Со здоровьем проблемы остались – писать не может, всё печатает на компьютере. Этлисы приехали в общежитие 26-го апреля, а 11-го мая приехал сын. До этого много лет они его не видели и не слышали, только по телефону. Сын привёз компьютер, установил его, купили монитор, принтер, показал, как работать. С тех пор Эмиль с удовольствием работает на компьютере.
Сын эмигрировал даже раньше родителей, но в Израиль. Спустя 5 лет перебрался в Канаду, там две взрослые внучки уже. А дочь в Европе, замужем за датчанином, и живёт в Дании. Тут один внучок, еще маленький. Иногда то одни, то другие приезжают во Фрайбург. Так что всё в порядке.
EMIL JAKOWLEWITSCH ETLIS: GHETTO-NARBE UND TRÄUME VON BROT
Rumänische Kindheit und Jüdisches Ghetto
Emil Etlis wurde 1936 in Bukarest geboren. Als rumänische Staatsbürger sprachen er und seine Mutter bis zum Kriegsbeginn ausschließlich Rumänisch.
Mutter, Basja Schmulewna Etlis, wurde 1901 in der moldawischen Stadt Bendery geboren, wo ihr Vater und Emils Großvater Weinbauer war. Basja schloss das dortige Gymnasium ab, ging an die medizinische Universität in Bukarest, absolvierte die Fakultät für Pharmakologie und arbeitete ihr ganzes Leben in Apotheken.
Emil, der einzige Sohn, hat seinen Vater nie gesehen, außer auf Fotos. Die Mutter erzählte nichts von ihm, und er fragte sie nicht aus. Genauer gesagt, versuchte er, etwas zu erfahren, aber die Mutter verkapselte sich sofort und wollte nichts sagen.
1940, als Moldawien sowjetisch wurde, siedelten viele Juden dorthin um. So landeten auch Emil und seine Mutter in Kischinew (Chișinău), wo Mama in einer Apotheke in Kostjuscheny, am Stadtrand, arbeitete: dort gab es einen regelrechten Krankenhauscampus…
Emil bemerkte sogar nicht, wie und wann Rumänisch im Gehirn von selbst «abschaltete» – er und seine Mutter wechselten irgendwie zu Russisch. Am 22. Juni begann der Krieg, Kischinew lag ganz nah an der Grenze, das Krankenhaus befand sich weit abseits; als Mama und Sohn den Koffer gepackt, einen Korb mit Lebensmitteln gefüllt hatten und zu fliehen beschlossen, war es schon zu spät. Es gelang ihnen, sich in den Zug hindurchzupressen, aber sie legten jedoch nur eine kleine Strecke zurück. Die Deutschen hielten den Zug an und unterbrochen die Fahrt. Alle wurden aus den Wagen hinausgeführt, in Reih und Glied aufgestellt und in irgendwelche Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe wurde unmittelbar vor den Augen der anderen erschossen: Selektion? Juden? Niemand verstand das, und alle waren verrückt vor Angst!
Der Koffer, der Korb und die Papiere blieben im Zug. Man führte sie lange irgendwohin, dann wurden sie in Fahrzeugen in unbekannte Richtung gebracht und letztendlich erreichte die Kolonne die Stadt Rybniza im Norden Moldawiens. Dort war bereits eine Menge Juden zusammengetrieben und ein Ghetto eingerichtet worden. Die meisten Ghettobewohner waren Frauen und Kinder, Männer gab es hier so gut wie keine, und wenn schon, dann alte oder körperbehinderte.
Эмиль Этлис (1972) / Emil Etlis (1972)
Die Fenster in der Baracke waren warum auch immer sehr hoch oben gelegt (oder kam es dem 4,5 Jahre alten Jungen nur so vor?). Die Wände waren mit Lehm bestrichen, man konnte sie ruhig mit den Nägeln kratzen. Emil schlief zusammen mit der Mutter auf einer Liegebank. Am Tag wurden die Erwachsenen (die Mutter natürlich auch) zur Arbeit weggebracht. Und die Kinder blieben in der Baracke – ohne Essen und ohne Aufsicht. Einmal setzten sich die Jungen entlang der staubigen Straße hin und bemerkten sogar nicht, wie auf sie ein Soldat zurannte und begann, sie alle mit einem Stock zu verprügeln. Als die Mutter am Abend zurückkam, war sie einer Ohnmacht nahe, aber sie als Medizinerin stellte doch dem blutbefleckten Sohn die Diagnose einer Gehirnerschütterung. Es gab keine Medizin, sie spülte irgendwie die Wunden und verband ihm den Kopf mit ihrem Tuch. Alles verheilte, aber es blieb eine Narbe im Kopfkrone zurück. Schon nach dem Krieg warnte ein Psychiater: Es könnte Schlaf-, Blutdruck– und Gedächtnisstörungen geben.
Am ehesten war dieser Soldat Deutscher. Obwohl Rumänen marodierten und drangsalierten, waren sie doch menschlicher: Sie hätten die Kinder nie so verprügelt.
Während des ganzen Krieges war Emil wahnsinnig hungrig. Und er dachte, dass es in Kischinew, wenn er dorthin zurückkehrt, eine Unmenge von Brot geben werde, mit dem er sich vollstopfen werde. Häufig träumte er – und träumt heute immer noch – nachts von Brot.
Evakuierung oder Ghetto?