Die Bänke des Pariser Gymnasiums, auf denen ich meine ersten Jeans abwetzte, habe ich gemeinsam mit einem langen, rotgesichtigen Jungen gedrückt, der Olivier hieß und dessen galoppierende Mythomanie den Umgang sympathisch machte. Mit ihm brauchte man nicht ins Kino zu gehen. Man saß ständig auf dem besten Platz, und dem Film fehlte es nicht an Effekten. Montags überraschte er uns mit Erzählungen von seinem Wochenende, die
Nach dem letzten Stand der Dinge ist Olivier weder Jagdflieger noch Geheimagent, noch Berater eines Emirs, wie er es immer vorhatte. Ganz logischerweise arbeitet er in der Werbung und nutzt sein unerschöpfliches Talent als Pillenversüßer.
Es tut mir ein wenig leid, daß ich ihn von oben herab angesehen habe, denn heute beneide ich Olivier um seine Meisterschaft in der Kunst, sich Geschichten zu erzählen. Ich bin nicht sicher, ob ich je eine solche Leichtigkeit erreichen werde, auch wenn ich selbst schon angefangen habe, mir glorreiche Ersatzschicksale auszudenken. Wenn es mir gerade paßt, bin ich Formel-1-Fahrer. Sie haben mich sicher auf einer Rennstrecke in Monza oder in Silverstone gesehen. Der geheimnisvolle Rennwagen ohne Marke und ohne Nummer, das bin ich. In meinem Bett, ich meine, in meinem Cockpit liegend, nehme ich die Kurven in vollem Tempo, und mein vom Sturzhelm schwerer Kopf neigt sich schmerzhaft unter der Wirkung der Schwerkraft. Ich spiele auch den kleinen Soldaten in einer Fernsehserie über die großen Schlachten der Geschichte. Ich habe Alesia, Poitiers, Marignan, Austerlitz und den Chemin des Dames mitgemacht. Da ich bei der Landung in der Normandie verwundet wurde, weiß ich noch nicht, ob ich noch einen Sprung nach Dien Bien Phu machen werde. Unter den Händen der Heilgymnastin bin ich ein Außenseiter der
»A day in the life«