Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Er war mit dem rechten Fußknöchel an einen Bolzen in der Wand angekettet, ansonsten aber nicht gefesselt. In dem Durcheinander der Gegenstände auf dem Tisch befand sich allerdings auch ein zusammengerollter Strick, der eindeutig benutzt worden war; seine Handgelenke und Ellbogen zeugten davon – sie waren wund gescheuert.

Sein Zustand war mir ein Rätsel. Er war sichtlich benommen, und sein ganzer Körper strahlte Schmerzen aus, doch ich konnte keinen Grund für die Beeinträchtigung sehen. Weder sah ich Blut noch Verletzungen. Ich sank auf die Knie und fing an, die Schlüssel an meinem Ring nacheinander an seinem Fußeisen auszuprobieren.

»Was hat er dir angetan?«, fragte ich leise, aus Angst, Randall könnte schon unterwegs sein.

Jamie wankte im Sitzen. Er hatte die Augen geschlossen, und überall auf seiner Haut brachen ihm Hunderte winziger Schweißperlen aus. Er schien der Ohnmacht nahe zu sein, aber beim Klang meiner Stimme öffnete er kurz die Augen. Mit großer Vorsicht benutzte er die linke Hand, um den Gegenstand hochzuheben, den er auf dem Schoß gehalten hatte. Es war seine rechte Hand, die nur noch mit Mühe als menschlicher Körperteil zu erkennen war. Sie war so grotesk geschwollen, dass sie ein einziger aufgedunsener, mit roten und blauen Flecken übersäter Beutel war, an dem die Finger in unmöglichen Winkeln baumelten. Ein weißer Knochensplitter ragte aus einem Riss in seinem Mittelfinger, und Blut tröpfelte ihm über die Fingerknöchel, die zu Beulen verformt waren.

Die menschliche Hand ist ein fein konstruiertes Wunder, ein komplexes System von Gelenken und Umlenkrollen, das von einem Netzwerk aus Millionen winziger, extrem sensibler Nerven gesteuert wird. Ein einziger gebrochener Finger reicht aus, um den stärksten Mann halb ohnmächtig vor Schmerzen in die Knie zu zwingen.

»Bezahlung«, sagte Jamie, »für seine Nase – mit Zinsen.« Ich starrte die Verwüstung einen Moment lang an, dann sagte ich mit einer Stimme, die ich nicht wiedererkannte: »Dafür bringe ich ihn um.«

Jamies Mund zuckte sacht, denn eine Spur von Humor durchdrang die Maske aus Schmerz und Benommenheit. »Ich halte dir dann so lange den Umhang, Sassenach«, flüsterte er. Seine Augen schlossen sich wieder, und er ließ sich an die Wand sacken, zu erschöpft, um noch weiter gegen meine Anwesenheit zu protestieren.

Ich machte mich erneut über das Schloss her, froh zu sehen, dass meine Hände nicht mehr zitterten. Meine Angst war einer beflügelnden Wut gewichen.

Auch als ich den kompletten Schlüsselring zweimal durchgegangen war, hatte ich immer noch keinen Schlüssel gefunden, der das Schloss öffnete. Meine Hände begannen zu schwitzen, und die Schlüssel rutschten mir durch die Finger wie kleine Fische, als ich anfing, die wahrscheinlichsten Kandidaten noch einmal auszuprobieren. Meine gemurmelten Flüche holten Jamie aus seiner Betäubung, und er beugte sich ächzend vor, um festzustellen, was ich da tat.

»Du brauchst keinen Schlüssel zu finden, der sich im Schloss dreht«, sagte er und stützte sich mit der Schulter an der Wand ab, um sich aufrecht zu halten. »Wenn nur einer der Länge nach hineinpasst, kannst du das Schloss öffnen, indem du mit einem anständigen Schlag nachhilfst.«

»Hast du solche Schlösser schon öfter gesehen?« Ich wollte ihn wach halten, indem ich mit ihm redete; er würde schließlich selbständig laufen müssen, wenn wir hier hinauswollten.

»Ich habe schon einmal darin gesteckt. Als sie mich hergebracht haben, haben sie mich zusammen mit mehreren anderen Männern in einer großen Zelle angekettet. Mein Nebenmann war ein Junge namens Reilly aus Leinster. Er meinte, er hätte jetzt schon in den meisten irischen Gefängnissen gesessen und beschlossen, es zur Abwechslung in Schottland zu versuchen.« Jamie kämpfte um jedes Wort, denn auch ihm war klar, dass er sich unbedingt zusammennehmen musste. Er brachte ein zaghaftes Lächeln zuwege. »Er hat mir einiges über Schlösser verraten und mir gezeigt, wie wir unsere Eisen hätten öffnen können, wenn wir ein gerades Metallstück gehabt hätten, was aber nicht der Fall war.«

»Dann beschreib es mir.« Das Reden strengte ihn so an, dass ihm erneut der Schweiß ausbrach, doch er machte jetzt einen wachen Eindruck. Die Konzentration auf das Problem mit dem Schloss schien ihm zu helfen.

Ich folgte seinen Anweisungen und suchte einen passenden Schlüssel, den ich so tief wie möglich in das Schloss steckte. Reilly hatte erzählt, ein fester Schlag auf das Ende des Schlüssels würde den Bart gegen die Zuhaltefedern drücken, so dass sie sich lösten. Ich sah mich nach einem geeigneten Werkzeug zum Zuschlagen um.

»Nimm den Holzhammer auf dem Tisch, Sassenach«, sagte Jamie. Ich hörte seinen grimmigen Unterton und blickte von seinem Gesicht zum Tisch hinüber, wo ein mittelgroßer Holzhammer lag, dessen Griff mit geteertem Zwirn umwickelt war.

»Hat er etwa damit …«, begann ich entgeistert.

»Aye. Drück das Eisen an die Wand, um ihm Halt zu geben, ehe du zuschlägst.«

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