Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Die ersten Besucher trafen bereits jetzt in der Burg ein, obwohl ich gehört hatte, dass der offizielle Teil der Zusammenkunft, die Eidzeremonie, die Jagd und die Wettbewerbe erst in einigen Tagen stattfinden würden. Colums prominentere Gefolgsleute wurden in der Burg selbst untergebracht, während die ärmeren Bauern ihr Lager auf einem Brachfeld an dem Bach aufschlugen, der in den See unterhalb der Burg floss. Umherziehende Kesselflicker, Zigeuner und fahrende Händler hatten an der Brücke eine Art improvisierten Markt eröffnet. Die Bewohner der Burg und des benachbarten Dorfes kamen nun an den Abenden hierher, wenn ihr Tagewerk getan war, um Werkzeuge und Kleidungsstücke zu kaufen, den Jongleuren zuzusehen und zu hören, was es zu erzählen gab.

Ich behielt das Kommen und Gehen genau im Auge und besuchte den Stall und die Koppel besonders häufig. Dort standen jetzt massenweise Pferde, denn die Pferde der Besucher waren den Stallungen der Burg unterstellt. Inmitten des Wirrwarrs und der Unruhe der Zusammenkunft würde ich, so glaubte ich, keine Schwierigkeiten haben, meine Chance zur Flucht zu finden.

Auf einer dieser Ernteexpeditionen vor der Burg kam es auch zu meiner ersten Begegnung mit Geillis Duncan. Ich hatte zwischen den Wurzeln einer Erle einige Fliegenpilze erspäht und mich auf die Jagd nach mehr gemacht. Die roten Pilze wuchsen nur in kleinen Grüppchen zu viert oder fünft, doch hier waren überall solche Grüppchen im hohen Gras verteilt. Die Stimmen der anderen Frauen wurden leiser, während ich mich zum Rand des Obsthains vorarbeitete und die zerbrechlichen Gewächse gebückt oder auf allen vieren einsammelte.

»Das sind Giftpilze«, sagte eine Stimme hinter mir. Ich richtete mich von den Pilzen auf, über die ich gerade gebeugt war, und stieß mir heftig den Kopf an einem Ast der Kiefer, unter der sie wuchsen.

Als ich wieder klar sehen konnte, stellte ich fest, dass das Gelächter von einer hochgewachsenen jungen Frau kam, die vielleicht ein paar Jahre älter war als ich, blond und hellhäutig, mit den schönsten grünen Augen, denen ich je begegnet war.

»Entschuldigt, dass ich über Euch lache«, sagte sie, und auf ihren Wangen erschienen Grübchen, während sie zu mir in die Mulde hinunterstieg. »Ich konnte einfach nicht anders.«

»Ich habe wahrscheinlich auch komisch ausgesehen«, ächzte ich und rieb mir die schmerzende Stelle am Kopf. »Und danke für die Warnung, aber ich weiß, dass die Pilze giftig sind.«

»Ach ja? Und wen wollt Ihr damit aus dem Weg räumen? Euren Mann vielleicht? Sagt mir, ob es funktioniert, dann probiere ich es bei meinem auch.« Ihr Lachen war ansteckend, und ich lächelte unwillkürlich zurück.

Dann erklärte ich ihr, dass die frischen Pilzköpfe zwar giftig waren, dass man die Pilze aber trocknen und zu einem Pulver verarbeiten konnte, das bei äußerlicher Anwendung Blutungen zum Stillstand brachte. Sagte zumindest Mrs. Fitz, und ihr glaubte ich eher als Davie Beatons Leitfaden.

»Tatsächlich!«, sagte sie immer noch lächelnd. »Und wusstet Ihr, dass die hier …«, sie bückte sich und brachte eine Handvoll kleiner blauer Blumen mit herzförmigen Blättern zum Vorschein, »… eine Blutung hervorrufen können?«

»Nein«, erwiderte ich verblüfft. »Warum sollte man denn eine Blutung hervorrufen wollen?«

Sie sah mich mit leidgeprüfter Miene an. »Um ein Kind loszuwerden, das man nicht will, natürlich. Sie lösen die Monatsblutung aus, aber nur, wenn man sie frühzeitig anwendet. Zu spät können sie die Frau und das Kind töten.«

»Ihr scheint Euch ja gut damit auszukennen«, sagte ich etwas verärgert, weil ich so einen begriffsstutzigen Eindruck gemacht hatte.

»Ein bisschen. Die jungen Frauen im Dorf kommen hin und wieder mit solchen Dingen zu mir, und manchmal auch die verheirateten Frauen. Sie sagen, ich bin eine Hexe«, sagte sie, und ihre grünen Augen wurden groß vor gespieltem Erstaunen. »Aber mein Mann ist der Fiskalprokurator im Distrikt, deshalb sagen sie es nicht zu laut.« Sie grinste.

»Aber der junge Mann, den Ihr mitgebracht habt«, fuhr sie mit einem beifälligen Nicken fort, »für den ist schon mehr als ein Liebestrank gekauft worden. Ist er der Eure?«

»Der meine? Wer? Ihr meint, äh, Jamie?« Ich war völlig verblüfft.

Die junge Frau sah belustigt aus. Sie setzte sich auf einen Baumstamm und wand sich eine Haarsträhne um den Finger.

»Och, aye. Es gibt einige Mädchen, die ganz zufrieden wären mit einem Mann, der solche Augen und solche Haare hat, ganz gleich, ob ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt ist oder ob er selber Geld hat. Ihre Väter sehen das allerdings möglicherweise anders. Ich dagegen …«, sagte sie und ließ den Blick in die Ferne schweifen, »ich bin von der praktischen Sorte. Ich habe einen Mann mit einem großen Haus geheiratet, der ein bisschen Geld und eine gute Stellung hat. Was sein Haar angeht, so hat er keins, und seine Augen sind mir noch nie besonders aufgefallen, aber er lässt mir weitgehend meine Ruhe.« Sie hielt mir den Korb hin, den sie dabeihatte. Darin lagen vier Wurzelknollen.

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