Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Er sah mich mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln an. »So überraschend ist das auch wieder nicht. Als Junge wollte ich ein Amyr sein.« Er klang ein wenig verlegen. »Es gibt nicht nur böse Geschichten über sie. Sie haben schwierige Entscheidungen getroffen, die niemand sonst treffen wollte. So etwas macht den Menschen Angst, aber ich glaube, dass sie sehr viel Gutes bewirkt haben.«

»Das fand ich auch immer«, gestand ich. »Neugierige Frage: Welches ist eure Lieblingsgeschichte?«

»Die von Atreyon«, sagte Alveron ein wenig wehmütig. »Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gehört. Ich könnte die acht Eide des Atreyon wahrscheinlich auswendig aufsagen.« Er schüttelte den Kopf und sah mich an. »Und deine?«

»Atreyon ist mir ein wenig zu blutig«, musste ich gestehen.

Alveron wirkte belustigt. »Die Amyr wurden nicht umsonst ›die mit den blutigen Händen‹ genannt«, sagte er. »Die Tätowierungen der Ciridae waren kein Schmuck.«

»Stimmt. Trotzdem bevorzuge ich Sir Savien.«

»Natürlich«, sagte Alveron und nickte. »Du bist ein Romantiker.«

Schweigend setzten wir unseren Weg fort, bogen um eine Ecke und gingen an einem Brunnen vorbei. »Als Kind habe ich sie geliebt«, sagte Alveron schließlich. Es klang wie ein verlegenes Geständnis. »Die Männer und Frauen, die die gesamte Macht der Kirche hinter sich wussten. Und hinter der Kirche stand damals die gesamte Macht des Aturischen Reiches.« Er lächelte. »Tapfer, verwegen und niemandem verantwortlich als nur sich selbst und Gott.«

»Und den anderen Amyr«, fügte ich hinzu.

»Und letztlich dem Pontifex«, schloss Alveron. »Du kennst wahrscheinlich seinen Erlass gegen die Amyr?«

»Ja.«

Wir betraten eine kleine, aus Holz und Stein erbaute Brücke, blieben auf dem Scheitel des Brückenbogens stehen, blickten auf das Wasser hinunter und sahen den Schwänen zu, die langsam auf der Strömung trieben. »Weißt du, was ich festgestellt habe, als ich jünger war?«, fragte der Maer.

Ich schüttelte den Kopf.

»Als ich für die Kindergeschichten über die Amyr schließlich zu alt war, begann ich über sachliche Fragen nachzudenken. Wie viele Amyr gab es zum Beispiel? Und wie viele davon gehörten dem Adel an? Wie viele Pferde konnten sie für den bewaffneten Kampf stellen?«

Er sah mich an, um meine Reaktion einzuschätzen.

»Ich war damals in Felton. Dort gibt es ein altes aturisches Mendarium, in dem die Kirchenbücher des gesamten nördlichen Farrel aufbewahrt werden. Ich habe diese Bücher zwei Tage lang durchgesehen. Und was, glaubst du, habe ich gefunden?«

»Nichts«, antwortete ich. »Ihr habt nichts gefunden.«

Alveron hob den Kopf und musterte mich mit sorgfältig beherrschter Überraschung.

»Mir ging es nämlich an der Universität genauso«, fuhr ich fort. »Ich hatte den Eindruck, dass jemand die Nachrichten über die Amyr aus der Bibliothek dort entfernt hat. Natürlich nicht alle, aber ich habe kaum noch handfeste Informationen gefunden.«

Ich las in den klugen grauen Augen des Maer, dass er daraus sofort eigene Schlüsse zog. »Und wer hätte daran wohl das größte Interesse?«, fragte er.

»Die Amyr selbst«, antwortete ich. »Und das heißt, dass es sie immer noch irgendwo gibt.«

»Von daher deine Frage.« Alveron begann wieder zu gehen, doch langsamer als zuvor. »Wo sind die Amyr?«

Wir verließen die Brücke und folgten dem Weg um den Teich. Der Maer war tief in Gedanken versunken. »Ob du es glaubst oder nicht, ich kam damals zum selben Schluss«, sagte er. »Ich dachte, vielleicht wollten die Amyr verhindern, dass ihnen der Prozess gemacht wird, und sind untergetaucht. Ich hielt es sogar für möglich, dass es sie bis heute gibt und dass sie im Verborgenen für das allgemeine Wohl der Menschen wirken.«

Ich spürte ein aufgeregtes Kribbeln in der Brust. »Was habt Ihr herausgefunden?«, fragte ich eifrig.

»Herausgefunden?« Alveron sah mich überrascht an. »Nichts. Mein Vater starb in jenem Jahr, und ich wurde Maer. Ich tat das Ganze als kindliches Wunschdenken ab.« Er blickte über das Wasser und auf die sanft darüber hingleitenden Schwäne. »Aber wenn du eine halbe Welt entfernt dasselbe festgestellt hast …« Er verstummte.

»Und ich bin zum selben Schluss gekommen, Euer Gnaden.«

Alveron nickte langsam. »Es ist beunruhigend, dass es ein so wichtiges Geheimnis geben könnte.« Er blickte durch den Garten und auf die Mauer der Burg. »Noch dazu in meinem eigenen Land. Das gefällt mir nicht.« Er wandte sich wieder zu mir und sah mich mit einem durchdringenden Blick an. »Wie könnte man sie deiner Meinung nach ausfindig machen?«

Ich lächelte bitter. »Wie Ihr bereits angedeutet habt, werde ich nie ein Edelmann sein, auch wenn ich noch so gut reden kann und noch so gebildet bin. Deshalb fehlen mir die Beziehungen und Mittel, dieser Frage so gründlich nachzugehen, wie ich es gerne tun würde. Wenn mir allerdings Euer Name die Türen öffnen würde, könnte ich in vielen privaten Bibliotheken suchen, in Archiven, die so privat oder verborgen sind, dass niemand daran gedacht hat, sie zu säubern …«

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