Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Im ersten Moment dachte ich, er wollte mich mit dieser gnadenlos detaillierten Schilderung beeindrucken, doch ich irrte mich. Ich bewegte mich ein Stück zur Seite, und als ihm das Licht wieder ins Gesicht fiel, konnte ich die Falten des Schmerzes rings um seine Augen sehen. Es war also keine Litanei des Grauens, sondern eine Selbstgeißelung. Unter den Umständen empfand ich allerdings kein Mitleid mit ihm.

»Du hast sie also wirklich geliebt«, sagte ich kalt. »Nicht dass es ihr viel genützt hätte. Oder dem Kind. Was hast du mit ihm gemacht?«

Er zuckte mit den Schultern. »Es in einer guten Familie untergebracht. Ein Sohn, kerngesund, auch wenn seine Mutter eine Hexe und Ehebrecherin war.«

»Und sein Vater ein Ehebrecher und Verräter«, fuhr ich ihn an. »Deine Frau, deine Geliebte, dein Neffe, dein Bruder – gibt es eigentlich jemanden, den du noch nicht betrogen und getäuscht hast? Du … du …« Die Worte blieben mir im Hals stecken; er widerte mich so sehr an, dass mir übel wurde. »Ich weiß gar nicht, warum ich überrascht bin«, sagte ich dann, um einen ruhigeren Ton bemüht. »Wenn du keine Loyalität gegenüber deinem König kennst, gibt es wohl auch keinen Grund zu der Annahme, dass du mit deinem Neffen oder deinem Bruder anders verfahren würdest.«

Sein Kopf fuhr herum, und er funkelte mich an. Er zog seine dichten Augenbrauen hoch, die genauso geformt waren wie Colums, wie Jamies, wie Hamishs. Die breiten Wangenknochen, die schöne Schädelform. Das Erbe des alten Jacob MacKenzie ließ sich nicht verleugnen.

Eine kräftige Hand klammerte sich fest um meine Schulter.

»Mein Bruder? Du glaubst, ich würde meinen Bruder betrügen?« Aus irgendeinem Grund hatte ihn das getroffen; sein Gesicht war finster vor Wut.

»Du hast es doch gerade zugegeben!« Und in dem Moment begriff ich.

»Ihr wart es beide«, sagte ich langsam. »Ihr wart es gemeinsam, du und Colum. Gemeinsam, wie immer.« Ich nahm seine Hand von meiner Schulter und schleuderte sie ihm entgegen.

»Colum konnte nur dann Häuptling werden, wenn du für ihn in den Krieg ziehst. Er konnte den Clan nur zusammenhalten, wenn du für ihn das Territorium bereist, um die Pacht einzutreiben und Dispute zu regeln. Er konnte nicht reiten, er konnte nicht reisen. Und er konnte keinen Sohn zeugen, an den er das Amt vererben konnte. Und du hattest keinen Sohn mit Maura. Du hast geschworen, ihm die Arme und Beine zu ersetzen …« Allmählich stieg leichte Hysterie in mir hoch. »Warum nicht auch den Schwanz?«

Dougals Wut war verflogen; eine Weile stand er schweigend da und betrachtete mich nachdenklich. Da er anscheinend zu dem Schluss kam, dass ich nirgendwohin konnte, setzte er sich auf einen seiner Warenballen und wartete, bis ich fertig war.

»Du hast es also mit Colums Wissen getan. War Letitia wenigstens willig?« Da ich ja inzwischen wusste, wie weit ihre Gnadenlosigkeit ging, hätte ich es den MacKenzie-Brüdern durchaus zugetraut, dass sie sie gezwungen hatten.

»Oh, aye, absolut willig. Sie hatte zwar nicht viel für mich übrig, aber sie wollte ein Kind – so sehr, dass sie während der drei Monate, die wir zu Hamishs Entstehung gebraucht haben, mit mir ins Bett gegangen ist. War verdammt langweilig«, erinnerte sich Dougal und kratzte sich einen Schlammspritzer vom Absatz. »Ich hätte es auch mit einer Schüssel warmem Milchpudding treiben können.«

»Hast du Colum das erzählt?«, fragte ich. Er hörte meinen gereizten Unterton und blickte auf. Einen Moment lang betrachtete er mich gleichmütig, dann erhellte ein schwaches Lächeln sein Gesicht.

»Nein«, antwortete er leise. »Nein, ich habe es ihm nicht gesagt.« Er senkte den Blick auf seine Hände und wendete sie, als suchte er nach einem Geheimnis, das sich in den Linien seiner Handflächen verbarg.

»Ich habe ihm erzählt«, sagte er leise, ohne mich anzusehen, »dass sie sanft und süß war wie ein reifer Pfirsich und alles hatte, was sich ein Mann von einer Frau wünschen kann.«

Er schloss abrupt die Hände und blickte zu mir auf, und der Mann, der für ein paar Sekunden nichts als Colums Bruder gewesen war, verschwand erneut in den sardonischen Augen Dougal MacKenzies.

»Sanft und süß ist nicht gerade das, was ich über dich sagen würde«, stellte er nun fest. »Aber alles, was sich ein Mann wünschen könnte …« Seine tief liegenden Haselaugen wanderten langsam an meinem Körper hinunter und verweilten auf den Rundungen meiner Brüste und meiner Hüften, die unter meinem offenen Umhang zu sehen waren. Seine Hand bewegte sich unbewusst auf seinem Oberschenkel hin und her, während er mich beobachtete.

»Wer weiß?«, sagte er wie zu sich selbst. »Vielleicht könnte ich ja noch einen Sohn bekommen – diesmal legitim. Es stimmt zwar …« Er legte abschätzend den Kopf schief und richtete den Blick auf meine Taille. »Mit Jamie ist es auch noch nicht geschehen. Möglich, dass du unfruchtbar bist. Aber das Risiko würde ich eingehen. Allein das Anwesen ist es wert.«

Er stand plötzlich auf und trat einen Schritt auf mich zu.

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