Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Randall, der mich beobachtete, sagte: »Marley würde Euch gewiss gern in sein Quartier einladen, wenn wir mit unserer Unterhaltung fertig sind. Natürlich könnte es sein, dass er später beschließt, seinen Glücksfund mit seinen Freunden zu teilen, aber das überlasse ich ihm.«

»Oh, Ihr wollt nicht dabei zusehen?«, fragte ich sarkastisch.

Randall lachte aufrichtig belustigt.

»Es mag ja sein, dass ich selbst ›unnatürliche Vorlieben‹ habe, wie Ihr ja inzwischen sicher wisst. Aber gewisse ästhetische Prinzipien solltet Ihr mir doch zutrauen.« Er warf einen Blick auf seinen massigen Untergebenen, der in seinen schmutzigen Kleidern vornübergebeugt dastand und dem der Bauch über den Gürtel hing. Seine feuchten Hängelippen kauten und schmatzten unablässig, als suchte er nach einem Essensrest, und seine kurzen, dicken Finger rieben sich nervös am Latz seiner fleckigen Hose. Randall erschauerte kaum merklich.

»Nein«, sagte er, »trotz Eurer scharfen Zunge seid Ihr eine wunderschöne Frau. Euch mit Marley zu sehen – nein, ich glaube nicht, dass ich dabei zuschauen möchte. Ganz abgesehen von seiner Erscheinung lassen auch Marleys Manieren einiges zu wünschen übrig.«

»Genau wie die Euren«, sagte ich.

»Das mag wohl sein. Aber die werden nicht mehr lange Eure Sorge sein.« Er hielt inne und blickte auf mich hinunter. »Ich wüsste ja immer noch gern, wer Ihr seid. Eindeutig eine Jakobitin, aber für wen? Marischal? Seaforth? Lovat wahrscheinlich, da Ihr ja zu den Frasers gehört.« Randall stieß Jamie sacht mit der polierten Schuhspitze an, doch dieser lag immer noch reglos da. Ich konnte sehen, dass sich seine Brust regelmäßig hob und senkte; vielleicht war er ja einfach aus der Bewusstlosigkeit in den Schlaf gefallen. Die Schatten unter seinen Augen zeugten davon, dass er in letzter Zeit kaum zur Ruhe gekommen war.

»Ich habe sogar läuten hören, dass Ihr eine Hexe seid«, fuhr der Hauptmann fort. Sein Ton war zwar unbeschwert, doch er behielt mich genau im Auge, so als könnte ich mich plötzlich in eine Eule verwandeln und davonflattern. »Gab es da nicht einen Zwischenfall in Cranesmuir? Einen Todesfall? Aber das ist ja gewiss alles nur abergläubischer Unsinn.«

Randall betrachtete mich nachdenklich. »Ich könnte Euch vielleicht eine Abmachung anbieten«, sagte er abrupt. Er lehnte sich halb sitzend an den Tisch und warf mir einen auffordernden Blick zu.

Ich lachte bitter. »Im Moment bin ich wohl weder in der Lage noch in der Stimmung, zu verhandeln. Was habt Ihr mir denn vorzuschlagen?«

Randall richtete den Blick auf Marley. Der Idiot hatte die Augen auf mich geheftet und murmelte leise vor sich hin.

»Ich kann Euch wenigstens die Wahl lassen. Erzählt mir – überzeugend –, wer Ihr seid und wer Euch nach Schottland geschickt hat. Was Ihr hier macht und was für Informationen Ihr wem übersendet habt. Sagt mir das, und ich bringe Euch zu Sir Fletcher, statt Euch Marley zu überlassen.«

Ich hielt den Blick entschlossen von Marley abgewandt. Mir waren die fauligen Zahnstümpfe in seinem eitrigen Zahnfleisch aufgefallen, und die Vorstellung, dass er mich küsste, geschweige denn … Ich schluckte den Gedanken herunter. Randall hatte recht; ich war kein Feigling. Aber ich war auch kein Dummkopf.

»Ihr könnt mich doch gar nicht zu Sir Fletcher bringen«, sagte ich, »das wisst Ihr genauso gut wie ich. Mich zu ihm bringen und riskieren, dass ich ihm das hier erzähle?« Mit einem Nicken erfasste ich das gemütliche kleine Zimmer, das Feuerchen, das Bett, auf dem ich saß, und Jamie, der zu meinen Füßen lag. »Sir Fletcher mag ja seine eigenen Schwächen haben, aber ich glaube nicht, dass er öffentlich dafür einstehen würde, dass seine Offiziere hier Gefangene foltern. Selbst die englische Armee muss doch irgendwelche Maßstäbe haben.«

Randall zog beide Augenbrauen hoch. »Folter? Oh, das.« Er wies geringschätzig auf Jamies Hand. »Ein Unfall. Er ist in seiner Zelle gestürzt, und die anderen Gefangenen sind auf ihn getreten. Es ist nämlich sehr voll in diesen Zellen.« Er lächelte verächtlich.

Ich schwieg. Ob Sir Fletcher nun glaubte, dass Jamies Hand durch einen Unfall zu Schaden gekommen war oder nicht – es war höchst unwahrscheinlich, dass er mir irgendetwas glauben würde, sobald ich als Spionin enttarnt war.

Randall beobachtete mich gebannt, um sich kein eventuelles Zeichen der Schwäche entgehen zu lassen. »Nun? Es ist Eure Entscheidung.«

Ich seufzte und schloss die Augen, weil ich ihn einfach nicht mehr sehen wollte. Es war nicht meine Entscheidung, aber ich konnte ihm ja kaum sagen, warum.

»Es spielt keine Rolle«, erwiderte ich erschöpft. »Ich kann Euch nichts sagen.«

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