Huschidh folgte Luet ins Schiff und entdeckte sie auf der Kommandobrücke, auf der Issib, Huschidhs Gatte, sich mit Luets Gatten Nafai über die computerisierten Lebenserhaltungssysteme besprach. Computer hatten Huschidh nie interessiert — ihre Aufmerksamkeit galt der Wirklichkeit, Menschen aus Fleisch und Blut, keinen künstlichen Gebilden, die als Nullen und Einsen bestanden. Manchmal war sie der Ansicht, daß Männer sich gerade ihrer Unwirklichkeit wegen dermaßen für Computer begeistern konnten. Im Gegensatz zu Frauen und Kindern konnte man Computer völlig beherrschen. Daher verspürte Huschidh eine geheime Freude, wenn sie beobachtete, daß Issja oder Njef sich über irgendein absichtlich stures Programm ärgerten, bis sie schließlich den Programmierungsfehler fanden. Sie argwöhnte zudem, daß Issja im tiefsten Innern glaubte, daß ein Fehler in der Programmierung des Kindes vorläge, wenn eins ihrer Kinder absichtlich eigensinnig war. Huschidh wußte jedoch, daß es sich um keinen Fehler handelte, sondern um eine Seele, die sich selbst finden wollte. Wann immer sie versuchte, Issja dies zu erklären, bewölkte dessen Blick sich, und er floh so schnell wie möglich zurück zu seinen Computern.
Doch heute lief alles ganz glatt. Luet und Chveja breiteten das Mittagsmahl für die Männer aus. Huschidh hatte nichts besonderes zu tun und half ihnen dabei. Doch als Luet dann davon sprach, die anderen zum Essen rufen zu müssen, die im Schiff arbeiteten, ignorierte Huschidh geflissentlich die Andeutung und zwang Luet und Chveja auf diese Weise, die Leute selbst zu rufen.
Issib mochte ein Mann sein und mitunter Computer Kindern vorziehen, aber er war auch sehr aufmerksam. Luet und Chveja waren kaum fort, als er auch schon fragte: »Wolltest du mit mir sprechen, Schuja, oder mit Njef?«
Sie küßte ihren Mann auf die Wange. »Natürlich mit Njef. Ich weiß schon alles, was du denkst.«
»Sogar, bevor
Er erwähnte nicht, daß es ihm mehr Schwierigkeiten bereitete, sich zu erheben und zu bewegen. Obwohl seine Flossen in der Umgebung der Raumschiffe arbeiteten, so daß er nicht an seinen Stuhl gefesselt war, forderte jede größere körperliche Bewegung Issib eine beträchtliche Anstrengung ab.
Njef beendete seine derzeitige Arbeit — er hatte gerade irgendeinen Kode eingegeben —, erhob sich von seinem Stuhl und führte Huschidh auf den Gang hinaus. »Was gibt es?« fragte er.
Huschidh kam direkt zur Sache. »Du weißt doch, wie ich die Dinge sehe«, sagte sie.
»Du meinst die Beziehungen zwischen den Leuten? Ja, ich weiß.«
»Ich habe heute etwas sehr Beunruhigendes gesehen.«
Er wartete, daß sie fortfuhr.
»Luet ist … na ja, abgeschnitten. Nicht von dir. Nicht von Chveja. Aber von allen anderen.«
»Was bedeutet das?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Huschidh. »Ich kann keine Gedanken lesen. Aber es macht mir Sorgen.
»Wie ich sehe, hast auch du die höchste Achtung vor ihnen«, sagte Njef trocken.
»Ich sage ja nur, daß Luet früher etwas von demselben … was auch immer es ist … Gefühl der Verpflichtung für die ganze Gemeinschaft gehabt hat. Sie war mit allen verbunden. Nicht wie du; aber mit den Frauen vielleicht sogar noch stärker. Eindeutig stärker. Sie war praktisch die Vertreterin der Frauen. Seit man in Basilika feststellte, daß sie eine Wasserseherin ist, hatte sie diese Rolle inne. Aber das ist jetzt nicht mehr so.«
»Ist sie wieder schwanger? Das dürfte eigentlich nicht der Fall sein. Niemand sollte bei unserem Start schwanger sein.«
»Nein, so ist es nicht. Es ist nicht der Rückzug in sich selbst, wie er bei Schwangeren auftritt.« Huschidh war überrascht, daß Nafai sich tatsächlich daran erinnerte. Huschidh hatte nur einmal, vor Jahren, erwähnt, daß die Verbindungen von Schwangeren mit allen Personen in ihrer Umgebung schwächer wurden, während ihre Aufmerksamkeit sich nach innen richtete, auf das Kind. Aber so war Nafai nun mal. Tage-, wochen-, monatelang erweckte er den Eindruck, ein unbeholfener, übergroßer Heranwachsender zu sein, der dazu neigte, zur falschen Zeit das Falsche zu sagen, und den Eindruck erweckte, sich nie der Gefühle anderer bewußt zu sein. Und dann merkte man plötzlich, daß er die ganze Zeit sehr aufmerksam gewesen war; daß ihm praktisch alles auffiel, und daß er sich auch daran erinnerte. Da fragte man sich unwillkürlich, ob er dann, wenn er unhöflich war, unhöflich sein
»Wie ist es dann?«