Читаем 0196951001361827419 adrian lara - midnight breed 01 полностью

Aus den Tiefen des leeren Gebäudes hörte sie das metallische Quietschen und Krachen einer schweren Tür. Offensichtlich war die verlassene Nervenheilanstalt doch nicht ganz so verlassen. Zumindest gab es hier Sicherheitspersonal, und die Bostoner Polizei könnte durchaus Nachhilfeunterricht von diesen Leuten gebrauchen, was die Anrückzeit betraf.

Eilige Schritte erklangen, als derjenige, der an diesem Ort Wache hielt, wer auch immer es sein mochte, auf sie zukam. Gabrielle kehrte um und lief ins Treppenhaus zurück. Sie sprintete in wilder Flucht die Stufen hinunter, ihre Ausrüstung schlug ihr gegen die Hüfte. Während sie die Treppe hinunterlief, wurde das Licht immer schwächer. Sie umklammerte die Taschenlampe in ihrer Hand, aber sie wollte sie äußerst ungern benutzen, da sie Angst hatte, dem Sicherheitspersonal ihren Aufenthaltsort zu verraten. Endlich hatte sie die letzte Treppenstufe erreicht und drückte die Metalltür, die in den dunklen Korridor des unteren Stocks führte, auf.

Da hörte sie, wie die überwachte Tür mit einem Knall aufgestoßen wurde, als ihr Verfolger hinter ihr die Treppe herunterdonnerte. Er lief schnell und kam ihr immer näher.

Endlich erreichte sie die Tür zum Versorgungsbereich am Ende des Flurs. Sie warf sich gegen den kalten Stahl, durchquerte die Türöffnung und rannte in den feuchten und kühlen Keller, auf das kleine Fenster zu, das nach außen geöffnet war. Ein Schwall frischer Luft gab ihr Kraft, als sie ihre Hände auf das Fenstersims stemmte und sich durch die kleine Lücke hochhievte. Sie schlüpfte rasch durch die Öffnung und stolperte auf die kiesbedeckte Erde ins Freie.

Nun konnte sie ihren Verfolger nicht mehr hören. Vielleicht hatte sie ihn in den dunklen, mit zahlreichen Biegungen versehenen Korridoren abgeschüttelt. Gott, sie hoffte es.

Gabrielle rappelte sich auf und rannte auf die Ecke der Umzäunung zu, in der sich die Lücke befand. Es dauerte nicht lange, bis sie sie gefunden hatte. Sie ließ sich auf Hände und Knie nieder, zwängte sich unter dem aufgeschnittenen Teil des Drahtes hindurch; ihr Herzschlag hämmerte ihr in den Ohren, Adrenalin schoss durch ihre Adern. In ihrer blinden Panik riss sie sich eine Seite ihres Gesichtes an einer scharfen Kante auf. Ihre Wange brannte, und sie spürte, wie das Blut heiß an ihrem Ohr herunterrann. Aber sie ignorierte diesen Schmerz ebenso wie jenen, den ihr die Kameratasche an ihrer Hüfte verursacht hatte, als sie sich auf dem Bauch durch den Zaun wand und nach draußen in die Freiheit entkam.

Als sie sich durch die kleine Öffnung gezwängt hatte, sprang Gabrielle auf die Füße und überquerte die breite, unebene Rasenfläche des äußeren Geländes in wilder Hast. Sie blickte sich nur kurz um – lange genug, um zu sehen, dass der riesige Wachmann immer noch hinter ihr her war. Er war irgendwo aus dem Erdgeschoss gekommen und kam jetzt mit langen Sätzen hinter ihr her, wie eine Bestie direkt aus der Hölle. Gabrielles Magen krampfte sich zusammen, und sie schluckte panisch, als sie ihn sah. Der Kerl war gebaut wie ein Panzer. Wahrscheinlich wog er deutlich mehr als hundert Kilogramm, er war reine Muskelmasse. Auf dem Rumpf saß ein großer Quadratschädel, und sein Haar war militärisch kurz geschnitten. Der große Mann rannte bis zu dem hohen Zaun und hielt schließlich an, schlug mit der Faust gegen die Maschen, während Gabrielle das schützende dichte Unterholz erreichte, das das Grundstück von der Straße trennte.

Ihr Auto stand genau da, wo sie es abgestellt hatte. Mit zitternden Händen fummelte Gabrielle am Türschloss herum, voller Angst, dass dieser Muskelmann sie noch einholen würde. Auch wenn das beinahe unmöglich war, strömte noch immer Adrenalin durch ihren angsterfüllten Körper. Sie ließ sich auf den Ledersitz des Wagens fallen, stieß den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor. Mit klopfendem Herzen trat sie auf das Gaspedal und bretterte über den Asphalt. Mit quietschenden, durchdrehenden Reifen gelang ihr die Flucht, die Luft erfüllt vom Gestank nach dem verbrannten Gummi der Reifen ihres Autos.


6

Mitten in der Woche auf dem Höhepunkt der sommerlichen Hauptsaison wimmelte es in den Parks und auf den Boulevards von Boston nur so vor Menschen. Nahverkehrszüge brachten in kurzen Abständen Bewohner der Vorstädte in die Stadt, sie strömten zu ihren Arbeitsplätzen, zu den Museen sowie zu den zahllosen anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Mit Kameras bewaffnete Leute kletterten in Ausflugsbusse und Kutschen, um die Stadt zu besichtigen; andere stellten sich in Schlangen an, um an überteuerten, überfüllten Touren teilzunehmen, die sie zu Hunderten nach Cape Cod hinaustransportieren würden.

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