Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

an dieselbe Tante übergeben, in dem er scheinbar in allen Einzelheiten über das Befinden seiner Gattin Grigoriewa schreiben, in Wahrheit jedoch dem Priester alles über das Mädchen Alexandra berichten werde. Das nenne man Wort-Code. Später werde der Priester, falls sich dies als nötig erweisen sollte, Grigoriew mit Material zum Zweck einer noch geheimeren Korrespondenz versorgen, doch zunächst genüge der Wort-Code-Brief an Grigoriews Tante.

Dann händigte der Priester Grigoriew ein ärztliches Zeugnis aus, das von einer Moskauer Kapazität stammte.

»Während Ihres Aufenthalts hier in Moskau erlitten Sie eine kleine Herzattacke als Folge von Streß und Überarbeitung«, sagte der Priester. »Der Arzt rät zu regelmäßigem Radfahren zwecks Besserung Ihrer physischen Kondition. Ihre Frau wird Sie dabei begleiten.«

Indem Grigoriew sich per Fahrrad oder zu Fuß zur Klinik begebe, erklärte der Priester, werde niemand das Nummernschild des Diplomatischen Corps an seinem Wagen sehen.

Dann erlaubte ihm der Priester den Kauf zweier gebrauchter Fahrräder. Nun blieb noch die Frage, welcher Wochentag sich am besten für Grigoriews Besuche in der Klinik eigne. Samstag war der normale Besuchstag, aber das war zu gefährlich; mehrere Insassinnen waren aus Bern, und so bestand immer das Risiko, daß »Glaser« erkannt würde. Die Leiterin habe daher Mitteilung erhalten, daß die Samstage nicht in Frage kämen, und sei, ausnahmsweise, mit regelmäßigen Besuchen am Freitag einverstanden. Der Botschafter werde keine Einwände erheben, aber wie wolle Grigoriew seine Abwesenheit an den Freitagen mit seinen routinemäßigen Obliegenheiten vereinbaren ?

Das sei kein Problem, antwortete Grigoriew. Es sei durchaus zulässig, Freitag und Samstag zu vertauschen, er werde also einfach darum nachsuchen, am Samstag arbeiten zu dürfen; dann hätte er den Freitag frei.

Nach beendigter Beichte ließ Grigoriew seinem Publikum ein rasches, überbelichtetes Lächeln zukommen.

»Zufällig arbeitete auch eine gewisse junge Dame in der Visa-Abteilung immer samstags«, sagte er und zwinkerte zu Toby hinüber. »Dadurch hatten wir Gelegenheit, miteinander ein bißchen allein zu sein.«

Diesmal war das allgemeine Gelächter nicht ganz so herzhaft, wie es hätte sein können. Die Zeit näherte sich, genau wie Grigoriews Erzählung, ihrem Ende.

Sie waren wieder dort angelangt, wo sie begonnen hatten, und plötzlich hatten sie nur noch Grigoriew als Gegenüber, Grigoriew, um den allein sie sich sorgen, den allein sie festhalten mußten. Er saß feixend auf dem Sofa, aber sein Übermut verflüchtigte sich zusehends. Er hatte die Hände ergeben gefaltet und blickte von einem zum ändern, als warte er auf Befehle.

»Meine Frau kann nicht radfahren«, bemerkte er mit einem leisen traurigen Lächeln. »Sie hat es immer wieder versucht.«

Ihr Versagen schien ihm eine ganze Menge zu bedeuten. »Der Priester schrieb mir aus Moskau: >Nehmen Sie Ihre Frau mit zu Alexandra. Vielleicht braucht das Mädchen auch eine Mutter.<« Ratlos schüttelte er den Kopf. »Sie kann es einfach nicht«, sagte er zu Smiley. »Wie kann ich Moskau in einer so wichtigen Geheimsache sagen, Grigoriewa kann nicht radfahren?« Vielleicht bewährte Smiley sich in seiner Rolle als federführendes Organ niemals trefflicher als durch die Art und Weise, wie er nun, fast en passant, die bisherige Quelle Grigoriew in den idealen Überläufer Grigoriew verwandelte.

»Herr Botschaftsrat, wie immer auf längere Sicht Ihre Pläne sein mögen, bleiben Sie bitte noch mindestens zwei Wochen an der Botschaft«, verfügte er und schloß umständlich sein Notizbuch. »Danach wird Ihnen, falls Sie sich entschließen sollten, irgendwo im Westen ein neues Leben zu beginnen, ein freundlicher Empfang sicher sein.« Er ließ das Notizbuch in seine Tasche gleiten. »Aber am nächsten Freitag werden Sie unter gar keinen Umständen das Mädchen Alexandra besuchen. Sagen Sie Ihrer Gattin, dies sei der Inhalt Ihres heutigen Treffens mit Krassky gewesen. Wenn der Kurier Krassky Ihnen den fälligen Donnerstagsbrief bringt, nehmen sie ihn wie immer entgegen, aber Sie werden auch danach Ihrer Gattin gegenüber dabei bleiben, daß kein Besuch bei Alexandra stattfinden dürfe. Keine weiteren Erklärungen. Lassen Sie Madame Grigoriewa getrost im dunkeln tappen.«

Grigoriew quittierte diese Instruktionen durch ein unbehagliches Nicken.

»Ich muß Sie indes warnen: Sollten Sie auch nur den kleinsten Fehler machen oder, in der anderen Richtung, irgendeinen Trick versuchen, so wird der Priester es erfahren und Sie vernichten. Außerdem würden Sie Ihre Chancen für eine wohlwollende Aufnahme im Westen verwirken. Ist Ihnen das klar?«

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