Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Randall war Hauptmann; in einer Gefängnisgarnison gab es niemand Ranghöheren außer Sir Fletcher selbst. Vermutlich konnte Randall daher über die Räumlichkeiten der gesamten Burg verfügen, wenn er einen geeigneten Ort suchte, um einen Gefangenen zu foltern.

Und es konnte nur Folter sein. Selbst wenn am Ende der Galgen stand; der Mann, den ich in Fort William erlebt hatte, war von Natur aus eine Katze. Er war genauso wenig in der Lage, seine Körpergröße oder Augenfarbe zu ändern, wie er der Gelegenheit widerstehen konnte, mit dieser speziellen Maus zu spielen.

Ich holte tief Luft, schob jeden Gedanken an das, was sich seit dem Morgen ereignet haben mochte, entschlossen beiseite und schoss zur Tür hinaus. Dabei kollidierte ich mit einem englischen Rotrock, der in die Zelle wollte. Ich verlor das Gleichgewicht und prallte so heftig gegen den Türrahmen, dass meine linke Körperhälfte taub wurde und ich mir schmerzhaft den Kopf stieß. Ich stützte mich an den Türpfosten, und das Klingeln in meinen Ohren mischte sich mit dem Echo dessen, was Rupert mir eingetrichtert hatte. Du hast einen Moment der Überraschung, Kleine. Nutze ihn!

Es war die Frage, dachte ich benommen, wessen Überraschung hier größer war. Hektisch tastete ich nach der Tasche mit meinem Dolch und verfluchte mich, weil ich so dumm gewesen war, ihn nicht schon vor dem Betreten der Zelle zu ziehen.

Der englische Soldat, der jetzt das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, starrte mich mit offenem Mund an, und ich konnte spüren, wie mir mein kostbarer Überraschungsmoment entglitt. Ich gab die Suche nach der Tasche auf, bückte mich, zog den Sgian dhu aus meinem Strumpf und richtete mich damit auf, so schwungvoll ich es konnte. Die Messerspitze traf den angreifenden Soldaten unter dem Kinn, just als er nach seinem Gürtel greifen wollte. Seine Hände hoben sich halb zu seiner Kehle, dann wankte er mit überraschter Miene rückwärts an die Wand und glitt wie in Zeitlupe zu Boden, während ihm das Leben entströmte. Genau wie ich hatte auch er sich nicht die Mühe gemacht, vorher seine Waffe zu ziehen, und diese kleine Unterlassung hatte ihn gerade das Leben gekostet. Gottes Gnade hatte mich trotz meines Fehlers gerettet; einen weiteren durfte ich mir nicht erlauben. Mir war furchtbar kalt, als ich über den zuckenden Körper hinwegstieg, ohne ihn anzusehen.

Ich lief denselben Weg zurück, den ich gekommen war, bis zu der Ecke an der Treppe. Dort gab es eine Stelle, an der ich vor allen Blicken geschützt war. Ich lehnte mich gegen die Wand und ergab mich einen Moment meiner bebenden Übelkeit.

Dann wischte ich mir entschlossen die verschwitzten Hände an meinem Rock ab und zerrte den Dolch aus der geheimen Innentasche. Er war jetzt meine einzige Waffe; ich hatte weder die Zeit noch die Nervenstärke besessen, mein Strumpfmesser wieder an mich zu bringen. Vielleicht auch gut so, dachte ich und rieb mir die Finger an meinem Mieder; die Wunde hatte überraschend wenig geblutet, und ich schrak bei dem Gedanken an den Blutstrom zurück, der gefolgt wäre, wenn ich das Messer herausgezogen hätte.

Mit dem Dolch in der Hand blickte ich vorsichtig in den Korridor hinaus. Die Gefangenen, die ich unbeabsichtigt befreit hatte, waren nach links gegangen. Ich hatte zwar keine Ahnung, was sie vorhatten, doch sie würden die Engländer gewiss erst einmal auf Trab halten. Da ich ja keinen Grund hatte, bei meiner Suche irgendeine Richtung zu bevorzugen, war es nur vernünftig, mich von dem Aufruhr fernzuhalten.

Das Licht der Fensterschlitze kam von hinten, was bedeutete, dass dies die westliche Mauer war. Ich durfte die Orientierung nicht verlieren, um den mit Rupert vereinbarten Treffpunkt zu finden.

Treppen. Ich zwang meinen betäubten Verstand zu denken, um mit Logik zu finden, wonach ich suchte. Wenn man jemanden foltern wollte, bevorzugte man vermutlich einen zurückgezogenen, schalldichten Raum. Diese Überlegungen deuteten auf ein abgelegenes Verlies als den wahrscheinlichsten Ort hin. Und die Verliese befanden sich in solchen Festungen meistens unter der Erde, wo Tonnen und Abertonnen von Stein jeden Schrei unterdrückten und die Dunkelheit jede Grausamkeit vor den Blicken der Verantwortlichen verbarg.

Am Ende des Korridors rundete sich die Wand; ich hatte einen der vier Ecktürme erreicht – und die Türme hatten Treppen.

Die Wendeltreppe gab den Blick auf eine weitere Rundung frei. Ihre keilförmigen Stufen stürzten sich so schwindelerregend in die Tiefe, dass das Auge getäuscht wurde und die Füße fehltraten. Der abrupte Übergang aus der relativen Helligkeit des Korridors in das dunkle Zwielicht des Treppenhauses machte es noch schwieriger, den Abstand zwischen den Stufen richtig einzuschätzen. Mehrmals rutschte ich aus und schrammte mir jedesmal die Hände blutig, wenn ich mich an den Wänden fing.

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