Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Bis dahin war es noch ein Jahr. Ein Jahr, in dem alles möglich war. In dem sich die Katastrophe verhindern ließ. Doch wie und mit welchen Mitteln? Ich hatte keine Ahnung, doch ich hatte auch keinen Zweifel daran, welche Konsequenzen die Untätigkeit haben würde.

Ließen sich die Ereignisse ändern? Vielleicht. Meine Finger wanderten verstohlen zu meiner linken Hand und liebkosten meinen goldenen Ring. Ich dachte an das, was ich, von Wut und Grauen brennend, in den Verliesen unter der Festung von Wentworth zu Jonathan Randall gesagt hatte.

»Ich verfluche Euch«, hatte ich gesagt, »ich nenne Euch die Stunde Eures Todes.« Und ich hatte ihm gesagt, wann er sterben würde. Hatte ihm das Datum gesagt, das auf dem Stammbaum stand, in Franks schwarzer Kalligraphieschrift notiert – 16. April 1746. Jonathan Randall würde in der Schlacht von Culloden sterben, mitgerissen von dem Gemetzel, das die Engländer dort veranstalten würden. Doch so war es nicht. Stattdessen war er bereits ein paar Stunden später gestorben – zertrampelt von den Hufen meiner Rache.

Und er war als kinderloser Junggeselle gestorben. Zumindest glaubte ich das. Der Stammbaum – dieser verfluchte Stammbaum – hatte das Datum seiner Hochzeit irgendwann im Jahr 1745 angegeben. Und die Geburt seines Sohnes, Franks nächstem Urahnen, einige Zeit später. Wenn Jack Randall jedoch tot und kinderlos war, wie konnte Frank geboren werden? Und doch hatte ich nach wie vor seinen Ring an meinem Finger. Er hatte existiert, würde existieren. Ich tröstete mich mit diesem Gedanken und rieb den Ring in der Dunkelheit, als enthielte er einen Dschinn, der mir helfen konnte.

Etwas später erwachte ich mit einem leisen Aufschrei aus dem Tiefschlaf.

»Psst. Ich bin’s nur.« Die große Hand hob sich von meinem Mund. Ohne Kerze war es stockfinster im Zimmer. Ich tastete blind um mich, bis meine Hand auf etwas Festes stieß.

»Du solltest doch nicht aufstehen!«, rief ich, immer noch schlaftrunken, aus. »Du frierst ja!«

»Natürlich friere ich«, sagte er leicht gereizt. »Ich habe nichts an, und im Flur ist es eiskalt. Lässt du mich jetzt ins Bett?«

Ich rückte so weit zur Seite, wie ich es auf der schmalen Liege konnte, und er schlüpfte nackt neben mir unter die Decke und klammerte sich an mich, um sich zu wärmen. Er atmete ungleichmäßig, und ich hatte das Gefühl, dass er ebenso sehr vor Schwäche zitterte wie vor Kälte.

»Himmel, bist du warm.« Er schmiegte sich enger an mich und seufzte. »Es ist schön, dich im Arm zu haben, Sassenach.«

Ich fragte erst gar nicht, was er hier wollte; das war inzwischen ziemlich eindeutig. Ich fragte ihn auch nicht, ob er sich sicher war. Ich hatte zwar meine Zweifel, sprach sie aber nicht aus, um keine Prophezeiung zu treffen, die sich dann womöglich selbst erfüllte. Ich drehte mich seinem Gesicht zu, vorsichtig wegen seiner verletzten Hand.

Dann kam dieser plötzliche, überraschende Moment der Vereinigung, dieses rasche, fremde Gleiten, das auf der Stelle vertraut wird. Jamie seufzte tief, zufrieden und vielleicht auch erleichtert. Einen Moment lagen wir still, als hätten wir Angst, unsere zerbrechliche Verbindung mit einer Bewegung zu gefährden. Jamies gesunde Hand liebkoste mich langsam und tastete sich in der Dunkelheit vor, die Finger gespreizt wie die Schnurrhaare einer Katze, denen keine Vibration entgeht. Er bewegte sich an meinem Körper, als stellte er eine Frage, und ich antwortete ihm in derselben Sprache.

Wir begannen ein vorsichtiges Spiel langsamer Bewegungen, einen Balanceakt zwischen seinem Verlangen und seiner Schwäche, zwischen Schmerz und wachsender Lust. Irgendwann in der Dunkelheit dachte ich, ich müsste Anselm sagen, dass es noch eine Art gab, die Zeit zum Stillstand zu bringen, doch dann dachte ich, vielleicht lieber nicht, da dieser Weg einem Priester schließlich nicht offenstand.

Meine Hand lag leicht auf Jamies narbigem Rücken, um ihn zu halten. Er gab unseren Rhythmus vor, ließ mich aber die Stärke unserer Bewegungen bestimmen. Wir waren beide lautlos bis auf unsere Atmung, bis zum Schluss. Als ich ihn ermüden spürte, packte ich ihn fest und zog ihn zu mir, bewegte meine Hüften, um ihn tiefer aufzunehmen, zwang ihn auf die Klimax zu. »Jetzt«, sagte ich leise, »komm zu mir. Jetzt!« Er drückte die Stirn fest an die meine und ergab sich mit einem bebenden Seufzer.

Die Viktorianer nannten es »den kleinen Tod«, und das mit gutem Grund. Er lag so erschlafft und schwer da, dass ich ihn für tot gehalten hätte, hätte mir sein Herz nicht langsam gegen die Rippen geschlagen. Es kam mir lange vor, bis er sich endlich regte und mir etwas an die Schulter murmelte.

»Was hast du gesagt?«

Er drehte den Kopf so, dass sein Mund genau unter meinem Ohr lag. Ich spürte warmen Atem an meinem Hals. »Ich habe gesagt«, antwortete er leise, »dass meine Hand gerade gar nicht schmerzt.«

Die gesunde Hand erkundete sanft mein Gesicht und strich mir die Feuchtigkeit von den Wangen.

»Hattest du Angst um mich?«

»Ja«, sagte ich. »Ich dachte, es wäre noch zu früh.«

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