117.Nun vermuten Sie wahrscheinlich, ich h"atte sofort das Buch gepackt, betrachtet, gelesen. Keineswegs! Erst wollte ich die Vorlust auskosten, dass ich ein Buch bei mir hatte, die k"unstlich verz"ogernde und meine Nerven wunderbar erregende Lust, mir auszutr"aumen, welche Art Buch dies gestohlene am liebsten sein sollte: sehr eng gedruckt vor allem, viele, viele Lettern enthaltend, viele, viele d"unne Bl"atter, damit ich l"anger daran zu lesen h"atte. Und dann w"unschte ich mir, es sollte ein Werk sein, das mich geistig anstrengte, nichts Flaches, nichts Leichtes, sondern etwas, das man lernen, auswendig lernen konnte, Gedichte, und am besten – welcher verwegene Traum! – Goethe oder Homer. Aber schliesslich konnte ich meine Gier, meine Neugier nicht l"anger verhalten. Hingestreckt auf das Bett, so dass der W"arter, wenn er pl"otzlich die T"ur aufmachen sollte, mich nicht ertappen k"onnte, zog ich zitternd unter dem G"urtel den Band heraus.