel für mich tun konnte, und wenn es überhaupt Hilfe für mich gab, war sie nur dort zu finden.«
Und genauso war es. Mit Hilfe des medizinischen Wissens der Mönche und seiner kräftigen Konstitution hatte Jamie überlebt und war in der Obhut der Dominikanerbrüder langsam geheilt.
»Sobald ich wieder gesund war, bin ich zurückgekehrt«, erzählte er weiter. »Dougal und seine Männer haben mich an der Küste abgeholt, und wir waren auf dem Weg zum Gebiet der MacKenzies, als wir, äh, auf dich gestoßen sind.«
»Hauptmann Randall hat behauptet, ihr habt Vieh gestohlen«, sagte ich.
Er lächelte, ohne sich von dieser Anschuldigung beeindrucken zu lassen. »Nun, Dougal ist ein Mensch, der eine gute Gelegenheit nie links liegenlässt«, stellte er fest. »Wir sind auf eine schöne, gesunde Rinderherde gestoßen, die auf einer Wiese graste, und es war niemand in der Nähe. Also …« Er zuckte mit den Achseln und fügte sich schicksalsergeben in die Unabänderlichkeiten des Lebens.
Anscheinend war ich gegen Ende der Konfrontation zwischen Dougals Männern und Randalls Dragonern aufgetaucht. Als er die Engländer kommen sah, hatte Dougal die Hälfte seiner Männer mit den Rindern davongeschickt, während sich der Rest der Schotten im Unterholz versteckt hatte, um den Engländern aufzulauern.
»Und es hat sehr gut funktioniert«, sagte Jamie beifällig. »Wir sind mit Gebrüll mitten durch sie hindurchgeritten. Natürlich verfolgten sie uns, und wir haben sie über Stock und Stein gelotst, während der Rest der Männer in die entgegengesetzte Richtung mit den Rindern verschwunden ist. Nach einer Weile haben wir die Rotröcke abgehängt und uns in der Kate verkrochen, wo ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Dort wollten wir auf die Dunkelheit warten, um uns davonzustehlen.«
»Ich verstehe«, sagte ich. »Aber warum bist du überhaupt nach Schottland zurückgekommen? Ich habe den Eindruck, dass du in Frankreich viel sicherer gewesen wärst.«
Er öffnete den Mund, um zu antworten, überlegte es sich aber anders und nippte an seinem Wein. Anscheinend näherte ich mich dem Gebiet, auf dem er selbst Geheimnisse hatte.
»Das ist eine lange Geschichte, Sassenach«, sagte er und wich der Frage aus. »Ich erzähle sie dir später, aber erst einmal, was ist mit dir? Erzählst du mir auch von deiner Familie? Wenn das möglich ist, natürlich«, fügte er hastig hinzu.
Ich überlegte einen Moment, aber im Grunde schien es mir nicht riskant zu sein, ihm von meinen Eltern und von Onkel Lamb zu erzählen. Onkel Lambs Beruf hatte ganz eindeutig seine Vorteile. Ein Gelehrter, der antike Stätten erforschte, ergab schließlich im achtzehnten Jahrhundert genauso viel – oder wenig – Sinn wie im zwanzigsten.
Also begann ich mit meinem Bericht und ließ nur kleinere Details wie Autos oder Flugzeuge und natürlich den Krieg aus. Er hörte mir gebannt zu, stellte hin und wieder eine Frage, drückte mir sein Mitgefühl über den Tod meiner Eltern aus und interessierte sich für Onkel Lamb und seine Entdeckungen.
»Und dann bin ich Frank begegnet«, schloss ich. Ich hielt inne, weil ich mir nicht sicher war, wie viel ich noch sagen konnte, ohne mich auf gefährliches Terrain zu begeben. Glücklicherweise rettete mich Jamie.
»Und du würdest jetzt lieber nicht von ihm sprechen«, sagte er verständnisvoll. Ich nickte wortlos, und das Zimmer verschwamm ein wenig vor meinen Augen. Jamie ließ meine Hand los, legte den Arm um mich und zog meinen Kopf sanft an seine Schulter.
»Schon gut«, sagte er und streichelte mir sacht das Haar. »Bist du müde, Claire? Soll ich dich schlafen lassen?«
Im ersten Moment war ich versucht, ja zu sagen, doch ich fand, dass das sowohl unfair als auch feige sein würde. Ich räusperte mich und richtete mich kopfschüttelnd auf.
»Nein«, sagte ich und holte tief Luft. Er roch schwach nach Seife und Wein. »Es geht mir gut. Sag mir – was für Spiele habt ihr gespielt, als du noch ein Junge warst?«
Das Zimmer war mit einer dicken Stundenkerze ausgestattet, auf der dunkle Wachsringe die Stunden markierten. Wir redeten über drei Ringe hinweg und ließen die Hände des anderen nur los, um Wein einzuschenken oder den Nachttopf hinter dem Vorhang in der Ecke zu benutzen. Als Jamie von einem dieser Ausflüge zurückkehrte, gähnte er und räkelte sich.
»Es ist schon furchtbar spät«, sagte ich und erhob mich ebenfalls. »Vielleicht sollten wir ins Bett gehen.«
»Also gut«, sagte er und rieb sich den Nacken. »Ins Bett? Oder schlafen?« Er zog fragend die Augenbraue hoch, und sein Mundwinkel zuckte.
Offen gestanden hatte ich mich in seiner Gesellschaft so wohl gefühlt, dass ich fast vergessen hatte, warum wir hier waren. Bei diesen Worten empfand ich plötzlich Panik. »Nun ja …«, sagte ich schwach.
»So oder so hast du doch nicht vor, in deinem Kleid zu schlafen, oder?«, fragte er praktisch wie immer.