»Und natürlich ist man unförmig und ungeschickt.« Jenny lächelte reumütig und rieb sich die Stelle, an der sie sich vorhin die Hüfte gestoßen hatte. »Man braucht mehr Platz als sonst. Aber hier …«, ihre Hände erhoben sich schützend auf ihren Bauch, »hier spürt man natürlich am meisten.« Sie liebkoste die große Rundung, als streichelte sie die Haut ihres Kindes, nicht ihre eigene. Ians Augen folgten ihren Händen, die sich wieder und wieder über den Hügel hinwegbewegten, wieder und wieder den Stoff glatt strichen.
»Anfangs ist es ein bisschen wie Blähungen«, sagte sie lachend. Sie stieß ihrem Bruder eine Zehe in den Bauch. »Genau da – als ob in deinem Bauch ständig kleine Bläschen aufsteigen. Aber dann, später, spürt man, wie sich das Kind bewegt, und es fühlt sich an wie ein Fisch an der Angel, der wieder verschwindet – wie ein kurzes Ziehen, so schnell vorbei, dass man sich nicht sicher ist, ob man es wirklich gespürt hat.« Als wollte er sich diese Beschreibung verbitten, zappelte ihr unsichtbarer Begleiter hin und her, so dass sich ihr Bauch erst auf der einen Seite auswölbte, dann auf der anderen.
»Ich nehme an, inzwischen bist du dir sicher«, stellte Jamie fest, während er der Bewegung fasziniert folgte.
»Oh, aye.« Sie legte eine Hand auf die Kugel, wie um sie zur Ruhe zu bringen. »Sie schlafen oft stundenlang. Manchmal hat man schon Angst, dass sie gestorben sind, wenn sich lange nichts bewegt. Dann versucht man, sie zu wecken …« Ihre Hand drückte den Bauch an einer Seite abrupt ein und wurde augenblicklich mit einem kräftigen Tritt in die andere Richtung belohnt. »Dann ist man froh, wenn sie wieder treten. Aber es ist nicht nur das Baby. Gegen Ende fühlt man sich überall geschwollen. Nicht schmerzhaft … nur zum Bersten reif. Es ist, als müsste man unbedingt berührt werden, ganz sacht, überall.« Jennys Blick war nicht länger auf mich gerichtet. Er hing an den Augen ihres Mannes, und mir war klar, dass ihr gar nicht mehr bewusst war, dass ihr Bruder und ich noch im Zimmer waren. Sie teilte etwas Intimes mit Ian, als sei dies eine oft gehörte Geschichte, von der sie jedoch niemals genug bekamen.
Ihre Stimme war jetzt tiefer, und ihre Hände hoben sich erneut zu ihren schweren Brüsten, die unter dem leichten Mieder die Blicke auf sich zogen.
»Und im letzten Monat schießt dann die Milch ein. Man kann spüren, wie man voller wird, Stückchen für Stückchen, mit jeder Bewegung des Kindes ein bisschen mehr. Und dann wird plötzlich alles hart und rund.« Wieder umfasste sie ihren Bauch. »Es fühlt sich nicht schmerzhaft an, nur atemlos, und dann kribbeln die Brüste, als müssten sie explodieren, wenn nicht bald jemand daran saugt.« Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück, und der Rhythmus ihrer streichelnden Bewegungen wirkte wie eine Beschwörungsformel. Während ich sie beobachtete, kam mir ein Gedanke – wenn es überhaupt so etwas wie Hexen gab, zählte Janet Fraser mit Sicherheit dazu.
Die verräucherte Luft war von ihrer Trance durchdrungen, von dem Gefühl, das die Wurzel jeder Lust ist, dem furchtbaren, drängenden Sehnen nach Vereinigung, nach der Erschaffung neuen Lebens. Ich hätte jedes Haar auf Jamies Körper zählen können, ohne ihn anzusehen, denn ich wusste, dass sie alle aufrecht standen.
Jenny öffnete die Augen, dunkel im Schatten, und lächelte ihrem Mann zu, eine gemächliche Bewegung voll unendlicher Verheißung.
»Und wenn sich das Kind kurz vor dem Ende der Schwangerschaft bewegt, fühlt es sich manchmal an, wie wenn man seinen Mann in sich hat, wenn er ganz tief eindringt und seinen Samen vergießt. Und dann, wenn dieses Pulsieren im Inneren beginnt, gemeinsam mit ihm, ist es so ähnlich, aber es ist größer, es setzt sich durch alle Membranen des Schoßes fort und füllt den ganzen Körper aus. Dann ist das Kind still, und es ist, als hätte man ihn stattdessen in sich aufgenommen.«
Plötzlich wandte sie sich mir zu, und der Bann war gebrochen. »Das ist es, was sie manchmal wollen«, sagte sie leise und sah mir lächelnd in die Augen. »Sie wollen zurück.«
Etwas später erhob sich Jenny und glitt zur Tür. Der Blick, mit dem sie sich umsah, zog Ian an wie eine Kompassnadel, die dem Norden folgt. An der Tür blieb sie stehen, um auf ihn zu warten, und richtete den Blick auf ihren Bruder, der reglos am Kaminfeuer saß.
»Siehst du nach dem Feuer, Jamie?« Sie räkelte sich und drückte ihren Rücken durch, und die Kurve ihrer Wirbelsäule war wie ein Spiegelbild der seltsamen Sinuskurve ihres Bauches. Ian fuhr ihr fest mit den Fingerknöcheln über den Rücken und drückte ihr Kreuz, so dass sie aufstöhnte. Und dann waren sie fort.
Ich räkelte mich ebenfalls mit erhobenen Armen und spürte das angenehme Ziehen meiner ermüdeten Muskeln. Jamies Hände fuhren mir an den Seiten hinunter und kamen auf der Rundung meiner Hüften zum Stillstand. Ich lehnte mich rückwärts gegen ihn und zog seine Hände nach vorn, stellte mir vor, wie sie die sanfte Rundung eines ungeborenen Kindes umfassten.