Читаем Еврейские судьбы: Двенадцать портретов на фоне еврейской иммиграции во Фрайбург полностью

Mark erinnert sich immer noch daran, wie ihm seine jüdische Herkunft zum ersten Mal unter die Nase gerieben wurde. Während eines Spiels versetzte er eins seiner Nachbarin, die genauso alt war wie er – die beiden gingen in die zweite Klasse. Er wurde handgreiflich, weil sie «ein Brautpaar» genannt wurden, und Mark beweisen wollte, dass das Mädchen keine «Braut» sei. Das Mädchen beklagte sich bei der oberen Pionierleiterin – jedoch nicht darüber, dass Mark ihr einen Stoß versetzt hatte, sondern darüber, dass er mit seinem roten Halstuch zu Hause den Fußboden wischte. Es fand eine außerordentliche Versammlung des Pioniergruppenrates statt, die Pioniergruppe wurde aufgestellt, und die Pionierleiterin sagte ungefähr Folgendes: «Während des letzten Krieges kämpfte dieses Volk nicht so tüchtig und es weiß das vergossene proletarische Blut nicht zu würdigen, deswegen wischen sie Fußböden mit rotem Halstuch».

Der kleine Mark versuchte, die Tränen zurückdrängend, zu beweisen, dass das Halstuch so klein sei, dass man damit keine Fußböden wischen könne, aber er musste doch in Tränen ausbrechen. Von der Schule wurde er damals nicht fortgejagt, von der Pioniergruppe auch nicht. Als er aber mit 14 Jahre in den Komsomol aufgenommen wurde, wurde ihm dieser Vorfall übel vermerkt. Für einige war auch der doppelte Familienname – Lwow-Brodskij – verärgernd: Diese Judenbengel haben alles an sich gerissen, selbst die Familiennamen – ungefähr so war der Gedankengang.

Die Mutter war damals als Kalkulatorin (eine Art Hilfskraft in der Buchhaltung) in einer Sportwarenfabrik tätig. Sie war tagsüber arbeiten: damals war es üblich, dass alle Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz nur zusammen mit dem Chef verlassen durften, auch wenn er bis 22 Uhr im Büro blieb. Deswegen waren die Kinder sich selbst überlassen und verbrachten die meiste Zeit nicht mit Hausaufgaben, sondern draußen. Alle Buben hatten Schleuder, mit denen sie auf Spatzen schossen. Am Abend versammelte man sich, federte die Spatzen und grillte sie über offenem Holzfeuer. Im Endeffekt gab es nicht besonders viel zu Essen, aber man hatte wenigstens etwas im Mund und spürte den Fleischgeschmack.

Das Studium und Arbeitsleben

in Sibirien und wieder an Dnjepr

1957 absolvierte Mark (fortan Miron) die Schule und wollte die lokale Bauhochschule beziehen, aber er scheiterte. Den fünften Punkt im Pass (Nationalität) kann man dafür kaum verantwortlich machen – Miron war nie ein Musterschüler. Dann bemühte sich die Mutter um seine Anstellung als Dreher-Lehrling im Dnepropetrowsker Baumaschinenwerk.

Und nach einem Jahr, 1958, wurde Miron zum Pflichtwehrdienst einberufen. Damals dauerte er drei Jahre. Obwohl man in der Kaserne über die Juden in absprechendem Tone redete, wurde Miron gegenüber keine besondere Aggression ausgedrückt. Beim Militär begann er, etwas Ordnung in sein Leben zu bringen: er absolvierte einen Vorbereitungskurs für Hochschulaufnahmeprüfungen. Allerdings sah er damals schon ein, dass es so gut wie sinnlos war, Aufnahmeprüfungen an einer Dnepropetrowsker Hochschule abzulegen: In der Ukraine wurden in jenen Jahren nahezu keine Juden immatrikuliert.

Es fand sich ein Ausweg, aber… in Sibirien! Ein Freund aus Irkutsk lud Miron zu sich ein, und dort wurde er ohne weiteres an der Polytechnischen Hochschule immatrikuliert. Während der ersten anderthalb Jahre studierte er berufsbegleitend und arbeitete im Irkutsker Aluminiumwerk. Entgegen den «sibirischen» Traditionen versoff er dort seinen Verstand nicht, sondern ordnete sein Leben endgültig und heiratete sogar. Im vierten und fünften Studienjahr war er ein ausgezeichneter Student und bekam ein Leistungsstipendium. Als Miron den Studiengang «Buntmetalle» an der Polytechnischen Hochschule absolvierte, wurde ihm ein Arbeitsplatz im Zinnwerk Nowosibirsk zugewiesen.

In Sibirien war kein Antisemitismus spürbar. Schon im zweiten Jahr nach der Anstellung wurde Miron zum Vorsitzenden des Berufsnachwuchsrates gewählt, und während der dreieinhalb Jahre im Werk durchschritt er in seiner beruflichen Laufbahn Stationen wie Schmelzer (elektrisches Schmelzen), Hüttenmeister, Schichtleiter und endlich Oberhüttenmeister – ein ziemlich rasanter Aufstieg.

Die Familie wuchs auch weiter: Es gab zwei Kinder! Praktisch unmittelbar danach erhielt Miron ein Zimmer in einer Dreizimmerwohnung, wo noch zwei Familien wohnten, zugewiesen. Er ließ sich auf der Warteliste für eine separate Wohnung eintragen, aber er hätte mindestens fünf bis sechs Jahre warten müssen.

Deswegen beschloss er nach dreieinhalb Jahren in Nowosibirsk, nach Dnepropetrowsk zurückzukommen: dort lebten alle seine Verwandten, es zog ihn buchstäblich dorthin.

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