Читаем Denken hilft zwar, nutzt aber nichts полностью

Und die dritte Gruppe? Diesen Probanden machten wir es noch schwerer. Sie bekamen nicht nur die korrekten Antworten zu sehen, sondern wurden auch aufgefordert, ihre Arbeitsblätter zu vernichten. Ob sie den Köder schluckten? Ja, sie betrogen. Im Durchschnitt beantworteten sie 35,9 Fragen korrekt – mehr als die Teilnehmer in der Kontrollgruppe, aber ungefähr genauso viel wie die Teilnehmer der zweiten Gruppe (die ihre Arbeitsblätter nicht vernichteten).

Zuletzt kamen die Studenten, die nicht nur ihre Arbeits-, sondern auch ihre Auswertungsblätter vernichten sollten – und dann in das Geldbehältnis greifen und sich nehmen konnten, was sie wollten. Wie Unschuldsengel vernichteten sie ihre Blätter, griffen in das Geldbehältnis und nahmen sich ihre Münzen heraus. Aber leider hatten die Engel keine ganz weiße Weste: Sie hatten im Durchschnitt angeblich 36,1 der 50 Fragen korrekt beantwortet – einige mehr als die 32,6 bei unserer Kontrollgruppe, aber etwa gleich viel wie die beiden anderen Gruppen, die Gelegenheit hatten, zu betrügen.

Was haben wir bei diesem Experiment gelernt? Die erste Schlussfolgerung ist, dass viele ehrliche Menschen betrügen, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gibt. Und es war nicht so, dass nur ein paar faule Äpfel darunter waren; wir stellten fest, dass die Mehrheit der Teilnehmer betrog, und zwar nur ein kleines bisschen.* Und bevor Sie der dünnen Harvard-Luft die Schuld für dieses Maß an Unehrlichkeit geben, sollte ich hinzufügen, dass wir bei ähnlichen Experimenten am MIT, in Princeton, an der UCLA und in Yale ähnliche Ergebnisse bekamen.

Das zweite Ergebnis ist noch beeindruckender: Das Risiko, ertappt zu werden, schien die Probanden nicht so stark zu beeinflussen, wie man meinen könnte. Als die Studenten Gelegenheit zum Betrügen bekamen, ohne dass sie ihre Unterlagen vernichten konnten, erhöhten sie die Zahl der korrekten Antworten von durchschnittlich 32,6 auf 36,2. Als sie jedoch die Chance bekamen, ihre Unterlagen zu zerreißen – ihre kleine Missetat also ganz zu vertuschen –, trieben sie ihre Unehrlichkeit keineswegs auf die Spitze. Sie betrogen weiterhin im ungefähr selben Maß. Das bedeutet, dass wir, selbst wenn kein Risiko besteht, erwischt zu werden, dennoch nicht über alle Maßen unehrlich werden.

Als die Studenten beide Blätter vernichten, in das Geldbehältnis greifen und gehen konnten, hätte jeder von ihnen vorgeben können, alle Fragen korrekt beantwortet zu haben, oder sich mehr Geld herausnehmen können (in dem Behältnis waren rund 100 Dollar). Aber niemand tat es. Warum? Irgend etwas hielt sie davon ab – etwas in ihnen. Doch was war es? Ehrlichkeit?

Auf diese Frage wusste der große Ökonom und Philosoph Adam Smith eine erfreuliche Antwort: »Als die Natur den Menschen für die Gesellschaft bildete, da gab sie ihm zur Aussteuer ein ursprüngliches Verlangen mit, seinen Brüdern zu gefallen, und eine ebenso ursprüngliche Abneigung, ihnen wehe zu tun. Sie lehrte ihn Freude über deren freundliche Gesinnung und Schmerz über ihre unfreundliche Gesinnung zu empfinden«, schrieb er.

Und er fügte hinzu: »Auch hängt der Erfolg solcher Leute beinahe immer von der Gunst und der guten Meinung ihrer Nachbarn und Standesgenossen ab, und dieser können sie selten teilhaftig werden, sofern sie sich nicht einer wenigstens halbwegs geordneten Lebensführung befleißigen. Das gute alte Sprichwort ›Ehrlichkeit ist die beste Politik‹ bewahrt also in solchen Lagen beinahe immer seine volle Wahrheit.«

Diese Erklärung aus der Zeit der industriellen Revolution klingt plausibel, ausgewogen wie ein Satz Gewichte und harmonisch wie glatt ineinandergreifende Zahnräder. So optimistisch diese Sichtweise erscheinen mag, Smiths Theorie implizierte eine düstere Schlussfolgerung: Da die Menschen hinsichtlich Ehrlichkeit eine Kosten-Nutzen-Analyse anstellen, können sie sich ebenso per Kosten-Nutzen-Analyse für Unehrlichkeit entscheiden. Nach dieser Sichtweise sind Menschen nur in dem Maße ehrlich, wie es ihnen Nutzen bringt (zu dem auch das Wohlwollen der anderen gehört).

Beruht die Entscheidung, sich ehrlich oder unehrlich zu verhalten, auf derselben Kosten-Nutzen-Analyse, mit deren Hilfe wir unsere Wahl zwischen verschiedenen Automarken, Käsesorten und Computerfabrikaten treffen? Ich glaube nicht. Zum einen: Können Sie sich vorstellen, dass ein Freund Ihnen seine vor dem Kauf seines neuen Laptops angestellten Überlegungen zum Kosten-Nutzen-Verhältnis mitteilt? Natürlich. Aber können Sie sich vorstellen, dass Ihr Freund Ihnen auseinandersetzt, wie seine Kosten-Nutzen-Analyse aussah, ehe er sich entschloss, einen Laptop zu stehlen? Natürlich nicht – es sei denn, Ihr Freund ist ein Gewohnheitsdieb. Vielmehr stimme ich mit anderen (von Platon bis heute) überein, die sagen, dass Ehrlichkeit etwas Größeres ist – etwas, das in nahezu jeder Gesellschaft als Tugend, als moralischer Wert betrachtet wird.

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