»Wer weiß?«, sagte er noch einmal, ganz leise. »Wenn ich diese hübsche braunhaarige Furche täglich pflügen und meinen Samen tief hineinpflanzen würde …« Die Schatten an der Höhlenwand verschoben sich plötzlich, als er einen weiteren Schritt auf mich zutrat.
»Also, du hast dir ja wirklich Zeit gelassen«, sagte ich gereizt.
Ungläubiges Erschrecken breitete sich über sein Gesicht, ehe er begriff, dass mein Blick an ihm vorbei zum Eingang der Höhle gerichtet war.
»Fand es nicht höflich zu unterbrechen«, erwiderte Murtagh, der hinter einem Paar geladener Steinschlosspistolen in die Höhle getreten war. Die eine hielt er auf Dougal gerichtet, die andere benutzte er zum Gestikulieren.
»Falls du nicht vorhast, diesen Antrag hier und jetzt anzunehmen, schlage ich vor, dass wir gehen. Und falls du ihn annehmen
»Vorerst geht niemand«, sagte ich knapp. »Setz dich«, befahl ich Dougal. Er stand immer noch da und starrte Murtagh an wie ein Gespenst.
»Wo ist denn Rupert?«, wollte er wissen, als er die Sprache wiederfand.
»Oh, Rupert.« Murtagh kratzte sich nachdenklich mit der Mündung der einen Pistole am Kinn. »Er dürfte inzwischen in Belladrum sein. Bis Tagesanbruch sollte er zurück sein«, fügte er hilfsbereit hinzu, »mit dem Rumfass, das du ihn holen geschickt hast, glaubt er zumindest. Der Rest deiner Männer schläft in Quinbrough.«
Dougal besaß den Anstand zu lachen, wenn auch etwas widerstrebend. Er setzte sich wieder, die Hände auf den Knien, und ließ den Blick von mir zu Murtagh und wieder zurück schweifen. Einen Moment herrschte Stille.
»Nun?«, erkundigte sich Dougal. »Was jetzt?«
Das, so begriff ich, war eine sehr gute Frage. Vor lauter Überraschung, Dougal anstelle von Jamie anzutreffen, vor Schreck über seine Enthüllungen und vor Wut über seinen darauffolgenden Antrag war ich nicht dazu gekommen, mir zu überlegen, was zu tun war. Murtagh war glücklicherweise besser vorbereitet. Nun ja,
»Wir brauchen Geld«, sagte er prompt. »Und Männer.« Er ließ den Blick abschätzend über die an der Wand aufgestapelten Bündel schweifen. »Nein«, sagte er nachdenklich, »das ist sicher für König James. Aber wir nehmen das, was du bei dir trägst.« Murtaghs schwarze Äuglein richteten sich wieder auf Dougal, und die Mündung der einen Pistole zeigte auf seinen Sporran.
Wenn sich eines über das Leben in den Highlands sagen ließ, dann das, dass es anscheinend einer gewissen fatalistischen Haltung Vorschub leistete. Mit einem Seufzer griff Dougal in den Sporran und warf mir eine kleine Börse vor die Füße.
»Zwanzig Goldstücke und etwas über dreißig Shilling.« Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Bitte schön.«
Angesichts meiner skeptischen Miene schüttelte er den Kopf.
»Nein, ich meine es ernst. Du kannst von mir halten, was du willst. Jamie ist der Sohn meiner Schwester, und wenn ihr ihn befreien könnt, möge Gott euch beistehen. Aber ihr könnt es nicht.« Sein Ton klang endgültig.
Er sah Murtagh an, der die Pistolen nach wie vor bereithielt.
»Was die Männer betrifft: Nein. Wenn ihr Selbstmord begehen wollt, du und die Kleine, kann ich euch nicht daran hindern. Ich biete euch sogar an, euch rechts und links von Jamie zu begraben. Aber meine Männer werdet ihr nicht mit in die Hölle nehmen, und wenn ihr noch so viele Pistolen habt.« Er verschränkte die Arme und lehnte sich an die Höhlenwand zurück, während er uns in aller Ruhe beobachtete.
Murtaghs Hände wichen nicht von seinem Ziel ab. Doch sein Blick huschte in meine Richtung. Wollte ich, dass er schoss?
»Ich schlage dir eine Abmachung vor«, sagte ich.
Dougal zog die Augenbraue hoch.
»Du bist im Moment etwas besser in der Lage als ich, Bedingungen zu stellen«, sagte er. »Was schlägst du denn vor?«
»Lass mich mit deinen Männern reden«, antwortete ich. »Und wenn sie freiwillig mit mir kommen, lass sie ziehen. Wenn nicht, gehen wir, wie wir gekommen sind – und geben dir auch dein Geld zurück.«
Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. Er betrachtete mich sorgfältig von oben bis unten, als wollte er meine Überzeugungskraft und mein rednerisches Talent einschätzen. Dann legte er die Hände auf die Knie und nickte.
»Abgemacht«, sagte er.
Am Ende verließen wir die Höhle und die Schlucht mit Dougals Geldbörse und fünf Männern, die Murtagh und mich begleiteten: Rupert, John Whitlow, Willie MacMurtry und die Zwillingsbrüder Rufus und Geordie Coulter. Es war Ruperts Entscheidung, die bei den anderen den Ausschlag gegeben hatte; ich sah immer noch – nicht ohne grimmige Genugtuung – Dougals Miene vor mir, als mich sein kräftiger, schwarzbärtiger Leutnant nachdenklich betrachtete, dann die Pistolen an seinem Gürtel tätschelte und gemütlich sagte: »Aye, Kleine, warum nicht?«