Читаем Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке полностью

„Sie sind angerufen worden”, sagte Frida, das schielende Dienstmädchen Frau Zalewskis, als ich mittags auf einen Sprung nach Hause kam.

Ich drehte mich um. „Wann?”

„Vor ‘ner halben Stunde. War ‘ne Dame.[55]

„Was hat sie denn gesagt?”

„Sie will abends noch mal anrufen. Aber ich habe ihr gleich gesagt, es hätte nicht viel Zweck. Sie wären abends nie zu Hause.” Ich starrte sie an. „Was? Das haben Sie gesagt? Herrgott, wenn Ihnen doch mal jemand Telefonieren beibringen würde.”

„Ich kann telefonieren”, erklärte Frida pomadig. „Und zuhause sind Sie abends auch so gut wie nie.”

„Das geht Sie doch gar nichts an”, fluchte ich. „Nächstens erzählen Sie noch, ob ich Löcher in den Strümpfen habe.”

„Kann ich ja machen”, gab Frida zurück und sah mich hämisch mit ihren roten, entzündeten Augen an. Wir waren alte Feinde.

Ich hätte sie am liebsten in ihren Suppentopf gesteckt, beherrschte mich aber, griff in die Tasche, drückte ihr eine Mark in die Hand und fragte versöhnlich: „Hat die Dame nicht ihren Namen genannt?”

„Nee”, sagte Frida.

„Was hatte sie denn für eine Stimme? Ein bisschen dunkel und tief und so, als wäre sie etwas heiser?”

„Weiß ich nicht”, erklärte Frida so phlegmatisch, als hätte ich ihr nie eine Mark in die Hand gedrückt.

* * *

Abends um sechs Uhr war ich pünktlich zu Hause.

Zehn Minuten später klingelte das Telefon. Ich hörte meinen Namen und ging hinaus. „Entschuldigen Sie”, sagte ich verzweifelt in das Telefon, „ich kann Sie nicht verstehen, hier tobt ein Säugling; aber es ist nicht meiner.”

Ich war in einer schwierigen Lage; es war mir ein Rätsel, dass ich es fertigbrachte, mich trotzdem zum nächsten Abend zu verabreden.

* * *

Abends waren wir bei Gottfried verabredet. Ich aß in einer kleinen Kneipe und ging dann hin. Unterwegs kaufte ich mir im elegantesten Herrenmodegeschäft zur Feier des Tages eine prachtvolle neue Krawatte. Ich war immer noch überrascht, wie glatt alles gegangen war, und ich gelobte mir, morgen seriös zu sein wie der Generaldirektor eines Beerdigungsinstitutes.

Gottfrieds Bude war eine Sehenswürdigkeit. Sie hing voll von Reiseandenken, die er aus Südamerika mitgebracht hatte.

Außer Lenz und Köster waren Braumüller und Grau noch da. Theo Braumüller hockte mit sonnverbranntem, kupfernem Schädel auf der Sofalehne und musterte begeistert Gottfrieds photographische Sammlung. Er war Rennfahrer für eine Autofabrik und seit langem mit Köster befreundet. Am sechsten fuhr er das Rennen mit, zu dem Otto Karl gemeldet hatte.

Ferdinand Grau saß massig, aufgeschwemmt und ziemlich betrunken am Tisch. Als er mich sah, zog er mich mit seiner breiten Pratze zu sich heran. „Robby”, sagte er mit schwerer Stimme, „was willst du hier unter den Verlorenen? Du hast hier nichts zu suchen. Geh wieder weg. Rette dich. Du kannst es noch!”

Ich blickte zu Lenz hinüber. Er zwinkerte mir zu. „Ferdinand ist hoch in Form. Er versäuft seit zwei Tagen eine liebe Tote. Hat ein Porträt verkauft und gleich Geld bekommen.”

Ferdinand Grau war Maler. Dabei wäre er aber längst verhungert, wenn er nicht eine Spezialität gehabt hätte. Er malte nach Photographien fabelhaft lebensechte Porträts von Verstorbenen für pietätvolle Angehörige. Davon lebte er, – sogar ganz gut.

„Ein Gastwirt wars diesmal, Robby”, sagte er, „ein Gastwirt mit einer verstorbenen Erbtante[56] in Essig und Öl.” Er schüttelte sich. „Schauderhaft.”

„Hör mal Ferdinand”, erwiderte Lenz, „du solltest nicht so harte Ausdrücke gebrauchen. Du lebst ja von einer der schönsten menschlichen Eigenschaften: von der Pietät.”

„Unsinn”, erklärte Grau, „ich lebe vom Schuldbewusstsein. Pietät ist nichts als Schuldbewusstsein. Man will sich rechtfertigen für das, was man dem lieben Verstorbenen bei Lebzeiten alles gewünscht und angetan hat.”

Ich kletterte über das Sofa zu Köster hinüber. Mir war plötzlich etwas eingefallen. „Otto, du musst mir mal einen Gefallen tun. Ich brauche morgen abend den Cadillac.”

Otto schloss die Augen bis auf einen kleinen Spalt und lächelte. „Gut, Robby; meinetwegen.”

„Brauchst du den Wagen vielleicht zu deiner neuen Krawatte?” fragte Lenz, der herangekommen war.

„Halt den Schnabel”, sagte ich und schob ihn beiseite. Aber er ließ nicht locker. „Zeig mal her, Baby!” Er befühlte die Seide. „Herrlich. Unser Kind als Gigolo. Mir scheint, du willst auf Brautschau!”

„Du kannst mich heute nicht beleidigen, du Verwandlungskünstler”, erwiderte ich.

„Brautschau?” Ferdinand Grau hob den Kopf. „Warum soll er denn nicht auf Brautschau gehen?” Er wurde lebhafter und wandte sich mir zu. „Tu’s ruhig, Robby! Du hast noch das Zeug dazu. Zur Liebe gehört eine gewisse Einfalt. Die hast du. Bewahre sie dir. Sie ist ein Gottesgeschenk. Nie wieder zu kriegen, wenn man sie mal verloren hat.

„Nimms dir nicht allzusehr zu Herzen”, grinste Lenz. „Dumm geboren werden ist keine Schande. Nur dumm sterben.”

„Schweig, Gottfried.” Grau wischte ihn mit einer Bewegung seiner mächtigen Tatze beiseite. „Auf dich kommts nicht an, du Etappenromantiker[57]. Um dich ists nicht schade.”

VI

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