Читаем 0196951001361827419 adrian lara - midnight breed 01 полностью

„Wir besprechen das noch genauer, aber nicht jetzt. Diese Zeit gehört Conlan. Lasst uns ihn ehren.“

„Ich habe mich schon verabschiedet“, murrte Tegan. „Conlan weiß, dass ich im Leben höllischen Respekt vor ihm hatte, und so bleibt es im Tod. Nichts wird sich je daran ändern.“

Mit spürbar angespannter Beklommenheit warteten alle im Raum, wie Lucan auf Tegans schroffen Abgang reagieren würde. Aber Lucan ließ sich nichts anmerken. Er gönnte dem Vampir nicht die Genugtuung, ihn verärgert zu haben, auch wenn das der Fall war. Ruhig wartete er, bis Tegans schwere Schritte durch den Gang verklungen waren, dann nickte er den Kriegern zu, das Ritual wieder aufzunehmen.

Lucan und die vier anderen sanken nacheinander auf die Knie, um Conlan die letzte Ehre zu erweisen. Sie sprachen ein Gebet, dann erhoben sie sich gemeinsam. Die Krieger zogen sich zurück, bis die große Schlusszeremonie anstand, die ihren gefallenen Kameraden zur Ruhe geleiten sollte.

„Ich bin der, der ihn nach oben trägt“, kündigte Lucan an, als die anderen hinausgingen.

Er sah, wie sie Blicke wechselten, und wusste, was das hieß. Die Älteren der Vampirrasse – insbesondere Gen-Eins-Angehörige – wurden niemals gebeten, die Last der Toten zu tragen. Diese Pflicht oblag den Angehörigen späterer Generationen, die weiter von der reinen Blutlinie der Alten entfernt waren. Denn dadurch konnten sie den brennenden Strahlen der aufgehenden Sonne so lange widerstehen, wie man brauchte, um einen Vampir anständig zur Ruhe zu betten.

Für einen Gen-Eins-Angehörigen wie Lucan bedeuteten die Begräbnisriten, in denen er der Sonne ausgesetzt war, acht Minuten Folterqualen.

Lucan starrte die leblose Gestalt auf dem Tisch an. Er wollte sich nicht von den Verletzungen abwenden, die Conlan erlitten hatte.

An seiner Stelle erlitten hatte, dachte Lucan. Das Wissen, dass eigentlich er selbst mit Niko auf Patrouille hätte sein sollen, machte ihn ganz elend. Hätte er den Highlander nicht in letzter Minute als Ersatz für sich losgeschickt, dann läge jetzt Lucan auf dieser kalten Metallplatte, Glieder, Gesicht und Rumpf verkohlt vom höllischen Feuer, den Bauch von Metallsplittern aufgerissen.

Lucans Verlangen, Gabrielle zu besuchen, war stärker gewesen als seine Verpflichtung gegenüber dem Stamm, und Conlan – wie auch seine trauernde Witwe – hatte den allerhöchsten Preis dafür bezahlt.

„Ich bringe ihn an die Oberfläche“, wiederholte er entschlossen. Er warf Gideon einen düsteren Blick zu. „Ruf mich, wenn die Vorbereitungen abgeschlossen sind.“

Der Vampir neigte den Kopf, womit er Lucan mehr Respekt zollte, als ihm in diesem Moment eigentlich zustand. „Natürlich. Es wird nicht lange dauern.“

Lucan verbrachte die nächsten Stunden allein in seinem Privatquartier. Er kniete in der Mitte des Raums, den Kopf tief gesenkt, betete und brütete vor sich hin. Dann erschien wie versprochen Gideon an der Tür und nickte ihm zu. Es war an der Zeit, Conlan wegzubringen und ihn den Toten zu übergeben.

„Sie ist schwanger“, sagte Gideon grimmig, als Lucan aufstand. „Danika ist im dritten Monat schwanger. Savannah hat es mir vor Kurzem erzählt, nachdem sie mit Danika geredet hatte. Conlan hat den Mut aufzubringen versucht, dir mitzuteilen, dass er den Orden verlassen will, wenn das Baby kommt. Er und Danika planten, einen der Dunklen Häfen aufzusuchen, um ihr Kind großzuziehen.“

„Mein Gott“, stieß Lucan hervor. Er fühlte sich noch elender, als ihm klar wurde, wie grausam Conlan und Danika um ihre glückliche Zukunft geprellt worden waren und dass ihr Sohn den mutigen und ehrenhaften Mann, der sein Vater war, nie kennenlernen würde. „Ist alles für das Ritual vorbereitet?“

Gideon neigte den Kopf.

„Dann lass uns anfangen.“

Lucan schritt voran. Seine Füße und sein Kopf waren nackt, auch sonst trug er nichts unter der langen schwarzen Robe. Gideon hatte die formelle Tunika des Ordens mit Gürtel angelegt. So waren auch die anderen Vampire gekleidet. Sie warteten in dem Gemach, das ausschließlich für Stammesrituale bestimmt war – von Hochzeiten und Geburten bis hin zu Begräbnissen wie diesem. Die drei Frauen des Quartiers waren ebenfalls anwesend. Savannah und Eva trugen zeremonielle schwarze Mäntel mit Kapuzen. Danikas Mantel war ähnlich geschnitten, aber von einem sehr dunklen Scharlachrot, das ihre heilige Blutsverbindung mit dem Verstorbenen anzeigte.

Vor der Versammlung lag Conlan auf einem prunkvollen Altar, umhüllt von einem dicken, schneeweißen Leichentuch.

„Wir fangen an“, verkündete Gideon schlicht.

Lucans Herz war schwer, als er lauschte. Die Totenmesse unterstrich die Symbolik von Unendlichkeit in jedem einzelnen Ritus der Zeremonie.

Acht Unzen Duftöl, um die Haut zu salben.

Acht Schichten weißer Seide, die den Körper des Gefallenen einhüllten.

Acht Minuten stummer Wacht bei Tagesanbruch durch ein Mitglied des Stammes, bevor der tote Krieger in die verbrennenden Strahlen der Sonne entlassen wurde. Dann würden sein Körper und seine Seele sich als Asche in alle Winde zerstreuen und er für immer Teil der Elemente sein.

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