Gegenseitiger Hass brachte beide Männer dazu, ihre Schusswaffen zugunsten eines persönlicheren Nahkampfes wegzulegen. Blitzartig wurden Klingen gezogen, eine mit jeder Hand, als die beiden Vampire sich darauf vorbereiteten, auf Leben und Tod zu kämpfen. Lucan griff zuerst an und trug eine ernsthafte Schnittwunde an der Schulter davon, während der Rogue seinem Schlag mit Raubtierschnelligkeit auswich und jetzt auf seiner anderen Seite auftauchte, den Rachen angesichts ersten vergossenen Blutes triumphierend geöffnet.
Lucan schnellte mit der gleichen Geschmeidigkeit herum, und seine Klingen zischten haarscharf am großen Kopf des Rogue vorbei. Der Scheißkerl blickte auf den Boden, wo sein rechtes Ohr abgetrennt zu seinen Füßen lag.
„Jetzt fängt es erst richtig an, Arschloch“, knurrte Lucan.
In einem Wirbel aus Zorn, Muskeln und kaltem, tödlichem Stahl stürmten sie aufeinander los. Lucan war sich der Schlacht, die um ihn herum stattfand, bewusst. Die anderen Krieger behaupteten sich gut in dieser zweiten Runde. Aber sein Hauptaugenmerk – und sein gesamter Hass – war auf den Rogue gerichtet, der vor ihm stand.
Er spürte, wie seine Fangzähne sich durch die Kraft seiner Wut verlängerten und sein Blick sich schärfte, bis zwischen seinem Gesicht und dem, das ihn wild anknurrte, kaum noch ein Unterschied bestand. Sie waren gleich stark, aber Lucans Blut brannte heißer als das seines Gegners.
Lucan brauchte nur an Gabrielle zu denken, an die Angst, die diese Bestie ihr eingejagt hatte – schon kochte seine Wut hoch bis zum Siedepunkt.
Er nährte diesen Zorn und trieb den Rogue mit einem gnadenlosen Schlag nach dem anderen rückwärts. Er spürte die Schläge, die ihn selbst trafen, nicht, obwohl es davon zahlreiche gab. Er zwang seinen Gegner zu Boden und machte sich daran, den letzten, tödlichen Schlag auszuteilen.
Mit einem Aufbrüllen versenkte er seine Klinge tief in den Hals des Rogue und trennte den riesigen Kopf von dem übel zugerichteten Körper. Arme und Beine verkrampften sich, als der Vampir sich krümmte und auf dem Boden verendete. Lucans Wut hämmerte noch immer hart durch seine Adern. Er drehte seine Klinge in der Hand und rammte sie dem Scheißkerl hart in die Brust, was den Zerfall des Leichnams beschleunigte.
„Heilige Scheiße“, sagte Rio irgendwo in seiner Nähe, und seine Stimme klang hohl. „Lucan – über dir, Mann! Da ist noch einer in den Dachbalken!“
Es geschah in einem einzigen Augenblick.
Lucan wirbelte herum, Kampfeslust schoss durch jeden Muskel seines Körpers. Er blickte nach oben, wo Rio hingezeigt hatte. Hoch über ihren Köpfen kroch ein Rogues-Vampir über das Gerüst an der Decke des Lagerhauses. Er trug etwas, das wie ein kleiner Fußball aus Metall aussah, unter seinem Arm. Ein kleines rotes Licht an dem Ball blinkte hektisch auf und begann dann gleichmäßig zu leuchten.
„Auf den Boden!“ Nikolai hob seine Spezial-Beretta und zielte. „Der Kerl will eine verdammte Bombe werfen!“
Lucan hörte den scharfen Knall des Schusses.
Und sah, wie Nikos Kugel den Rogue direkt zwischen die glühenden gelben Augen traf.
Aber die Bombe befand sich schon in der Luft.
Und eine halbe Sekunde später explodierte sie.
Gabrielle schreckte mit einem Ruck aus einem unruhigen Nickerchen auf dem Sofa hoch. Die Frauen hatten die vergangenen Stunden in Savannahs Wohnzimmer zusammengesessen, bis auf Eva, die vor einiger Zeit in die Kapelle gegangen war, um zu beten. Die Stammesgefährtin war nervöser als der Rest von ihnen, sie war den größten Teil des Abends herumgelaufen und hatte auf ihrer Lippe gekaut.
Von irgendwo über dem Labyrinth aus Gängen und Räumen drangen die gedämpften Geräusche von Bewegungen und abgehackte Worte von Männerstimmen zu ihnen herunter. Das schwache Summen des Fahrstuhls von der Oberfläche ließ die Luft vibrieren, als der Aufzug seinen Abstieg zur Hauptetage des Quartiers begann.
Irgendetwas stimmte nicht.
Sie konnte es
„Lucan.“
Gabrielle schob die Chenilledecke beiseite, unter der sie gelegen hatte, und drehte sich herum, um ihre Füße auf den Boden zu setzen. Ihr Herz raste und verengte sich bei jedem verzweifelten Schlag mehr in ihrer Brust.
„Mir gefällt der Klang auch nicht.“ Savannah ließ einen angespannten Blick durch den Raum gleiten.
Gabrielle, Savannah und Danika strömten aus der Wohnung, um die Krieger zu begrüßen. Keine von ihnen sagte ein Wort, und sie atmeten kaum, als sie in Richtung des ankommenden Fahrstuhls eilten.
Noch bevor die Stahltür aufglitt, wurde durch die hektischen Geräusche im Inneren des Aufzugs deutlich, dass schlechte Nachrichten im Anmarsch waren.
Gabrielle war nur nicht darauf vorbereitet, wie schlimm es war.
Der Geruch von Qualm und Blut traf sie wie ein physischer Schlag. Sie zuckte bei dem fauligen Gestank nach Krieg und Tod zusammen und spähte verwirrt in die Kabine. Keiner der Krieger kam heraus. Zwei lagen auf dem Boden, drei andere kauerten um sie herum.