Gen. Luxemburg sagt, daß ich meinen Standpunkt vielleicht scharfsinniger gekennzeichnet habe, als es irgend einer meiner Opponenten tun könnte, als ich meinen «revolutionären Sozialdemokraten», als einen mit der Organisation der klassenbewussten Arbeiter verbundenen Jakobiner definierte. Wieder eine tatsächliche Unwahrheit. Nicht ich, sondern P. Axelrod sprach zuerst vom Jakobinismus. Axelrod war der erste, der unsere Parteinuancen mit denen aus der Zeit der großen Revolution verglichen hat. Ich bemerkte bloß, daß dieser Vergleich nur in dem Sinne zulässig sei, daß die Teilung der modernen Sozialdemokratie auf die revolutionäre und opportunistische im gewissen Sinne der Teilung auf die Montagnard'en und Girondisten entspricht. Einen solchen Vergleich tat recht oft die vom Parteitag anerkannte alte «Iskra». Gerade diese Teilung anerkennend, kämpfte die alte «Iskra» mit dem opportunistischen Zweig unserer Partei, mit der Richtung der «Rabotschee Djelo». Rosa Luxemburg verwechselt hier das
Gerade diesen Grundfehler begeht auch die Gen. Luxemburg. Sie wiederholt nackte Worte, ohne sich zu bemühen, ihren konkreten Sinn zu begreifen. Sie rückt Schreckens-gespenste vor, ohne die reale Lage des Streites kennen zu lernen. Sie schiebt mir Gemeinplätze, allgemeine Prinzipien, allgemeine Erwägungen, absolute Wahrheiten zu und sucht die relativen Wahrheiten, die sich auf scharfbestimmte Tatsachen beziehen und mit denen allein ich operiere, totzuschweigen. Und sie klagt noch über Schablone. Sie beruft sich dabei auf Marx's Dialektik. Und gerade der Artikel der geehrten Genossin enthält ausschließlich erdichtete Schablone, gerade ihr Artikel widerspricht dem Abc der Dialektik. Dies Abc besagt, daß es keine abstrakte Wahrheit gibt, die Wahrheit ist immer konkret. Gen. Rosa Luxemburg ignoriert majestätisch die konkreten Tatsachen unseres Parteikampfs und deklamiert großmütig über Fragen, die unmöglich ernst diskutiert werden können. Ich führe noch ein letztes Beispiel aus dem zweiten Artikel der Gen. Luxemburg an. Sie zitiert meine Worte darüber, daß die oder jene Fassung eines Organisationsstatuts als ein mehr oder weniger scharfes Kampfmittel gegen den Opportunismus dienen kann. Über welche Fassungen sprach ich in meinem Buch und sprachen wir alle auf dem Parteitag, darüber sagt Rosa Luxemburg kein Wort. Welche Polemik auf dem Parteitag geführt wurde, gegen wen rückte ich meine Grundsätze vor, das geht die Genossin gar nichts an. Dagegen geruht sie, mir eine ganze Vorlesung über den Opportunismus… in den parlamentärischen Ländern vorzuhalten!! Aber die besondere, spezifische Artung des Opportunismus, die Nuancen, die er bei uns in Rußland angenommen hat und mit denen ich mich in meinem Buch beschäftige, darüber finden wir keinWort in dem Artikel der Genossin. Die Schlußfolgerung aller dieser hochgeistreichen Auseinandersetzungen ist die: «Das Parteistatut soll nicht etwa (?? verstehe, wer kann) eine Waffe zur Abwehr des Opportunismus sein, sondern bloß ein äußeres Machtmittel zur Ausübung des massgebenden Einflußes der tatsächlich vorhandenen revolutionärproletarischen Majorität der Partei». Sehr richtig. Aber wie gestaltete sich die tatsächlich vorhandene Majorität unserer Partei, darüber schweigt Rosa Luxemburg, und gerade darüber spreche ich in meinem Buch. Sie schweigt auch darüber, welchen Einfluß ich und Plechanoff mit diesem äussern Machtmittel verteidigt haben. Ich kann nur hinzufügen, daß ich niemals und nirgends über einen solchen Unsinn, wie das Parteistatut eine Waffe «an sich», sprach.
Die richtigste Antwort, auf eine solche Art und Weise meine Ansichten zu erläutern, wäre, die konkreten Tatsachen unseres Parteikampfs wiederzugeben. Da wird einem jeden klar, wie hübsch solche abstrakten Gemeinplätze und Schablone der Gen. Luxemburg mit den konkreten Tatsachen kontrastieren.