Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Es waren fünfunddreißig Meilen bis nach Wentworth. Eine halbe Stunde mit einem schnellen Auto und auf guten Straßen. Zu Pferd zwei quälende Tagesritte durch halb gefrorenen Schlamm. Nicht mehr lange. Dougals Worte hallten mir in den Ohren wider und hielten mich noch im Sattel, als ich den Punkt längst überschritten hatte, an dem ich eigentlich vor Erschöpfung heruntergefallen wäre.

Während ich an meine körperlichen Grenzen gehen musste, um die langen, kräftezehrenden Meilen im Sattel zu ertragen, stand es meinem Kopf frei, sich zu sorgen. Um die Gedanken an Jamie zu verdrängen, verbrachte ich die Zeit damit, an mein Gespräch mit Dougal in der Höhle zu denken.

Und an das Letzte, was er zu mir gesagt hatte. Als wir im Freien vor der kleinen Höhle standen und warteten, während Rupert und seine Begleiter die Pferde aus ihrem tiefer im Tal gelegenen Versteck holten, hatte sich Dougal abrupt an mich gewandt.

»Ich habe eine Nachricht für dich«, hatte er gesagt. »Von der Hexe.«

»Von Geilie?« Zu sagen, dass ich verblüfft war, war untertrieben.

Ich konnte zwar im Dunkeln sein Gesicht nicht ausmachen, doch ich sah sein bestätigendes Nicken.

»Ich habe sie noch einmal gesehen«, sagte er leise, »als ich das Kind geholt habe.« Unter anderen Umständen hätte ich Mitgefühl gehabt – es war der endgültige Abschied von seiner Geliebten, die zum Scheiterhaufen verurteilt war, und er hatte das Kind im Arm, das sie gemeinsam gezeugt hatten, einen Sohn, den er niemals anerkennen konnte. So jedoch war meine Stimme eisig.

»Was hat sie gesagt?«

Er hielt inne; ich war mir nicht sicher, ob es ihm einfach widerstrebte, sein Wissen weiterzugeben, oder ob er versuchte, sich an den genauen Wortlaut zu erinnern. Anscheinend war es Letzteres, denn er wählte seine Worte sorgfältig.

»Sie hat gesagt, falls ich dich je wiedersehe, soll ich dir zwei Dinge sagen, und zwar wörtlich so, wie sie sie mir gesagt hat. Das Erste war: ›Ich glaube, dass es möglich ist, aber ich weiß es nicht.‹ Und das Zweite – das Zweite waren nur Zahlen. Ich musste sie mehrmals wiederholen, damit sie sicher sein konnte, dass ich sie richtig in Erinnerung behielt, denn ich sollte sie dir in einer bestimmten Reihenfolge sagen. Es waren die Zahlen eins, neun, sechs, acht.« Die hochgewachsene Gestalt wandte sich mir im Dunkeln fragend zu.

»Sagt dir das etwas?«

»Nein«, sagte ich und wandte mich meinem Pferd zu. Denn natürlich sagte es mir etwas.

»Ich glaube, dass es möglich ist.« Damit konnte sie nur eines meinen. Sie wusste es zwar nicht, doch sie glaubte, dass es möglich war, durch den Steinkreis an meinen Herkunftsort zurückzukehren. Sie selbst hatte es eindeutig nicht versucht, sondern – zu ihrem Schaden – beschlossen zu bleiben. Vermutlich hatte sie ihre Gründe. Zum Beispiel Dougal?

Was die Zahlen betraf, so glaubte ich ebenfalls zu wissen, was sie bedeuteten. Sie hatte sie ihm einzeln gesagt, weil ihr die Geheimhaltung so sehr in Fleisch und Blut übergegangen war, aber eigentlich bildeten sie alle eine Zahl. Eins, neun, sechs, acht. Neunzehnhundertachtundsechzig. Das Jahr, in dem sie in die Vergangenheit verschwunden war.

Ich empfand einen kleinen Stich der Neugier und tiefes Bedauern. Wie schade, dass ich die Impfnarbe an ihrem Arm erst zu Gesicht bekommen hatte, als es zu spät war! Und doch, wenn ich sie eher gesehen hätte … wäre ich zu dem Steinkreis zurückgekehrt, vielleicht mit ihrer Hilfe – und hätte Jamie verlassen?

Jamie. Der Gedanke an ihn war eine bleierne Last in meinen Gedanken, ein Pendel, das langsam am Ende eines Strickes schwang. Nicht mehr lange. Die Straße zog sich endlos und ermüdend vor uns hin, und manchmal verschwand sie ganz in den gefrorenen Marschen oder den offenen Wasserflächen, die einmal Wiesen und Moorland gewesen waren. Im eiskalten Nieselregen, der bald zu Schnee werden würde, erreichten wir unser Ziel gegen Abend des zweiten Tages.

Das Gebäude ragte schwarz vor dem bedeckten Himmel auf. Es hatte die Form eines gigantischen Rechtecks mit über einhundertfünfundzwanzig Metern Kantenlänge und einen Turm an jeder Ecke, und es bot Raum für dreihundert Gefangene plus die vierzig Mann der Garnison und ihren Kommandeur, die zivile Verwaltung und die vier Dutzend Köche, Laufburschen, Stallknechte und andere Lakaien, die für seinen Betrieb notwendig waren. Wentworth.

Ich blickte an den bedrohlichen Mauern aus grünlichem Argyllgranit empor, die hier und dort von winzigen Fenstern durchbrochen wurden. In manchen blinzelten Lichter auf. Andere, hinter denen wahrscheinlich die Zellen lagen, blieben dunkel. Ich schluckte. Angesichts des gewaltigen Bauwerks mit seinen undurchdringlichen Mauern, seinem monumentalen Tor und dessen rot berockten Bewachern kamen mir erste Zweifel.

»Was, wenn …« Mein Mund war trocken, und ich musste innehalten und mir die Lippen lecken. »Was, wenn wir es nicht schaffen?«

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