Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Sir Fletcher leerte sein Glas, stellte es hin und zog die Kiste auf sich zu. Es war eine schlichte, quadratische Kiste aus unbehandeltem Holz mit einem Schiebedeckel, der mit Kreide beschriftet war. Ich konnte die Buchstaben auch auf dem Kopf lesen. Frayser stand dort.

Sir Fletcher schob den Deckel auf und spähte kurz hinein, dann schloss er die Kiste und schob sie mir herüber.

»Die Habseligkeiten des Gefangenen«, erklärte er. »Normalerweise schicken wir sie nach der Exekution an die nächsten Verwandten. Dieser Mann jedoch …« Er schüttelte den Kopf. »Er hat sich kategorisch geweigert, irgendwelche Angaben zu seiner Familie zu machen. Gewiss haben sie sich miteinander überworfen. Das ist natürlich nichts Ungewöhnliches, doch unter den Umständen ist es bedauerlich. Ich bitte Euch nur ungern darum, Mrs. Beauchamp, aber ich dachte, als Bekannte der Familie würdet Ihr es möglicherweise auf Euch nehmen, seinen Besitz an die entsprechende Person weiterzuleiten?«

Ich traute meiner Stimme nicht über den Weg, nickte aber und vergrub die Nase in meinem Wein.

Sir Fletcher schien erleichtert zu sein, vielleicht, weil er die Kiste losgeworden war, vielleicht aber auch, weil meinem Aufbruch jetzt eigentlich nichts mehr im Weg stand. Er lehnte sich dumpf keuchend zurück und lächelte mich breit an.

»Das ist sehr gütig von Euch, Mrs. Beauchamp. Ich weiß, dass dies eine sehr schmerzhafte Pflicht für eine mitfühlende junge Frau sein muss, und ich bin mir Eurer Großzügigkeit wirklich bewusst, das versichere ich Euch.«

»N-nicht der Rede wert«, stammelte ich. Es gelang mir, mich zu erheben und die Kiste an mich zu nehmen. Sie maß vielleicht zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter und war etwas mehr als zehn Zentimeter hoch. Ziemlich klein für die Hinterlassenschaft eines Menschenlebens.

Ich wusste, was sie enthielt. Drei Angelschnüre, ordentlich aufgerollt; einen Korken, in dem mehrere Angelhaken steckten; Feuerstein und Stahl; eine kleine Glasscherbe mit abgestumpften Kanten; ein paar kleine Steine, die interessant aussahen oder sich angenehm anfühlten; eine getrocknete Maulwurfspfote zum Schutz gegen Rheumatismus. Eine Bibel – oder vielleicht hatte er die behalten dürfen? Ich hoffte es. Einen Rubinring, wenn er nicht gestohlen worden war. Und eine kleine Schlange aus Kirschholz, in deren Unterseite der Name Sawny eingeritzt war.

Ich blieb an der Tür stehen und packte den Rahmen, um mich zu stützen.

Sir Fletcher, der mir höflich gefolgt war, um mich aus dem Zimmer zu begleiten, war sofort bei mir.

»Mrs. Beauchamp! Ist Euch nicht gut, meine Liebe? Wache, einen Stuhl!«

Ich konnte spüren, wie mir der kalte Schweiß auf den Wangen ausbrach, doch es gelang mir, zu lächeln und abzuwinken, als mir der Stuhl angeboten wurde. Ich wollte unbedingt hier raus – ich brauchte frische Luft, und zwar in rauhen Mengen. Und ich wollte allein sein, um zu weinen.

»Nein, es geht schon«, sagte ich, um einen überzeugenden Ton bemüht. »Es ist nur … vielleicht ein wenig stickig hier. Nein, es geht gleich wieder. Außerdem wartet mein Pferdeknecht draußen.«

Während ich mich zwang, mich aufzurichten und zu lächeln, kam mir ein Gedanke. Möglich, dass er nicht helfen würde, aber schaden konnte er auch nicht.

»Oh, Sir Fletcher …«

Immer noch besorgt über meinen Zustand, war er ganz Ohr.

»Ja, meine Liebe?«

»Ich dachte mir gerade … wie traurig für einen jungen Mann in dieser Lage, mit seiner Familie im Streit zu liegen. Ich meine, vielleicht … wenn er ihnen schreiben möchte – vielleicht einen Versöhnungsbrief? Es würde mich freuen, ihn seiner … seiner Mutter zu überbringen.«

»Ihr seid ja die Hilfsbereitschaft in Person, meine Liebe«, sagte Sir Fletcher jetzt wieder jovial, da ich anscheinend doch nicht auf seinem Teppich kollabieren würde. »Natürlich, ich werde mich diesbezüglich erkundigen. Wo habt Ihr denn Quartier bezogen, meine Liebe? Falls es einen Brief gibt, werde ich ihn Euch übersenden lassen.«

»Nun ja.« Inzwischen gelang mir das Lächeln besser, obwohl es sich anfühlte, als ob es auf mein Gesicht geklebt wäre. »Das ist derzeit furchtbar ungewiss. Ich habe mehrere Verwandte und enge Bekannte im Ort, und ich fürchte, ich muss abwechselnd bei ihnen wohnen, damit sich niemand beleidigt fühlt.« Ich brachte ein kleines Lachen zuwege.

»Wenn es Euch also nicht zu sehr stört, könnte mein Pferdeknecht hier vorstellig werden und sich nach dem Brief erkundigen?«

»Gewiss, gewiss. Das ist doch bestens, meine Liebe. Bestens!«

Und mit einem raschen Blick auf seine Karaffe nahm er meinen Arm, um mich zum Tor zu begleiten.

»Besser, Kleine?« Rupert schob den Vorhang meiner Haare beiseite, um mir ins Gesicht zu sehen. »Du siehst aus wie ein schlecht geräucherter Schweinebauch. Hier, trink lieber noch einen Schluck.«

Ich schüttelte den Kopf, als er mir die Whiskyflasche hinhielt, und setzte mich, um mir mit dem feuchten Tuch, das er mir besorgt hatte, das Gesicht abzuwischen.

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